Ich bin ein Lernender, wenn ich meiner Tochter zeige, wie Wörter auszusprechen oder Segel an Legoschiffe anzubringen sind. Jedes dieser kleinen Exempel hat eine Bedeutung, die ich für mich durchspiele und in die Vergangenheit zurückverfolge.
Ich merke schnell, dass nicht alle Wörter und Schiffskonstruktionen akzeptiert werden; dass mir eine vollkommen eigenständige Persönlichkeit gegenübersteht, die mitgenommen, aber nicht bestimmt werden will. Ich lerne zu beurteilen, was ich ihr lassen und welche Grenzen ich ihr setzen muss, obwohl ich diese vielleicht selbst nicht gerne einhalte.
Vor allem bin ich von der Offenheit meiner Tochter in den Bann gezogen, von ihrer intensiven Art, Dinge aus mir herauszuholen, die ich lange vor mir selbst versteckt hatte. Diese Funde bereichern dann auch andere Lebensbereiche, in denen ich mich kreativer, interessierter, emotionaler, konkreter oder kompletter fühle als vorher.
So anstrengend es ist, einem Kind einen guten Start ins Leben geben zu wollen, Eltern erfahren dabei viel darüber, was verantwortungsvolles Handeln sich selbst und anderen Mitgliedern der Gesellschaft gegenüber bedeutet. Gemeinschaftssinn kann gar nicht besser geschult werden.
– Wir sind 1989er »
„Kinder machen immer nur, was sie wollen – auch sonst haben sie uns einiges voraus“ – dieser Spruch könnte auch ein Erziehungsmotto werden, für diejenigen, die sensible und humorvolle, später verantwortungsbewusste Kinder haben wollen. Ich habe meine Kinder großzügig, achtsam und mit Respekt erzogen. Heute genieße ich ihre Gegenwart.
Liebe Grüße
Nina
Comment: Nina – 06. Oktober 2009 @ 22:04
Hallo Nina, da hast du sicher recht, das Erziehungsmotto übernehme ich sofort. Erwachsene tun zu wenig das, was sie wollen, vielleicht weil sie so oft böse Überraschungen damit erlebt haben. Das macht möglicherweise einen Teil der Achtsamkeit in der Erziehung aus: Die Kleinen müssen manchmal einfach vor ihrem eigenen Willen geschützt werden. Oder schätze ich das zu oberlehrerhaft ein?
Gruß urb
Comment: urb – 06. Oktober 2009 @ 22:45
Hallo urb,
ich denke, der Spruch bezieht sich mehr auf den verborgenen Willen als auf den Alltag. Den Willen aufzuspüren und über Jahre hinweg zu hüten, das ist meiner Ansicht nach die Herausforderung an den Erzieher.
Liebe Grüße
Nina
Comment: Nina – 08. Oktober 2009 @ 20:01
O.k., Nina, ich gebe mich geschlagen! Ich will meine Tochter natürlich nicht verbiegen, sondern ihr helfen, zu wissen, was sie wirklich will. Dann hat sie’s vielleicht einmal besser als ich! 😉 Herausforderung und Gefahr liegen dann in der Interpretation von „wirklich“. Wir haben schließlich einen ganzen Haufen unausstehlicher Leute um uns herum, deren Eltern immer besser wussten, was sie wirklich wollen, oder? Gruß urb
Comment: urb – 08. Oktober 2009 @ 23:18
Hi,
kann das sein, dass die Eltern von dem Haufen unausstehlicher Leute nie die Anstrengung unternommen haben den Willen der Kinder zu spüren?
Liebe Grüße
Nina
Comment: Nina – 09. Oktober 2009 @ 22:05
Möglicherweise, Nina, ich habe allerdings nicht alle durchanalysiert. Jedenfalls bemühe ich mich, meiner Tochter gegenüber nicht nach Vorschriften zu handeln, sondern eher mit Einfühlung.
Comment: urb – 12. Oktober 2009 @ 13:25
Hi,
ein Vater, der so einfühlsam über seinen Umgang mit der kleinen Tochter schreiben kann, ist sicherlich auf dem richtigen Erziehungsweg. Du wirst sehen, wie mit der Zeit auch der Spruch “ Unsere Kinder sind unser Spiegel“ reifen wird. So wirst du eines Tages deine Liebenswürdigkeit in ihr entdecken.
Liebe Grüße
Nina
Comment: Nina – 12. Oktober 2009 @ 13:57
[…] eng mit Erziehung verknüpft. In diesem Zusammenhang kann ich aus meinem Alltag schöpfen und meine Rolle als Erzieher und Vater überdenken. Hier habe ich viel Feedback von einer Baustellenkollegin erfahren. In diese […]
Pingback: Hyperbaustelle » Utopie im Oktober | Utopie-Blog – 02. November 2009 @ 07:16
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