Bloggen? Nein, das Sendungsbewusstsein habe ich einfach nicht! Ein oft gehörter Einwand. Ich muss nicht verbreiten, dass ich mir jetzt Kaffee gemacht habe oder meinen Koffer packe, um auf die Buchmesse zu fahren, oder welche Orte auch immer besonders imageträchtig sein mögen. Mir fehlt die Lust (d.i. ich und Libido) , mich zu einem Nachrichtenaggregator zu machen, der atemlos kleinen rollenden Steinen auf der schiefen Ebene hinterherhechelt. Und für berufliche Zwecke kann ich das hier auch nicht nutzen (d.i. ich und Utilitarismus). Was isses dann? Sei doch mal ehrlich … Oder lass es bleiben.
Also gut, ich sag’s jetzt … Irgendwie habe ich das Gefühl, nicht ganz verschwunden zu sein, wenn ich einen weiteren Baustein in die Hyperbaustelle klatsche. Eine scheinbar völlig sinnlose Selbstäußerung, aber doch ganz angenehm, muss ich zugeben. Ich notiere die Dinge, die mir im Kopf herumgehen, sehe mir bloß durch die Arbeitsumgebung des browserintegrierten Editors etwas mehr beim Denken zu, als wenn ich nur in mein Notizbuch schreibe. Und damit das ans Sinnlose grenzende Unterfangen nicht noch jeden Sinn einbüßt, muss man (d.i. ich mit Imperativ) dranbleiben, mit einem Wort: eine Selbstdisziplinierungsmaßnahme.
Ob sich dabei mein Denken schärft? Keine Ahnung. Wär schon nicht schlecht, obwohl wenn ich das anhaftende Pathos bedenke, lieber nicht. Aber irgendwie übt man (d.i. ich und das Allgemeine), persönlich und öffentlich zugleich zu schreiben, sozusagen »kommunizierte Hilflosigkeit« zu betreiben, ohne dabei Ressourcen zu verschwenden. Auch wenn mir auf diesen Post niemand antworten wird, vorweggenommen sind die Kommentare ohnehin als Stimmen in meinem Kopf. Ich (d.i. ich und Weltgeist) bin es, der euch antwortet, das solltet ihr bedenken.
Und denkt auch daran: Kommentare sind im Blog so schön strukturiert, fast idealtypische Gespräche, die so im Leben keinen Platz haben. Dort fällt man sich grob ins Wort, und derlei schöne Figuren der abendländischen Gesprächskultur mehr. Vielleicht komme ich im Alltag einfach zu wenig dazu, mir zu widersprechen (d.i. ich und der Andere). Blogseits würde ich mich unter Pseudonym sogar selbst kontrovers kommentieren, so wohl fühle ich mich dieser Struktur. Verratet es bloß keinem weiter. Aber die Krönung ist es letztlich doch, wenn man (d.i. ich und Nicht-Ich) Antwort von draußen bekommt. Es ist die Geste des sich Gegenseitig-auf-etwas-aufmerksam-machen, die mich manchmal richtig glücklich macht.
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Ich mache die Drohung gleich wahr und bringe einen Kommentar an: Im Webriting-Magazin wird die Grundmotivation des Bloggens angesprochen: Vom Eigennutz beim Bloggen: http://www.webwriting-magazin.de/vom-eigennutz-beim-bloggen/. Es muss dir selbst was bringen! urb
Comment: urb – 22. Oktober 2009 @ 14:37
[…] Themen auf der Hyperbaustelle spiegeln bislang vor allem mein Verständnis von Utopie wider. Am stärksten nachgefragt wurde ein internetaffines Thema: Crowdsourcing besitzt […]
Pingback: Hyperbaustelle » Utopie im Oktober | Utopie-Blog – 02. November 2009 @ 14:49
[…] Themen auf der Hyperbaustelle spiegeln bislang vor allem mein Verständnis von Utopie wider. Am stärksten nachgefragt wurde ein Internet-Thema: Crowdsourcing besitzt eine […]
Pingback: Hyperbaustelle » Utopie im Oktober | Utopie-Blog – 24. September 2010 @ 01:25