Hyperbaustelle

Utopistik der Ökonomie (Teil 2)

Kann Praxisphilosophie ein alternatives Zukunftskonzept liefern? Horst Müller zeigt, wo die Hebel für eine Transformation der Gesellschaft angesetzt werden können und welche Rolle Sozialwirtschaft und Sozialstaatlichkeit dabei spielen.

Wir arbeiten, um zu leben: Ökonomie sollte für die Menschen gemacht sein; Foto: Domnik

Wir arbeiten, um zu leben: Ökonomie sollte für die Menschen gemacht sein; Foto: Domnik

Im ersten Teil des Gesprächs erörterte Horst Müller, warum Wirtschaftswissenschaften utopistisch ausgerichtet sein müssen, was die Wurzel der historischen Systemkrise ist und was einen praxiszentrierten Denkansatz auszeichnet.

Hyperbaustelle: Liefert das Praxisdenken ein ökonomisches Zukunftskonzept?

Horst Müller: Die Kerngedanken kann ich hier nur kurz andeuten: Eine neu ansetzende Analytik der ökonomischen Praxis als solcher fördert zutage, dass sich im Wirtschafts- und  Gesellschaftsleben des fortgehenden 20. Jahrhunderts eine neue Hauptabteilung der gesellschaftlichen Arbeit herausgebildet hat, die das im weitesten Sinne Soziale, Öffentliche und Kulturelle umfasst und wesentlich durch einen staatlichen Transfer gestützt und unterhalten wird. Das drückt sich beispielsweise in einer Staats- und Sozialquote aus, die bereits 40 bis 60 Prozent der wirtschaftlichen Gesamtleistung beträgt.

Mit Blick auf die neu konfigurierte Reproduktionsordnung, welche durch die aus dem 19. Jahrhundert stammenden, klassischen marxistischen Reproduktionsschemata nicht mehr abgebildet wird, wird ein systemischer Konstruktionsmangel deutlich: Im Zusammenhang der Verwertungsrechnung der noch hegemonialen, im Kern industriewirtschaftlichen Kapitalwirtschaft rangieren die ‚sozialwirtschaftlichen Dienste‘ grundsätzlich als Minusposten, obwohl sie gesellschaftlich  notwendig, nützlich und sinnvoll sind und die eigentlich ausdehnungsfähige Kategorie gesellschaftlicher Arbeit darstellen.

Die Alternative zur dieser zunehmend untragbaren kapitalwirtschaftlichen Ökonomik, welche den ökonomischen und zivilisatorischen Fortschritt blockiert, liegt in der Konfigurierung einer veränderten Reproduktionsordnung, welche die Emanzipation des Sozialstaats und der sozialwirtschaftlichen Dienste aus der kapitalökonomischen Fesselung, vor allem aus der Schuldenfalle erlaubt. Es geht um eine Figuration, der praktisch-objektiv ein anderes ökonomisches Kalkül im Sinne einer haushälterischen Wirtschaftsweise innewohnt.

Demnach liegt das Neue nicht im Übermorgen, ereignet sich nicht erst nach einer Revolution, sondern ist bereits eine andrängende Realität, noch mehr oder weniger in Latenz und vor allem wirtschafts- und gesellschaftswissenschaftlich noch kaum erfasst. Eine sich auf das Novum verstehende und zukunftsorientierte Wissenschaft der politischen Ökonomie hat jetzt vor allem die Aufgabe, die Fragen der alternativen Systemkonfiguration, der entsprechenden Wertformen und Wirtschaftsrechnung und schließlich Fragen der dem angemessenen Eigentumsverhältnissen, Betriebsverfassung und wirtschaftsdemokratischen Gesamtordnung zu klären.

Sie setzen demnach auf Sozialwirtschaft und Sozialstaatlichkeit?

Der Begriff ‚Sozialwirtschaft‘ ist hier ein Kampfbegriff gegen ‚Kapitalwirtschaft‘ und im Sinne einer Systemalternative zu verstehen, die aus der überfälligen Emanzipation der vorhandenen ‚sozialwirtschaftlichen Dienste‘ und einer Re-Formierung des Sozialstaats erwächst. Es geht dabei nicht etwa nur um soziale Daseinsvorsorge, sondern um die sozial-kulturell und infrastrukturell basierte Freisetzung einer höheren Zivilisation. Auf kapitalwirtschaftlicher, liberalistischer Basis wird zunehmend Zivilisationsmüll und der Tod in aller Welt produziert: Unser Gemeinwesen gerät als solches immer mehr in eine prekäre Verfassung. In fünf Jahren wurden mehr als 100.000 Selbstmorde unter indischen Bauern und Landarbeitern gezählt, die auf das Konto der kapitalistischen Modernisierung gehen.

