Die Dioskuren der Weimarer Klassik schrieben sich 1799 138 Briefe. Jeden zweieinhalbsten Tag des Jahres sandten sie an den anderen oder erhielten vom ihm Post, und jede einzelne Sendung hatte meist eine beträchtlich Länge. Die Herren waren nur dann kurz angebunden, wenn sich Schiller in Weimar aufhielt und sie sich brieflich zu Gesprächen, Theater, Essen etc. verabredeten. Das nenne ich Disziplin und Mitteilungsbedürfnis, von dem sich selbst eine hartgesottene Internetcommunity einen ganzen Aufschnitt abschneiden kann.
So viel Dialog muss die Menschheit als ganze weiterbringen und ist, vollkommen ohne Ironie gesprochen, bewundernswert. Die dem Wort Verschriebenen haben der Nachwelt, wie ich finde, zeitlose Kommunikationsbausteine hinterlassen, die eine Hypertextmaschine immer wieder zu neuen Briefen mit eigenem Sinn zusammensetzen kann. Ihr seht also, die Programmierung eines Generators war eine höhere Eingebung.
Den Briefgenerator habe ich hier auf den Server gestellt. Absender, Empfänger, dritte Person und Ort, über die gesprochen wird, lassen sich mit in die Briefe einbauen. Die Maschine ist unter http://www.hyperbaustelle.de/goethe/goethe.htm direkt aufzurufen, samt einiger Infos rund um die beiden Weimarer. Ich rate euch mit den Worten Schillers, sich dieses Produkt wundershalber doch anzusehen.
In nächster Zeit werden in der Rubrik Maschinen noch einige Hypertextgeneratoren folgen. Solche Generatoren haben mich immer begeistert, weil der Zufall sehr poetisch ist und schöne Kombinationen hervorbringt. Die sagen einem manchmal mehr als Tage lang »zu Ende« Gedachtes. Ähnliche Produktionsmethoden pflegten auch die Dichterfürsten: »Ich muß mich nur, nach Ihrem Rat, als eine Zwiebel ansehen, die in der Erde unter dem Schnee liegt, und auf Blätter und Blüten in den nächsten Wochen hoffen.«
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[…] Kabarett und Jazz, die festverankert in der Gesellschaft dennoch Denken und Sinne öffnen, der Dialog zweier Dichter und Denker oder die Erzählung, in der Geschichte zu einem gemeinsamen und […]
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