Hyperbaustelle

2110 – Cybermoral mit Pfiff

nov, 27. Juli 2110

Heute wird mit Informationen gesteinigt. Enthüllungen kommen als Holografie ins Haus. Auf den Schiedsplattformen im Netz können sie eingeladen werden. Man sieht sich schon bald umringt von den gewaltigsten Vergehen und erlebt sie plastisch mit.

Aber wie detailliert müssen die Beweise sein, dass man erkennt, dass kriegsähnliche Zustände Kriege sind, dass Kriege brutal und nicht chirurgisch geführt werden und grundsätzlich zivile Opfer fordern? Leider ist es so, dass uns die fortwährenden Enthüllungen abgestumpft haben. Sie haben sich mit einem fiktiven Charme ausgestattet, und gerne sagt man: „Wieder mal eine gut gemachte Denunziationskampagne!“

Trotzdem gibt es keine Alternative zum Blasen der Pfeife, gerade wenn man, bestätigt durch Dokumente und Holobeweis, plötzlich sicher weiß, was man schon immer wusste.

To be continued …

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Dieser Beitrag wurde am Dienstag, 27. Juli 2010 um 11:00 Uhr von nov veröffentlicht und wurde unter der Kategorie Tagebuch 2115 abgelegt. Du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS-Feed verfolgen. Du hast die Möglichkeit einen Kommentar zu hinterlassen, oder einen Trackback von deinem Weblog zu senden.

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6 Comments »

  1. Ja, es ist interessant, was wikileaks da veröffentlicht und wie es die Medien auf seine Seite gebracht hat. Warum das Ganze ein Desaster für den Spiegel geworden ist, darüber schreibt Fefe (http://blog.fefe.de/?ts=b2b37704) und F!xmbr (http://www.fixmbr.de/the-afghanistan-war-logs-ein-desaster-fuer-den-spiegel/), auch der Artikel im Freitag (http://www.freitag.de/politik/1029-nur-die-schlimmsten-befuerchtungen-werden-bestaetigt) und auf carta (http://carta.info/31210/afghanistan-protokolle-bestuerztende-gesamtschau-spiegel-desaster-und-die-medienmacht-von-wikileaks/) sind lesenswert. Der Spiegel als mittelmäßige Schülerzeitung mit Note 2+ und die Vertrauensproblematik, die Jeff Jarvis anspricht (http://www.buzzmachine.com/2010/07/26/what-if-there-are-no-secrets/), liegen mir bei dem Ganzen schwer im Magen.

    Comment: paul – 28. Juli 2010 @ 09:51

  2. Schade, dass Gewalt und Krieg in einhundert Jahren immer noch ein Thema sind!
    Ich hoffe doch, dass der Mensch nicht mehr ohnmächtig den Kriegen zusehen wird, sondern ihnen vorbeugt, indem er sein Inneres auf einen empathischen statt einen rücksichtslosen Umgang mit den Mitmenschen und der Umwelt programmiert. Gelegentliches Nachdenken, welche gewaltlosen Umstände einem ein erfülltes Leben ermöglichen, ist schon heute ein guter Anfang.

    Comment: nina – 28. Juli 2010 @ 14:55

  3. @nina: Den Kriegen zusehen, wäre ja schon einmal ein Fortschritt. Bislang hält man sie am Schwelen und verdient kräftig an ihnen. Es wird leider ja nicht über ein erfülltes Leben, sondern darüber nachgedacht, wie einem die Unterstützung von Gewalt noch mehr Einfluss bringen könnte …

    Comment: urb – 29. Juli 2010 @ 13:07

  4. @ urb: Es wird auch die Medienmacht von Wikileaks erwähnt. Die Verlogenheit der Menschen ist der wahre Grund des Übels. Es geht immer um die Macht, Ruhm und die Gewinne. Was bewirken die Enthüllungen wirklich? Ein kurzweiliges Entsetzen, sonst nichts.

    Die innere Einstellung der Sicherheitsexperten zu den Jugendlichen, die nur Spaß haben wollen, ist denke ich auch ein Beitrag zu dem Unglück in Duisburg.

    Die Vorstellungskraft unserer Gehirne ist durchaus in der Lage, Aggressionen und deren Folgen von Gewaltlosigkeit zu unterscheiden, aber die Willenskraft ist noch nicht so weit.

    Comment: nina – 29. Juli 2010 @ 15:57

  5. In der Demokratie heißt es, Mehrheiten durch gezielte Information gewinnen. Das funktioniert theoretisch über das Netz, indem man möglichst viele Menschen informiert und überzeugt, entsprechend zu handeln. Bleibt es dabei, dass keiner das Info-Ding aus dem Netz und den Medien mit seinem eigenen Ding zusammenbringt, wird nicht viel passieren. Außer dass wir uns durch Kommunikationsriten narkotisieren oder Geschäfte mit Informationen machen, die lediglich konsumiert werden sollen.

    Comment: nov – 30. Juli 2010 @ 14:49

  6. […] Cybermoral mit Pfiff gibt Fragen zu den Schiedsplattformen im Internet auf. Was bringt die anonyme Veröffentlichung von geheimen Dokumenten? Und wem kann ich trauen? Paul liegt das schwer im Magen. Er hat auf lesenswerte Quellen im Internet hingewiesen. Nina bleibt pessimistisch, solange die Menschen keine Konsequenzen aus den Informationen, die sie erhalten, ziehen: »Was bewirken die Enthüllungen wirklich? Ein kurzweiliges Entsetzen, sonst nichts.« nov definiert das als die Fiktionalisierung von Nachrichten: Sie haben keine Rückkopplung mehr an die Lebenswelt des Menschen. Man könnte es auch die Fiktionalisierung des Menschen nennen, der in einem Theaterparkett sitzt, ohne die Möglichkeit zu haben, in das Geschehen auf der Bühne einzugreifen. Hier sind wir beim Gegenteil aller Nachhaltigkeit angelangt. […]

    Pingback: Hyperbaustelle » Nachhaltiger Juli | Utopie-Blog – 03. August 2010 @ 23:30

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