Die kapitalistische Reproduktionsweise, die global noch vorherrscht, ist ein historisch beschränktes Konstrukt. Sie ist systemisch unfähig, eine stimmige Gesamtorganisation der gesellschaftlichen Arbeit herbeizuführen und dadurch einen neuen Horizont zu eröffnen: Ohne das Erzübel des Verwertungs- und Wachstumszwangs mit ökologischer Destruktion und den multiplen Gebrechen der historisch überholten alten Ordnung. Die Lösung des Problems liegt also in der theoretischen wie praktischen Antwort auf die Frage, wie die zweite, sozialwirtschaftliche Hand der Arbeit sich emanzipieren und ein stimmiger Gesamtzusammenhang von industriewirtschaftlicher Warenproduktion und sozialwirtschaftlichen Diensten unter der Moderation einer künftigen, realdemokratischen Sozialstaatlichkeit hergestellt werden kann.

Die als solche ganz neue Theorie der Sozialwirtschaft stellt eine Lösung für die notwendige ‚paritätische Inwertsetzung‘ der sozialwirtschaftlichen Dienste und für eine wirtschaftsdemokratische Umorganisation vor. Daraus entsteht ein transparentes Entwicklungssystem der gesellschaftlichen Arbeit, die nicht mehr unter dem repressiven Regiment der Kapitalverwertung steht. Im Gegenteil, die Ausweitung jener sozial-kulturellen Arbeit und öffentlichen infrastrukturellen Produktion wäre zwanglos möglich, die bisher als Unkostenfaktor der sogenannten ‚Wirtschaft‘ rangiert. Der herrschenden liberalistischen, unsäglich bornierten Wissenschaft, die eigentlich überhaupt keine solche ist, wird hiermit etwas Positives und Praktisches entgegengestellt. Da bitte ich dann aber doch genauer nachzulesen.

Transformation ist nicht nur eine Sache der Theorie, sondern auch der gesellschaftlichen Praxis. Wo könnte der Hebel angesetzt werden?

Der entscheidende Hebel liegt in einer Steuerreform, vor allem in einer Reduzierung der einkommensbezogenen Besteuerung, die heute noch dominiert, sowie der gleichzeitigen Einführung und überproportionalen Erhöhung einer Kapitaltransfersteuer. Das ist der Kern – also ein bisschen etwas anderes als eine sogenannte Reichensteuer. Daran knüpfen sich weitreichende innere, qualitative Veränderungen des Reproduktionsgefüges, vor allem der ökonomischen Aneignungsrechte, eine wirtschaftsdemokratische Umorganisation und nicht zuletzt eine veränderte Kommunalverfassung, welche der Rolle der Kommunen im modernen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Prozess endlich Rechnung trägt.

Die anvisierte Steuerreform bedeutet nicht nur die paritätische Inwertsetzung der Arbeit der zweiten, sozialwirtschaftlichen Hand der gesellschaftlichen Arbeit. Vor allem wird der Sozialstaat auf allen Ebenen, vor allem was die Kommunen angeht, aus der Verschuldungsfalle befreit und in seinen eigentlichen finanz-, haushalts- und wirtschaftspolitischen Aufgaben frei gemacht. Es entsteht die Möglichkeit, jede als nützlich und sozial-ökologisch sinnvoll erachtete gesellschaftliche Arbeit zu instituieren und vor allem den sozialwirtschaftlichen Sektor auszuweiten. Die Kapitaltransfersteuer bewirkt, dass nicht automatisch die größeren oder kapitalintensiveren Betriebe als günstiger produzieren. Kleine Betriebe und regionale Kreisläufe können zur Geltung kommen, ohne als ‚unwirtschaftlich‘ zu gelten.

Ohne auf Details einzugehen, muss jedenfalls zum Verständnis noch gesagt werden, dass das öffentliche und das gesellschaftlich verantwortlichen Einzelproduzenten überlassene Eigentum, die warenproduzierende Arbeit und die sozialwirtschaftlichen Dienste, vielseitige Mischformen bilden können. Vor allem im warenproduzierenden Sektor wären durchaus marktwirtschaftliche Verkehrsformen gegeben und auch nötig, eben systemisch umgestimmt. Insgesamt bietet sich das Bild einer gemischten, mit gesamtwirtschaftlich notwendigen und sinnvollen Dispositionen verbundenen Wirtschaftsweise.

