»Ohnehin alles Utopie. Leider.« So könnte man den Tenor der Meinungsäußerungen auf Twitter leider auch zusammenfassen. Alles, was nie wirklich werden kann, wird mit Utopie identifiziert, obwohl sie doch ganz aus dem Möglichen besteht. So degeneriert sie zum Namen eines Restaurants, wohinter allerdings auch ein ganz guter Ansatz stecken könnte, wer weiß. In der Politik wird der Begriff dem Dunkel jenseits der Parteiräson zugeordnet:
Dass zumindest noch SPD-Grünschnäbel einer Utopie nachlaufen überrascht positiv. Wenn dem Sehen einer Serienstaffel en bloc utopischer Charakter verliehen wird, verweist das zumindest auf den wünschenden Kern der Utopie.
Unterschwellig wird manchmal mehr ausgesagt, als offenbar bewusst ist. Ein aufgeräumtes Zuhause würde ich durchaus als utopisch bezeichnen wollen. Doch global gesehen, haben wir ein solches definitiv nirgends. Und wen die Triebe reiten, muss sein sexuelles Sendungsbewusstsein scheinbar in alle Begrifflichkeiten mischen.
Dieser Post trifft ins Schwarze:
Der Folgende begibt sich ins dialektische Abseits: »Ich bin weder noch«, eine ganz üble Position für einen Utopisten.
Dann gibt’s noch den absolut passenden Literaturhinweis, eine Neuerscheinung vom 10. Oktober: Vermessung der Utopie von Raul Zelik und Elmar Altvater. Auf was immer sich der nächste Post beziehen mag: Ganz und gar unutopisch ist die Vorstellung, es sich ignorant mit Idiotenzusammen einzurichten.
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Hi,
„Gedanken hüpfen wie Flöhe von einem Menschen auf den andern. Aber sie beißen nicht alle.“(S.Lec). Ist das deine Botschaft? LG Nina
Comment: Nina – 12. Oktober 2009 @ 22:35
Hi, Nina, der wunderbare Lec und seine sämtlichen unfrisierten Gedanken: Der Aspekt schwingt sicher mit, mir ging es aber um das abschätzige Verständnis von Utopie, das zutiefst resignierte Geisteshaltungen offenbart. „Alle unsere unterschiedlichen Fiktionen ergeben zusammen die gemeinsame Wirklichkeit.“ (Lec) Und wie kann man mit ihm eine unutopische Position beschreiben? Die Dummheit überschreitet keine Grenzen. Überall, wo sie hintritt, ist ihr Territorium. (Lec)
Comment: urb – 13. Oktober 2009 @ 00:00
[…] Augenscheinlich gibt es ein Interesse an Utopie im nicht streng ideologischen Sinne, auch wenn eine Twitter-Stichprobe ein eher verkapptes Bild ergeben hat. Utopie wird im landläufigen Verständnis zwar als das […]
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