»Die Demonstranten sind auf dem Weg zum Bahnhof! Macht euch auf, kämpft für eure Bildung!« Es wird getwittert, was das Zeug hält. »Leute zum Plakate verteilen gesucht!!! Abholen am Infostand!« Die Studierenden vernetzen sich über die sozialen Medien, gewinnen dadurch nicht nur Öffentlichkeit, sondern können gezielt vor Ort agieren. »Organisatorische Vernetzung AG – Treffen Ort: ORGA Raum-Hauptuni Um15:00!« Es entsteht echte Solidarität und steckt mehr Leute an als die Schweinegrippe: »Es gibt warme Suppe zum Mittagessen, heute sogar aus Porzellantellern. Wir werden immer besser!« Gemeinsam trotzt man den autoritären Gegenmaßnahmen. »Rektorat droht den Studenten – Räumung durch Polizei in Sicht?«
Tolle Sache! Weiter so! Mich hält es kaum mehr auf meinem Schreibtischstuhl. Georg Schramm vom Post von vorgestern ist widerlegt. Unsere Studierenden lassen sich nicht verblöden, sondern haben ganz genau begriffen, was der Bologna-Prozess ist: eine groß angelegte Sparmaßnahme. »Erste Erfolge: Niedersachsen kündigt Studiengang-Reformen des Bachelor an. Schavan für BAFöG- Erhöhungen!« Bachelor-Studiengänge erweisen sich als reformbedürftiges Reformprodukt: vollkommen überladen, verschult, ersticken jede persönliche Entfaltung und Mobilität. Nebenher ist es kaum mehr möglich, Geld zu verdienen. Stattdessen nehmen die Hochschulen ihren Zöglingen noch 500 Euro pro Semester ab und geben ihnen dafür nicht mal einen Stuhl, auf dem sie im Vorlesungssaal sitzen können. Super!
Das Spannenste, was man derzeit im Netz lesen kann, ist neben den Twitter Suchsträngen #unibrennt und #unsereuni die Seite www.unsereunis.de. Von diesem WordPress-Blog aus vernetzen sich die Studis bundesweit. Wozu Medienkompetenz doch gut sein kann! Hier werden die Forderungen bekannt gegeben, die mehr als vernünftig sind (eine kleine Auswahl):
Von Seiten der Politik heuchelt man Verständnis, dem allerdings nicht zu trauen ist. Bloß nicht! Man gibt den Studierenden recht, versucht nur die Gemüter zu beruhigen und den schwarzen Peter weiterzuschieben. Lehrer drohen mit Verweisen, Hochschullehrer mit Polizei. Manche Hochschullehrer solidarisieren sich auch: »Langsam füllt sich der Hörsaal. Um 14 Uhr spricht Prof. XY zu „Ideen für eine Uni von morgen“.« Na, hoffen wir das Beste! Aber vergesst nicht, liebe Studentinnen und Studenten, ihr habt mehr Macht als ihr denkt, und sie haben Angst vor dem, was da berechtigterweise von euch zu erwarten ist. Zieht euer Ding durch!
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Hi urb,
ich bin ganz deiner Meinung, junge Menschen sollen aktiv ihre Zukunft mitgestalten – die Ideen von Morgen verleihen auf jeden Fall Flügel statt Fesseln. LG
Comment: Nina – 22. November 2009 @ 17:25
[…] haben die Geschehnisse rund um die Bildungsstreiks an den Hochschulen. In einem eigenen Beitrag habe ich es mir nicht nehmen lassen, auf den Bologna-Prozess als groß angelegte Sparmaßnahme […]
Pingback: Hyperbaustelle » Der kritische November | Utopie-Blog – 02. Dezember 2009 @ 16:52