Was wäre bei alledem die Funktion des Bank- und Finanzwesens?

Im Sinne des sozialwirtschaftlichen Konzepts kann auch das Finanz- und Bankwesen nichts anderes sein als ein sozialwirtschaftlicher Dienst zur Förderung der Realwirtschaft, der in öffentliche Regie und Verantwortung gehört. Dass der Staat, unser organisiertes Gemeinwesen, marode private Finanzagenturen füttert, sich dadurch verschuldet und sich schließlich von diesen wieder Geld zu Zinsen leiht, welche die Haushalte des Gemeinwesens zunehmend unerträglich belasten, ist kapitalökonomischer Widersinn in Reinform.

Es sollte jedenfalls Schluss gemacht werden mit den unsäglichen Verrenkungen und Kontradiktionen, die im Verhältnis zwischen einer privatkapitalistischen Ökonomik, die dazu noch auf eine transnationale Ebene ausweicht, und einer davon abhängigen, an der Leine geführten Sozialstaatlichkeit unvermeidlich sind. Wenn das Gemeinwesen auf sozialwirtschaftlicher Grundlage wieder zur Geltung kommt, kann auch der Exportzwang gebrochen werden und eine Wirtschaftspolitik greifen, die auf eine gesamtwirtschaftliche haushälterische Konsolidierung und auf internationale, weltwirtschaftliche Partnerschaftsbeziehungen orientiert.

Entscheidend ist am Ende, dass die Wirtschaft der Zukunft, wie sie sich abzeichnet und weiter erforscht werden muss, nicht nur ein Wunschbild jenseits der Kapitalwirtschaft ist. Vielmehr hat sich das Neue in der modernen Sozialstaatlichkeit vorbereitet und kann aus ihm heraus in transformatorischen Schritten freigesetzt werden. In diesem Sinne sollte im Zuge des Kampfes gegen die Privatisierung des Öffentlichen, zur Verteidigung des Sozialstaats und der natürlichen Lebensgrundlagen konkreter zur Offensive übergegangen werden.

Welchen Stellenwert hat für Sie die individuelle Revolte als Keimzelle gesellschaftlicher Veränderung? Und inwieweit ist sie im Praxiskonzept mitgedacht?

Der zentrale Begriff ‚gesellschaftliche Praxis‘ ist nicht kollektivistisch gedacht, sondern meint eine reziprok untrennbar verschränkte ‚Synthesis‘ von individuellen, instituierten, komplex organisierten oder auch kollektiven Praxen. In diesem bewegten, widersprüchlichen, über alle Formbildungen und Stadien immer wieder hinaustreibenden Zusammenhang ist jeder, auch der kleinste Einsatz ein reales Wirkmoment: Indem wir so oder so leben und unser vielseitig ‚bedingtes‘ Leben tätig äußern, wirken wir, auch wo wir gar nicht wissen wie. Und indem wir so als Wesen der Praxis wirken, existieren, ist das unsere persönlich ziemlich endliche Lebenswirklichkeit.

In diesem Kontext würde ich nicht auf individuelle Revolte oder Eskapismus setzen, aber sehr wohl Möglichkeiten sehen, sich als gesellschaftliches Individuum eine neue Sensibilität und ein Bewusstsein auf der Höhe der Übergangszeit zu erwerben und dieses in allen praktischen Lebensvollzügen, im persönlichsten Lebensstil und Lebensumfeld, in den eigenen institutionellen Arbeitsfeldern und Wirkkreisen, in der Teilnahme am öffentlichen Leben so oder so, sei es widerständig oder konstruktiv zur Geltung zu bringen.

Der schon erwähnte Immanuel Wallerstein spricht im Hinblick auf die kommenden Jahrzehnte sogar von einem ‚Kampf auf Leben und Tod‘. Und gibt einen schönen Hinweis: Die eröffnete Periode des Übergangs sei im Hinblick auf das letztendliche Ergebnis nicht ausdeterminiert, noch offen, verlaufet chaotisch. In dieser instabilen gesellschaftsgeschichtlichen Situation könne das Handeln Einzelner oder könnten kleine Ereignisse durchaus große Wendungen herbeiführen.

Wendung wohin? Mir ist gerade ein neues philosophisch-politisches Buch auf den Tisch gekommen mit dem Untertitel: „Rückfall in die Barbarei oder Geburt einer neuen Weltordnung?“ Das scheint mir in der Tat die Frage oder besser das zu lösende Problem zu sein.

