Hyperbaustelle

Nachhaltiger Juli

»Baut kleine geile Firmen auf« – oder um die Aufforderung Funny van Dannens zu präzisieren: den Großen Konkurrenz mit Businessmodellen machen, die Verantwortung für natürliche Ressourcen und sozialen Zusammenhalt tragen und nicht ausschließlich monetäre Ziele verfolgen. Wie das mit Regenwäldern,  Suchmaschinen und Arbeitsplätzen zusammenhängt, war vergangenes Monat Thema auf der Hyperbaustelle.

Dem Indikatorenbericht 2010 des Statistischen Bundesamts »Nachhaltige Entwicklung in Deutschland« ist zu entnehmen, dass eine geschlossene Wolkenschicht über der Nutzung von natürlichen Ressourcen hängt. Die Wetter-Symbole stehen in der Publikation für den Fortschritt auf dem Weg nachhaltiger Entwicklung, in diesem Fall die der Rohstoffproduktivität, die ausgehend vom Basisjahr 1994 bis zum Jahr 2020 verdoppelt werden sollte. Die Richtung stimme angeblich zwar, aber das bisherige Tempo würde nicht ausreichen, um das gesetzte Ziel zu erreichen. Von Sparsamkeit und Effizienz sind wir also noch weit entfernt.

Schlimmer noch schlägt der Schutz von Artenvielfalt und Landschaftsqualität zu Buche. Hier und bei der Schaffung von Generationengerechtigkeit durch die Konsolidierung des Haushalts sind schwere Unwetter in der Nachhaltigkeitssymbolik heraufgezogen. Düster sieht es auch bei der Bildung aus, ebenso beim Indikator Zukunft mit neuen Lösungen zu gestalten: Der weitaus größte Teil der Ausgaben für Forschung und Entwicklung entfiel mit rund 70 Prozent auf die interne Forschung der Wirtschaft, und die richtet sich traditionell nicht an sozialen und ökologischen Zielen aus, sondern versucht, relavtiv kurzfristig Gewinne zu machen.

Wie müsste also eine zeitgemäße Ökonomie funktionieren? Wie tief sollte Nachhaltigkeit als ernst gemeinter Begriff in die Businessmodelle eingeschrieben sein? Ein Gespräch mit Jana Kroll von Ecosia drehte sich um diese Frage. Die Suchmaschine Ecosia spricht Nutzer gezielt über die Mithilfe bei der Rettung des Regenwalds an und versteht sich als Social Business mit realen Preisen für Energie, Dienstleistungen und Personal. Ein Prozent der Internetnutzer sei inzwischen dazu bereit ist, über Ecosia oder ähnliche Projekte zu suchen. »Unsere User möchten nicht die Macht und Datengier großer Konzerne befriedigen«, weiß Jana Kroll, »und die Euros stecken wir lieber in den Regenwaldschutz und den Erhalt unseres Planeten.«

Wie ernst die globale Lage durch die Abholzung des Regenwalds geworden ist, zeigt auch ein Projekt in Summatra: Harapan (zu deutsch Hoffnung) heißt ein 500 Quadratkilometer großes Waldstück in der Provinz Jambi, das von einer großen Koalition aus internationalen Verbänden geschützt wird.

125. Geburtstag von Ernst Bloch

Am nachhaltigsten wirkt sich ein am Menschen ausgerichtetes Denken aus – wenn es sich eben nicht von positivistischen Allmachtsfantasien und systemischen Verselbstständigungen leiten lässt. Bloch ist für ein solches Denken das beste Beispiel. Seine Philosophie schält sich in Miniaturen aus dem »Dunkel des gelebten Augenblicks«, ist dabei immer sehr nahe am Subjekt, was ihn aber bislang nicht besonders populär gemacht hat. »Wäre unsere Gegenwart ein Fußballspiel, Bloch stünde deutlich im Abseits«, schreibt Tobias Nolte in der taz zum 125. Geburtstag des Philosophen. In der Bundesrepublik war dieser nie mehr im Licht der Öffentlichkeit als an der Seite von Rudi Dutschke. Beide wollten nicht, dass politisches Handeln an Dogmen ausgerichtet werden sollte, sondern sie brachten Marxismus und Christentum, Subjekt und Geschichtsphilosophie, die Diskursivität und empathische Gesprächskultur zusammen. Bloch auf der Hyperbaustelle

