Das hat sich wahrscheinlich jeder schon einmal gewünscht: Dass die Kommentatoren ihre vornehm-nüchterne Verbalbissigkeit in eine menschliche Regung verwandeln. Ich habe mich jahrzehntelang gefragt, warum in den Medien niemals Tacheles gesprochen wird. Damit meine ich nicht nur Hasstiraden von Hassknecht. In den Öffentlich-Rechtlichen schreckte beinahe jede Diskussion vor der Quintessenz zurück, auch wenn sie noch so auf der Zunge lag. Gut, im Privatfernsehen kam es erst gar nicht zur Diskussion.
Nehmen wir beispielsweise den Arbeitsmarkt: Dass es hier strukturelle Probleme gibt, die mit den herkömmlichen politischen Mitteln nicht überwindbar sind, wird niemals ausgesprochen. Der schwarze Peter bleibt beim unfähigen Bewerber, der sich nicht fit genug gemacht und zu wenig Bewerbungen geschrieben hat. Andere Akteure kommen mit ihren Verfehlungen überhaupt nicht in den Blick: Die Klientelpolitik der FDP darf sich mit aller Dreistigkeit behaupten und Forderungen stellen, obwohl nichts auf den Weg gebracht wurde, was die Beschäftigungssituation im Ansatz verbessern könnte.
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Fürwahr, nicht schlecht. Aber das war der Satirekanal, oder? Wo kam das?
Comment: mule – 15. März 2010 @ 22:32
Temperament statt Lahmarschigkeit. Ein Auftritt zum Aufwachen!!
Comment: Nina – 16. März 2010 @ 17:04
@mule: Hassknecht tritt in der Heute-Show auf, die jeden Freitagabend um 20.30 Uhr über die Bühne geht und von Oliver Welke moderiert wird. Mehr Comedy als Anspruch, aber immer wieder mal mit einem Highlight.
Comment: urb – 17. März 2010 @ 09:59
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