Lest auch:

Website:
http://www.praxisphilosophie.de/start.htm

Anzeige der aktuellen Veröffentlichung:
http://www.praxisphilosophie.de/prxpubl2010.htm

Buchvorstellung:
»Von der Systemkritik zur gesellschaftlichen Transformation«
am 3. Februar 2011, 19 bis 22 Uhr,
im Kulturprojekt ZENTRIFUGE in Nürnberg auf AEG, Muggenhofer Str. 141
http://kulturhallenuernberg.ning.com/events/buchvorstellung-von-der

Dieser Beitrag wurde am Sonntag, 09. Januar 2011 um 20:43 Uhr von urb veröffentlicht und wurde unter der Kategorie Gespräch abgelegt. Du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS-Feed verfolgen. Du hast die Möglichkeit einen Kommentar zu hinterlassen, oder einen Trackback von deinem Weblog zu senden.

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32 Comments »

  1. Vielen Dank für diese spannenden und erfrischend konkreten – praktischen – Gedanken zu einer Alternative zur jetzigen Wirtschaftsform!

    Widersprüche aber scheint mir die Praxis-Theorie doch zu enthalten:
    Die Warenproduktion ist ja zu großen Teilen nur verschoben worden, in die sogenannten Entwicklungsländer, eine Vollautomatisierung gibt es (noch) nicht. Wie also soll dann von ’sozialer Arbeit‘ aus alles umorganisiert werden, wenn dort weder das, worauf es im Kapitalismus ankommt, produziert wird, nämlich Gewinne, noch das, was tatsächlich auch gebraucht wird: Dinge, Lebens-Mittel im weitesten Sinne?
    Das Modell koppelt damit den letztlich noch immer entscheidenden Teil des Wirtschaftens ab: die „industriewirtschaftliche Warenproduktion“, sie soll einfach weiterhin marktwirtschaftlich organisiert sein. Zugleich aber soll „Kapitaltransfer“ stärker besteuert werden. Aber der Kapitaltransfer ist selbst Grundbestandteil der kapitalistischen Warenproduktion, denn ohne Kredit – kaum – Investition und ohne diese – im Kapitalismus – keine Produktion: hierin unterscheiden sich kleinere Betriebe keineswegs von größeren. Eine reine Steuerreform greift also, meines Erachtens, zu kurz.

    Dennoch: die Idee einer Mischform des Wirtschaftens, vielleicht ja eher als Übergang, denn als Ziel, ist sehr reizvoll. Ein Engagement für weniger Privatisierung und mehr gesamtgesellschaftlich organisiertes Wirtschaften wäre auch meiner Meinung nach sinnvoll. Genau nach dem oben verwendeten Motto: arbeiten, um zu leben – und zwar eben nicht als Motto einzelner Privilegierter, sondern als das der ganzen Gesellschaft! – Bzw. warum nicht auch: beim Arbeiten schon leben!? – d.h. die Arbeit, eben auch die industrielle Warenproduktion, so organisieren, dass sie erfüllender ist, weil stärker selbstbestimmt, weniger monoton, weniger zeitintensiv, weil sie eben nicht den Marktgesetzen, sondern stärker tatsächlichen Bedürfnissen nach organisiert wäre…

    Comment: Kathrin – 10. Januar 2011 @ 01:41

  2. Kathrin kann ich nur beipflichten – inzwischen fast notorisch: Als Entwurf bleibt das praxiszentrierte Denken ein wenig zu sehr im Status quo hängen und arrangiert sich mit gewissen Systemgrößen, dies sowohl im Hinblick auf wissenschaftliche Paradigmen als auch auf die kapitalistische Wirtschaftsweise.

    Horst Müller stellt allerdings auch fest, dass es sich nicht um eine Fantasie des „Übermorgen“, sondern um „andrängende Realität“ handelt. Insofern ist die Frage, was Utopistik und Deskription unterscheidet.

    Vielleicht könnte man es auf diese Formel bringen: Je mehr man das Gewicht auf Sozialstaat und -wirtschaft legt, desto mehr werden Kräfte und kreative Prozesse freigesetzt, die bislang im Erwerbsdruck und im Zwang zum Wirtschaftswachstum verschlissen wurden. An dieser Stelle fängt dann der Umbau einer Gesellschaft erst an. Wenn dies allerdings auf Kosten der zweiten, dritten oder vierten Welt geschieht, ist wenig gewonnen.

