Georg Schramm ist für mich die Antwort auf das Bildungsproblem, das er anprangert – und demnach ein Kabarettist mit utopischem Drive. Wenn er darüber ablästert, wie in Deutschland PISA-Krüppel und ein solider Stand von Idioten gezüchtet werden, wird klar, wie Bildung aussehen sollte: eigenwillig, kritisch, investigativ, unbestechlich, pointiert und artistisch formuliert. Da mag es uns ansonsten übel werden zwischen den schönheitsoptimierten Elendsglandestalten Klum und Pooth, wenn sie uns als maßgeblich aufoktroyiert werden, Schramm kann dies jedenfalls wieder ausgleichen.
Natürlich wirken die Bildungsversprechen und die Qualifizierungsinitiative der Frau Schavan besonders lächerlich, wenn man der überzeugenden Argumentation Schramms folgt: Der Pöbel soll nicht vergleichen, zögern, nachdenken, sondern konsumieren. Wir brauchen Idioten, sonst frisst keiner das Gammelfleisch. In seinem Buch »Lassen Sie es mich so sagen« weist er daraufhin, warum der Intelligenztest als preußisches Musterungsinstrument erfunden wurde: nicht etwa zur Begabtenförderung, »sondern um Idioten von den komplizierteren Waffen fernzuhalten«. »Pädagogische Konzepte sind etwas für Festreden«, bemerkt er weiter. »Der liberale Bildungsbürger war immer nur die Dekoration. Und heute ist er tot – und Westerwelle lebt.«
Sehr dankbar bin ich Georg Schramm für diese Passage und borge mir seine zornige Rede:
»Aber vielleicht weiß der Staat gar nicht mehr, welche Menschen wir brauchen, und überlässt das Ganze einem Hundt vom Arbeitgeberverband, der noch nicht mal einen Fußballclub in der Provinz führen kann. Wenn es nach Hundt geht, arbeitet der junge Mensch geistig flexibel für Billiglohn, finanziert davon seine und unsere Rente, konsumiert tüchtig, reist jedem Job hinterher und zeugt auf dem Weg nach Hause ein paar Kinder.« (Goerg Schramm, Lassen Sie es mich so sagen)
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„dünn hungern und Dreck fressen“
Ich habe jetzt Hunger und komm bei Euch vorbei.
Gruß Mario
Comment: wil – 18. November 2009 @ 19:21
[…] Georg Schramm hat den ideologischen Sinn der Volksverblödung aufgedeckt: Scharfzüngig beweist er, dass pädagogische Konzepte nur etwas für Festreden sind und Bildungsversprechen Alibis von Politikern, Medienverantwortlichen und Wirtschaftsweisen, die sonst zugeben müssten, dass sie Idioten eigentlich für viel nützlicher halten. Bildung darf also auf keinen Fall ein von oben herab verabreichtes Mittel sein, sonst hat sie nur allzu oft abführende Wirkung: Sie sollte stattdessen persönlichen und dialogischen Charakter haben, dadurch geprägt sein, dass sich jeder Einzelne auf eigenem Kurs durch das Bildungsfeld bewegt und Antworten auf die Fragen finden darf, die sich ihm stellen. […]
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