nov, 31. Januar 2111Eine fantastische Aussicht von dieser Bergkette, hinunter auf die Anlagen im Tal, wohlgemerkt keine Siedlungen. Wer würde schon gerne unterhalb eines Müllgebirges wohnen. Dem Berg, auf dem ich stehe, merkt man das aber nicht an. Da haben die Landschaftsdesigner ganze Arbeit geleistet. So weit das Auge reicht, erstreckt sich das prächtigste Erholungsgebiet. Gut, die Warnungen sind nicht zu überlesen: Kein Wasser trinken, und nichts essen, was an den Bäumen wächst. Aber diese Vorsicht ist uns eingepflanzt: Denn das Spektrum an Farben, Formen und Größen der Früchte ist unübersichtlich geworden. Die Erdgeschichte hat einige Gebirge aufgefaltet, weiter südlich die Aufsehen erregenden Alpen, die durch Errosion allerdings weitgehend verödet sind. Der Mensch hat in den vergangenen 100 Jahren die geologische Arbeit fortgesetzt. Seine pflanzenbedeckten Umweltsünden würden jeden Vergleich mit den alten Falten unserer Erde gewinnen. |
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nov, 19. Januar 2111Schrumpfen – eine glücklich machende Vorstellung, fast gleichbedeutend mit Gesundwerden. Leben in einer zwar domestizierten, aber im Überfluss vorhandenen Natur, in der sich Menschen begegnen und nicht gegenseitig auf die Füße treten. Das haben wir doch erreicht, sagte ich zu Gloria. Gut, winkte Gloria ab, wenn die Wirtschaft wachsen will, dann schrumpft die Bevölkerung. Kaufmannsdasein schwächt unseren Fortpflanzungstrieb, abgesehen davon, dass keiner mehr Zeit hatte, sich um Kinder zu kümmern. Das übernahmen ja dann die Robots, erwiderte ich. Trotzdem wurden die Geburtenraten in Europa immer niedriger. Und die Wirtschaft beschwerte sich über zu wenig Humankapital. Was waren die Gründe? Unfruchtbarkeit oder Dekadenz? Vernunft oder Individualismus? Egal, es gibt eine natürliche Balance, wieviel Mensch die Erde verträgt. Die wurde wiederhergestellt, ohne dass Maßnahmen eingeleitet wurden. Logisch, sagte Gloria, Maßnahmen sind ja auch nur Schlachten im Krieg der Kleinkrämerisierung. |
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nov, 14. Januar 2111Ein Wunschtraum des Menschen ist es, Abfall zu hundert Prozent und am besten unendlich wiederzuverwerten. Oder weniger Energie in etwas zu stecken, als man dann anschließend wieder herausholen kann. Etwas, das anfällt oder abfällt, unter die Energiedusche zu stecken und nutzbar zu machen oder zumindest den Anschein von Nutzen zu erwecken. Scheinbar auch ein Grundgedanke des Fooddesigns: Da liegen Furnierabfälle herum, und ein paar Aromastoffe sind zu sonst nichts zu gebrauchen. Also machen wir doch einfach ein Früchtejoghurt draus. Fette sind sich chemisch so ähnlich, egal, ob sie natürlich vorhanden oder technisch hergestellt sind. Da sythetisieren wir doch einfach Futtermittel oder legen Oliven aus gepressten Sägespänen ein. Was haben wir gewonnen, wenn wir toten Gegenständen das Design des Neugewachsenen verpassen? Kann Hunger so gestillt werden? Ich ziehe es vor, Tabletten zu essen und mir schöngestylte Äpfel und Flugmangos aus Plastik in die Schale zu legen. Mir Kochshows dazu anzusehen und mich am Anblick echter Lebensmittel zu erfreuen. |
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nov, 5. Januar 2111Was wird die Zukunft bringen? Eine Frage, die der Jahreswechsel seit Jahrtausenden in uns auslöst. Wenn die Computer Zahlen umstellen und die Nacht am tiefsten ist, brennen wir ein Neuronen-Feuerwerk in unseren Köpfen ab. Eigenartig, weil doch die Zukunft das ganze Jahr über auf dem Spiel steht. Früher nannte man den letzten Tag des Jahres Silvester und praktizierte die seltsamsten Bräuche: Blei gießen, Briefkästen mit Böllern sprengen, Linsensuppe essen, sich auf die Rücken schlagen oder rote Unterwäsche tragen. Aber dieses historische Fundstück legt Zeugnis über den bei weitem seltsamsten Brauch ab: »Es entschwindet das alte Jahr. / Die Kinder und der Karpfen sind gar. / Es wird gespeist.// Und wenn die Kannibalen dann satt sind,/ Besoffen und überfressen, ganz matt sind,/ Dann denken sie der geschlachteten Kleinen/ Mit Wehmut und fangen dann an zu weinen.« Tja, Menschenfresser waren eben auch nur Menschen. |
To be continued …