    Comment: paul – 11. Januar 2011 @ 14:56

  3. Ich kann bedauerlich wenig Substanz in diesem Artikel erkennen.
    Der Tenor scheint zu sein, dass wir ein besseres Gleichgewicht zwischen Sozial- und Kapitalwirtschaft finden müssen. Ist das nicht auch die Essenz der politischen Debatten seit bestehen der Bundesrepublik? Der Streit um Verstaatlichung und sogenannter wirtschaftlicher Liberalisierung? Mehr Sozialstaat oder mehr Wirtschaft?
    Einerseits wird ein Schwächung der Katpitalwirtschaft gefordert. Als Instrument wird etwas gefordert, das sehr nach erweiterter Tobin Tax riecht. Wenn die Tobin Tax den Finanz-Kapitalismus eindämmen kann, mag das mit einer umfassenderen Variante für die gesamte Kapital-Wirtschaft gelingen. Und dann (ja, das hat Katrin auch schon gefragt)?
    Dass es nicht einfach mit Verstaatlichung getan ist, hat Müller wohl erkannt. Ein zentrales Zitat dazu:

    [Wirtschaftswissenschaft muss] die Fragen der alternativen Systemkonfiguration, der entsprechenden Wertformen und Wirtschaftsrechnung und schließlich Fragen der dem angemessenen Eigentumsverhältnissen, Betriebsverfassung und wirtschaftsdemokratischen Gesamtordnung klären.

    Kannst Du (urb) vielleicht nochmal nachlegen, und Herrn Müller fragen, ob er da irgendwelche Ansätze hat?

    Comment: Thorsten Roggendorf – 11. Januar 2011 @ 22:43

  4. @Thorsten: Horst Müller wird selbst nachlegen, hier in der Diskussion.

    Meine eigene Einschätzung: In einer Übergangszeit gilt es zunächst, das Gleichgewicht zwischen Sozial- und Kapitalwirtschaft herzustellen und Richtung Sozialwirtschaft zu verschieben. Momentan verläuft nämlich alles weiter in die andere Richtung. Privatisierung von Wasserverwaltung und ähnliche Schreckgespenster reiten schon wie die Apokalypischen Reiters am Horizont. Ob die Rahmenbedingungen ausreichen, um die Logik des Kapitals zu durchbrechen, muss freilich bezweifelt werden. Hier bräuchte es schließlich radikale Reformen. Mal etwas naiv gesprochen: Wozu eine Kapitaltransfersteuer, wenn man den Wertpapierhandel sowieso abschaffen könnte …

    Comment: urb – 12. Januar 2011 @ 00:12

  5. @urb: Die hier so genannte Sozialwirtschaft hat doch die bekannten Probleme. Ohne Konzepte, wie diese vorteilhafter zu gestalten wäre ist das zumindest für mich keine Lösung.
    Die Abschaffung des Wertpapierhandels wäre das sofortige Ende der Marktwirtschaft. Und dann? Wieder fehlen alternative Konzepte.

    Comment: Thorsten Roggendorf – 12. Januar 2011 @ 22:35

  6. @thorsten: Du hast natürlich völlig recht! Die entscheidende Frage ist: Wie kann eine „Mischform des Wirtschaftens“ (Kathrin) überhaupt ermöglicht werden? Oder in Horst Müllers Worten: „Wie kann das Gemeinwesen auf sozialwirtschaftlicher Grundlage wieder zur Geltung kommen?“ Steuerreform und Kapitaltransfersteuer als erste Schritte? Und dann Schritte auf welche nächste Stufe? Und wie ist das ganze verkoppelt mit konkreten „praktischen Lebensvollzügen“?

    Comment: urb – 13. Januar 2011 @ 12:55

  7. Hi Urb … und natürlich ein herzliches Hallo an alle Mitleser.

    Ich glaube „Mischform“ und „Gemeinwesen“ sind erst mal separate Probleme. Allerdings hat mein Lösungsansatz Synergien in beiden Problemkreisen.

    Zunächst sei kurz fest gestellt, dass ich von Steuern als Lösungsansatz überhaupt nichts halte. Steuer bedeutet die Menschen erhalten etwas, das ihnen dann wieder weg genommen wird. Ich verteile erst falsch und korrigiere dann über Steuer. Das ist grundfalsch. Ich muss meine Verteilung optimieren, nicht flicken.

