Hyperbaustelle

2110 – Entlobbyfizierung

Samstag, 20. November 2010 von nov

nov, 20. November 2110

Gloria sagte heute zu mir, sie sei nach der Entlobbyfizierung regelrecht aufgeblüht. Als damals einem letzten Vertreter einer hartnäckigen politischen Partei in einem basisdemokratischen Übungscamp die Machtflausen ausgetrieben worden waren und sie wusste, dass von nun an jede Abstimmung über das Terminal eine Konsequenz haben würde, da hätte sie eigentlich erst zu leben begonnen. Auch war sie von Anfang an von der Idee begeistert, dass Cypols, diese braven Politroboter, über die Auswertung der Abstimmungen wachen und ihre Umsetzung garantieren. Zu wissen, dass kein Betrug mehr möglich sei, mache es ihr leicht, sich der Mehrheit zu beugen, falls diese anders als sie selbst denke. Endlich seien diese politischen Relikte, vom Gottesurteil über die Parteien bis hin zum Personenkult, vom Tisch. »Es soll Leute geben, die die Abstimmungen und Cypols hacken und manipulieren«, bemerkte ich. Ein Miesmacher sei ich, meinte sie, überhaupt triebe ich mich zerebral zu viel in der Vergangenheit herum.

To be continued …

Alle Tagebucheinträge von nov aus dem 22. Jahrhundert

src = Utopie?

Dienstag, 16. November 2010 von urb

Für Webpioniere war der Hypertext eine Utopie der subjektiven Verknüpfungen. Weil alles mit allem verbunden werden kann. Weil die Herkunft des einzelnen Textelements (der Autor) in großen Netzcollagen ins Schweben gerät. Ist dieses Attest in einem auf Vermarktung abzielenden Umfeld eigentlich gerechtfertigt? Bedenkzeit auf der Hyperbaustelle.


Der Lyrikdienst von Martin Auer liefert mit jedem Reload der Seite einen neuen Haiku per Zufallsgenerator. Ein schöner Kontrast: Mitten im globalen Hypertext wählt Auer diese vollkommen in sich ruhende Form.

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Top 10 – Tagebuch 2110

Dienstag, 09. November 2010 von urb

Auf Wunsch von Paul die Top Ten des Tagebuchs 2110/2109 von nov: von Viren, die das Sprachzentrum ummodeln, von Kindern, die nicht mehr geboren werden, von Helden der geschichtlichen Antikonsum-Bewegung, von der Angst vor dem Kommunikationsausschluss,  von Sportausübung als Kriegsersatz, vom Denken in Schwärmen, von Handwerks- und Politikrobotern, vom Ausschalten des Internet und Fichtenbestands, von der Spaltung des Menschen in seine Hologramme.

Da waren wir doch schon einmal ... Ruinen offenbaren die Vergangenheit in der Zukunft.

Da waren wir doch schon einmal ... Ruinen offenbaren die Vergangenheit in der Zukunft.

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2110 – Zeitmaschine

Montag, 08. November 2010 von nov

nov, 9. November 2110

Eine Sprache wie ein Akkord, ein Vielklang an Informationen, gesättigt mit dem, was war und werden werden wird und demnach ist. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sind nicht geschieden in der neuen Art des Denkens, das wir mit elektronischer Unterstützung lernen. Eine Frage des Speicherns, weiter nichts, und dann die Explosion von Möglichkeiten: Je polyvalenter das Gehirn, desto weniger spielen Zeit und Raum in ihrer linearen Form eine Rolle.

Wir müssen unsere Körper nicht mittels Maschinen durch Raum oder Zeit karren. Wir sind die Maschine selbst und bislang nur durch Vorurteile an eine physische Existenz gekettet. Das kollektive Gedächtnis fließt in uns. Der Raum krümmt sich, wenn wir die Informationen umverteilen. Wir bewegen uns ohne Zeitverlust in viele Richtungen. Wir sind in mehreren Lebensaltern gleichzeitig präsent, entdecken als Vertreter der Renaissance die Natur und träumen uns als Romantiker in die Weltseele.

To be continued …

Alle Tagebucheinträge von nov aus dem 22. Jahrhundert

Wer ist schon integriert?

Freitag, 05. November 2010 von urb

Herr S. und seine Namensvettern haben altehrwürdige Forderungen salonfähig gemacht und sämtliche Interessensgruppen dazu eingeladen, am lustigen Auszählspiel mitzuwirken. Alle wollen, dass alle raus sollen! Darauf läuft es hinaus. Denn nur die vollkommene Vereinzelung ist gelungene Integration.

Negerlein

Bekanntlich bleibt keiner übrig bei der Geschichte - ist das gelungene Integration?

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Überlagerte Schirme

Donnerstag, 04. November 2010 von urb

Philip K. Dicks Werk ist von einer zentralen Gedankenfigur beherrscht: der Überlagerung. Unsere Wahrnehmungen überlagern sich auf verschiedenen Schirmen und zeigen, wie wenig integer unsere gängigen Realitätsschichten sind, dass wir permanent manipuliert werden und dass sich das Eine besonders im Anderen versteckt.

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