Hyperbaustelle

Passion des Realen – Alain Badiou

Montag, 28. Juni 2010 von urb

In Deutschland kommt der französische Philosoph Alain Badiou, wie seiner Zeit der Dekonstruktivismus, verspätet zur Wirkung. Er geht frei mit Denktraditionen um, hält am Projekt des neuen Menschen fest und erkennt das Politische als etwas, das in der Politik nicht mehr vertreten ist. Für ihn ist Kommunikation ohne progressive Leidenschaft und Zug zur Handlung ein Instrument für die Zementierung von Missständen.

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2110 – Aqua Babel

Mittwoch, 16. Juni 2010 von nov

nov, 16. Juni 2110

Ich stehe an der Küste und schaue hinaus auf das Meer, das sich von den Ölverseuchungen seit der Abschaffung von Bohrinseln in den vergangenen 70 Jahren ein wenig regenerieren konnte. Die Wasserlilie ragt wie ein riesiger Turm aus dem Wasser. In ihr wohnen und arbeiten 30.000 Menschen. Auf den flachen Ausläufern befinden sich Gärten und Felder – ein grandioser Anblick aus der Ferne.

Sehe ich hier ein Symbol der Selbstüberhebung, das Strafe nach sich ziehen wird? Immerhin schuf der Mensch Land auf dem Wasser. Die Bevölkerung der Lilie ist über die neuesten Kommunikationsmittel informativ gleichgeschaltet. Ein ungeheures elektronisches „Geplapper“ (hebräisch: Babel), in das sich auch andere Türme einmischen, geht von dieser Stadt aus. Warum sollte diesem Wunderwerk eine babylonische Sprachenverwirrung folgen? Das Einzige, was mich beunruhigt, ist der Umstand, dass die Küste immer weiter Richtung Böhmen zurückweicht.

To be continued …

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Ideen sind frei – Steve Coleman

Freitag, 11. Juni 2010 von urb

»Musical ideas should not be owned by anyone –  I believe that ideas should be free for anyone to use« – das Credo stammt von Steve Coleman, der fast alle seine Stücke frei zum Download anbietet. Über einen Jazzmusiker, der Saxofonvirtuosität, Engagement und Experiment zu einem einzigartigen Profil verbindet.

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Näher am Amoklauf …

Mittwoch, 09. Juni 2010 von urb

Was sich Schwarz-Gelb derzeit leistet, lässt utopisches Gedankengut nur mittels komplizierter dialektischer Operationen bewahren. Die Verabschiedung des Sozialstaats bringt einen stattdessen dem Amoklauf ein wesentliches Stück näher. Aber Moment mal: Wir sind doch das Volk, oder nicht?

Michael Douglas in Falling down

Michael Douglas in Falling down - ein Amoklauf der Filmgeschichte, der schockiert, aber leider auch irgendwie nachvollziehbar ist.

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2110 – Landflucht

Montag, 07. Juni 2010 von nov

nov, 7. Juni 2110

Habe mich gerade in die Computer und Cams einer großen Wasserlilie eingeloggt. Erstaunlich, wie schnell sich das urbane Leben auf das Meer verlagert hat. Zuerst war es ja eher eine Notmaßnahme: steigender Meeresspiegel, ergo: schwimmende Häuser – Landgewinn für Japaner, Niederländer und Inselstaatenbewohner. Inzwischen sind wir Landratten in der Minderheit. Viele ziehen das Leben in diesen Aufsehen erregenden Architekturen vor, die von keiner Naturkatastrophe in Mitleidenschaft gezogen werden können. Mit einem E-Logistiker der 30.000-Einwohner-Lilie stehe ich in Kontakt. Er arbeitet im 12. Stockwerk unter Wasser. Auf meine Bitte hin richtet er hin und wieder die Kamera durch das riesige Bullauge nach draußen. Ich sehe viele Tentakel von oben ins Wasser greifen. An ihren Enden sind verschiedene Geräte befestigt, mit denen die Stadt im Meer stabil gehalten, Strömungsenergie gewonnen oder Abwasser verteilt und zersetzt wird. Roboter, die ihre Reparatur-arbeiten verrichten, und Fische durchziehen in Schwärmen das Bild.

To be continued …

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Zug der Opportunisten

Freitag, 04. Juni 2010 von urb

Marc-Uwe Kling hat recht – noch denken die meisten, sie könnten durch Trittbrettfahren und Anpassung persönlichen Erfolg sichern. Dass wir mit unseren Denk- und Wirtschaftsweisen an natürliche Schranken stoßen, ist anscheinend den wenigstens bewusst. Opportunismus sollte mittlerweile zu den Todsünden gerechnet werden.

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2110 – Wasserwährung

Mittwoch, 02. Juni 2010 von nov

nov, 2. Juni 2110

Nach dem Zusammenbruch der Geldwirtschaft hat sich eine elementare Währung herausgebildet: der Wasserverbrauch. Wir messen alle Dinge in Litern Wasser, die zu ihrer Herstellung benötigt werden.

1 Orange: 50 Liter
1 Tasse Kaffee: 140 Liter
1 Kilogramm Reis: 3.000 Liter
1 Kilogramm Käse: 5.000 Liter
1 Mikrochip: 32 Liter
1 Paar Schuhe: 8.000 Liter
1 bedienbarer Computer: 20.000 Liter
1 Selbstbeweger: 400.000 Liter

Mit jemandem sein Wasser zu teilen, ist das größte Gastgeschenk, ganz wie es die Fremen aus der alten Schwarte »Wüstenplanet Dune« hielten. Dass ein fantastisch anmutendes Buch so viel Wirklichkeit enthalten könnte, überrascht mich immer wieder, wenn Gloria und ich feierlich unsere Lippen mit nicht aufbereitetem, tiefem und deshalb nicht erneuerbarem Grundwasser benetzen.

To be continued …

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