    Mischform
    ^^^^^^^^^^

    Arbeitskraft
    Der Markt wird was menschliche Arbeitskraft betrifft völlig falsch herum eingesetzt. Marktwirtschaft eignet sich gut zur effizienten Nutzung (und kompletter Ausnutzung) begrenzter Ressourcen. Arbeitskraft ist aber offensichtlich gegenwärtig eher kein begrenzender Faktor (zumindest unqualifizierte). Ich glaube, dass sich vieles schon heute noch sehr sehr viel effizienter machen ließe, was auch überreichlich qualifizierte Arbeitskraft frei setzen würde. Andererseits ist es für eine Gesellschaft enorm wichtig, diese Ressource nicht brach liegen zu lassen, da Arbeitslosigkeit für die meisten Menschen (noch) schwer zu ertragen ist. Unsere Marktwirtschaft ist auf die optimale Nutzung begrenzter Arbeitskraft ausgelegt. Sie müsste aber auf die optimale Verteilung begrenzter Arbeitsplätze ausgelegt werden.
    Dies ließe sich z.B. erreichen, indem für alle Arbeitnehmer ein einheitlicher Tarifvertrag eingeführt wird. Der Stundenlohn ist hauptsächlich proportional zum persönlichen durchschnittlichen Arbeitspensum. Das erlaubt immer noch sehr hohe Löhne und Lohnunterschiede, führt aber automatisch zur Verteilung von Arbeit.

    Information
    Information verhält sich inkompatibel zu unseren Marktgesetzen. Ich kann Dir eine Idee nicht weg nehmen. Wenn ich das versuche, werde ich sie vervielfältigen. Information wird meist produktiver durch Vervielfältigung. Information ist in vielerlei Hinsicht eine „Ressource“, die sich genau antithetisch zu markwirtschaftlichen Randbedingungen verhält. Momentan wird versucht, die Informationswirtschaft durch die Gesetzgebung künstlich in das Korsett der Marktwirtschaft zu zwängen. Das ist falsch. Es ist volkswirtschaftlich kontraproduktiv und führt zur Kriminalisierung breiter Bevölkerungsschichten (sowohl von Privatpersonen als auch von Unternehmen). Information sollte zum Wohle aller frei sein. Es gibt allerdings Mischformen aus klassischer und Informationswirtschaft. Diese erfordern auch spezielle Ansätze. Unser antiquiertes Patentrecht ist dazu allerdings ungeeignet.

    Gemeinwesen
    ^^^^^^^^^^^^^^
    Unser Gemeinwesen ist so umfassend zerstört, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll. Die Trennung zwischen Staat und Bürgern muss aufgehoben werden.
    Die Repräsentation sozialer Beziehungen im Rechtssystem muss den Gegebenheiten angepasst werden … und da ist die Familie heutzutage halt nur ein Sonderfall.
    Soziale Kontrolle muss wieder wirken können. Menschen sind zu oft anonym oder austauschbare Repräsentanten von Unternehmen und handeln in dieser Anonymität unethisch. Das kann und sollte man ändern.
    Kinder und Jugendliche werden in Bildungsgetthos eingepfärcht und vom Rest der Gesellschaft isoliert, was zu Entfremdung und (berechtigten) Zweifeln an der Sinnhaftigkeit der Bildung sowie zu Perspektivlosigkeit führt, da die Perspektive auf den Rest der Gesellschaft verstellt ist (das hängt natürlich auch mit dem Problem der Arbeitsverteilung zusammen).
    Unser Gesetzgebungsprozess ist kurzsichtig, von Partikularinteressen geleitet und von Inkompetenz geprägt. Auch das ließe sich ändern.

    Diese Gedanken sind Extrakte aus meinem Manifest „Extreme Governing“. Im Original ist der komprimierte Abschnitt mit obigem (und etwas mehr) hier:
    http://schrotie.de/extremeGoverning/en/sections/node24.html
    Ankes deutsche Übersetzung (danke Anke!) ist hier:
    http://schrotie.de/extremeGoverning/de/sections/node24.html

    Die Verkoppelung mit persönlichen Lebensvollzügen ist auch möglich. Das ganze lässt sich als System im System etablieren. Wenn die Utopie läuft und ihre Bürger ihr hinreichend Vertrauen, kann man das äußere alte System nach und nach entfernen.

    Gruß
    Thorsten

    Comment: Thorsten Roggendorf – 13. Januar 2011 @ 23:59

  8. @Thorsten: Ich hab mir das Manifest des Extreme Governing ausgedruckt und beschäftige gerade damit. Sehr interessant! Alles, was du hier schreibst, ist durchaus zu unterstützen. Nur ist nicht gesagt, wie dies im momentanen weltweiten Wildwuchs umgesetzt werden kann. (Also vielleicht muss doch zuerst eine Steuerreform vorliegen, um letztlich ohne Steuern auszukommen.) Man müsste also zunächst nach positiven Aansatzpunkten suchen, die schließlich zur Aufhebung oder zumindest zu einer entscheidenden Milderung des Entfremdungszusammenhangs führen könnten. Ein Umdenken hat zumindest beschränkt auf bestimmte Kreise, gerade auch im Internet stattgefunden. Dieses muss kultiviert werden und in persönliche Lebensvollzüge münden. Entstehen auf diese Art und Weise Mehrheiten, kann es zu einer Ausrichtung der Gesellschaften mit neuen Regeln kommen.