Hirnforschung belegt Antizipations- und Empathiefähigkeit

Dass Antizipation ein Wesenszug des Menschen ist und stark mit Empathie bzw. Einfühlung zusammenhängt, scheint die Hirnforschung zu bestätigen. Vorausschauende Areale im Gehirn sorgen für das Verstehen von Geschichten und Zusammenhängen. Diese Potenz scheint allerdings gesellschaftlich nicht besonders viel zu gelten. Sie wäre aber die Grundlage, Zukunft mit neuen Lösungen zu gestalten, ein Garant für die Einlösung von nachhaltigen Konzepten. Neurowissenschaft auf der Hyperbaustelle

2110 – Sport und Krieg, WM und Wikileaks

Die Tagebucheinträge aus dem Jahr 2110 nahmen aktuelle Geschehnisse zum Anlass, die subjektiven Kerne von Sport und Krieg und das, was ein entsprechendes System daraus machen kann, zu überdenken. Sport ist wunderbar ungerecht zeigt die verschwimmenden Grenzen zwischen Konkurrenz und Diskriminierung, zwischen individuellen Schwächen und gesellschaftlicher Instrumentalisierung.

Cybermoral mit Pfiff gibt Fragen zu den Schiedsplattformen im Internet auf. Was bringt die anonyme Veröffentlichung von geheimen Dokumenten? Und wem kann ich trauen? Paul liegt das schwer im Magen. Er hat auf lesenswerte Quellen im Internet hingewiesen. Nina bleibt pessimistisch, solange die Menschen keine Konsequenzen aus den Informationen, die sie erhalten, ziehen: »Was bewirken die Enthüllungen wirklich? Ein kurzweiliges Entsetzen, sonst nichts.« nov definiert das als die Fiktionalisierung von Nachrichten: Sie haben keine Rückkopplung mehr an die Lebenswelt des Menschen. Man könnte es auch die Fiktionalisierung des Menschen nennen, der in einem Theaterparkett sitzt, ohne die Möglichkeit zu haben, in das Geschehen auf der Bühne einzugreifen. Hier sind wir beim Gegenteil aller Nachhaltigkeit angelangt.

Die vorherigen Monate im Überblick

Dieser Beitrag wurde am Montag, 02. August 2010 um 11:39 Uhr von urb veröffentlicht und wurde unter der Kategorie Über das Blog abgelegt. Du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS-Feed verfolgen. Du hast die Möglichkeit einen Kommentar zu hinterlassen, oder einen Trackback von deinem Weblog zu senden.

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3 Comments »

  1. Und sie fahren und fahren rund um die Welt: Das Gewittersymbol steht im Indikatorenbericht auch über Mobilität, die Logistik bringt uns noch um:

    Im Zeitraum 1999 bis 2008 stieg die Gütertransportintensität um 18,4 %. Der Indikator entwickelte sich damit entgegen der angestrebten Richtung. Der deutliche Anstieg der Intensität ergibt sich aus einer relativ starken Erhöhung der Güterbeförderungsleistung (Tonnenkilometer) um 34,7 % und einem Anstieg der wirtschaftlichen Leistung von (preisbereinigt) 13,8 %.

    Comment: paul – 09. August 2010 @ 14:06

  2. Schöne Ergänzung, danke! Der Vollständigkeit halber seien noch die Fettleibigkeit der Deutschen und der Verdienstabstand zwischen Frauen und Männern erwähnt, die sehr wenig von Nachhaltigkeit zeugen.

    Comment: urb – 12. August 2010 @ 12:55

  3. […] Nachhaltiger Juli […]

    Pingback: Hyperbaustelle » Herbstwandel | Utopie-Blog – 02. Dezember 2010 @ 09:50

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