    Comment: urb – 16. Januar 2011 @ 00:22

  9. Hi Urb

    Ich denke offenbar an einen ziemlich anderen Weg der Umsetzung als Du. Doch vor der Utopie etwas Politik.

    Ich bin in unserem jetzigen System für Mindestlöhne und eine weniger menschenverachtende Sozial- und Steuerpolitik. Ich glaube, das ließe sich auch ein Stück weit umsetzen, da die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands ja gerade so ausgeprägt ist, dass wir reihenweise schwächere europäische Länder in den Ruin exportieren. Ich bin auch dafür Privatisierungen zurück zu fahren. Die von Dir gefürchtete Privatisierung der Wasserversorgung (ich glaube es ist die „Entsorgung“) ist in Berlin Realität. Mit unschönen Folgen. Die Folgen der bisher nur angestrebten Bahn-Privatisierung lassen sich auch besonders in Berlin bewundern.

    Von einer grundsätzlichen Schwächung der Marktwirtschaft durch eine Kapitaltransfersteuer halte ich aber nichts, solange niemand darlegt, wie diese Schwächung aufgefangen wird. Selbst wenn das jemand darlegte, bräuchte man eigentlich eine global koordinierte Strategie um nicht einzelne geografische Regionen sinnlos zu schwächen. Ich glaube nicht, dass sich Regionale Mehrheiten für eine sozialwirtschaftliche Ausrichtung finden lassen, geschweige denn eine globale. Praktisch alle Machtkonzentrationen der westlichen Welt haben ein enormes Interesse, so eine Ausrichtung zu verhindern. Ich halte es für extrem unwahrscheinlich, dass man dagegen etwas erreichen kann.

    Das ist einer der Gründe, wieso ich eine andere Strategie verfolge. Aber es ist nicht der einzige, und nicht der wichtigste. Ich glaube, Menschen sollten wählen können, wie sie regiert werden. Wir können das nicht. Wir wählen zwar, aber bisher ist nie etwas rausgekommen, was ich gewählt habe oder hätte. Es ist heute grundsätzlich möglich, die wichtigsten Kompetenzen einer Regierung von der Geografie zu entkoppeln. Das heißt, ich könnte mich von einer Regierung regieren lassen und mein Nachbar von einer anderen. Dieses Konstrukt halte generell für wünschenswert, nicht nur als Übergang. Aber gerade für den Übergang bietet es natürlich fantastische Perspektiven.

    Wenn es gelingt eine gewisse, gar nicht mal große Zahl von Menschen zu überzeugen, könnten sich diese zusammenschließen und anfangen eine Utopie um zu setzen. Da Extreme Governing kein Mensch kennt, nehme ich mal einen Sozialismus als Beispiel. Da ich mich hier nicht so super auskenne, möge man mir Fehler hierbei Verzeihen.

    Die Menschen schließen sich also zusammen. Man gründe einen Verein oder ähnliches. Alle Mitglieder überweisen ihr Gehalt (in der Anfangsphase wahrscheinlich erst mal einen kleinen Teil) an den Verein. Dieser kümmert sich um die Verteilung. Man etabliert Regierungsstrukturen. Die Regierung ist der Vereins-Vorstand, die Verfassung die Satzung. Später wird der Teil des Gehaltes das über den Verein geht größer (wenn der Verein Gemeinnützigkeit anerkannt bekommt, wäre das in Deutschland sogar steuerfrei). Der Verein betreibt eigene Unternehmen wo er natürlich bevorzugt eigene „Bürger“ beschäftigt. Das muss aber nicht ausschließlich so sein.

    Andere politische Strömungen jenseits des Mainstreams tun das selbe. So lassen sich sehr viel mehr Menschen einbeziehen als wenn man es nur mit einer Strömung macht. Wenn sich diese Systeme als stabil erweisen und man genug Volumen erreicht hat, beginnen diese „Vereine“ Druck zu machen um aus dem Krankenkassen-System zu kommen. Später kommen Sozial- und Rentenversicherungen, schließlich die Steuern. Zuletzt kommt die Anerkennung als gleichwertige System mit geteilter Exekutive und Standardisierung der Judikative. Ich denke andere Übereinkünfte werden ebenfalls nötig sein. Zum Beispiel denke ich, dass es ein globales Propaganda- (=Werbe-) Verbot geben müsste, als Teil eine Waffenstillstandes im Informationskrieg.

    Comment: Thorsten Roggendorf – 16. Januar 2011 @ 21:40

  10. @thorsten: Zunächst einmal könnte ich nicht sagen, dass ich andere Vorstellungen der Umsetzung habe, da ich für meinen Teil nicht wüsste, wo man den Hebel ansetzen kann. Ich hatte nur versucht, im Sinne des praxiszentrierten Ansatzes zu argumentieren, um den es in diesem Beitrag ja auch geht.

    Einen Kritikpunkt, den ich genauso sehe: „Praktisch alle Machtkonzentrationen der westlichen Welt haben ein enormes Interesse, eine sozialwirtschaftliche Ausrichtung zu verhindern.“ Hier müsste vermutlich enormer Druck von unten kommen und neue Einsichten in die Notwendigenkeit entstehen.

    @Horst Müller: In diesem Zusammenhang zwei Fragen: Warum ist die Verschiebung Richtung Sozialwirtschaft andrängende Realität? Und wie kann sich diese von den bestehenden Machtkonzentrationen emanzipieren?

    Comment: urb – 17. Januar 2011 @ 11:49

  11. Hallo Abu Selma, Thorsten, Kathrin und andere, ich freue mich über Euer Interesse und alle Denkanstöße. Natürlich kann ich nicht mit einem Mal auf alle Fragen eingehen, ich teile mir das ein. Hier also zunächst zum Thema:

    Mit dem Praxiskonzept konstruktiv werden

    Thorsten hat bemerkt, dass im Rahmen der weitergehenden evolutionären Entwicklung ein gesellschaftswissenschaftlicher Diskurs durchaus essentiell ist. Das wäre bei mir der von urb angesprochene praxisphilosophische Denkansatz, den Abu Selma wiederum als abgehobenes kantianisch-philosophisches Konstrukt kritisiert.

    Tatsächlich geht es darum, dem vorherrschenden Typus einer positivistischen, pragmatischen, affirmativen, korrumpierten Wissenschaftlichkeit ein theoretisch profiliertes, analytisch durchgreifendes Möglichkeits-, Widerspruchs-, Praxis- und Zukunftsdenken entgegen zu setzen: Jene ist die entfremdete Wissenschaft! Das dagegen andersartige und zunächst vielleicht auch ungewohnte Begrifflichkeiten gesetzt werden müssen, ist im Grunde ganz normal und jedenfalls nicht elitär. Die Übersetzung philosophisch-wissenschaftlich gewonnener Grundeinsichten in eine dem Alltagsmenschen verständliche Ideenrede sehe ich übrigens als reale und noch eigens zu bewältigende Aufgabe an.

    Praxis in diesem Sinne ist nicht im Gegensatz zu Theorie zu verstehen, sondern philosophisch-anthropologisch, als menschliche Existenzweise, und folglich als Schlüsselbegriff für die gesamte menschliche, gesellschaftliche und geschichtliche Wirklichkeit. Hinter dem Begriff steht eine hochreflektierte Konstitutionstheorie gesellschaftlicher Lebenswirklichkeit.
    Das angesprochene Praxisdenken ist auch nicht meine Privatkonstruktion. Es hat eine enorme Vorgeschichte in der heute verdrängten europäischen, praxisphilosophischen Traditionslinie, die von Marx bis Bourdieu reicht. Ich suche diese zu reaktivieren und weiter zu entwickeln, im gesellschaftswissenschaftlichen Streit offensiv ins Feld zu führen, um damit über die nurmehr „Kritische Theorie“ und bloße „Kritik der politischen Ökonomie“‘ hinauszuweisen und zu hinauszukommen. Um die traditionellen Politökonomen kräftig zu provozieren, spreche ich daher von einer heute notwendigen, wissenschaftlich fundierten „Utopistik der politischen Ökonomie“. Der marxistische Mainstream ist hier anderer Meinung!

    Selbst die kritischen Denkströmungen können von ihren Voraussetzungen her definitiv nicht zu jener allseits gewünschten, heute angeforderten konkreten Alternative kommen, die wiederum von vornherein völlig außerhalb des Fragen- und Forschungshorizonts der auch in Nürnberg und Erlangen noch (vor)herrschenden Wirtschafts- und Gesellschaftswissenschaften liegt. Das Praxiskonzept, wie ich es nenne, bietet ganz andere Denkmittel und Arbeitsperspektiven.

    Die erste grundlegende Einsicht aus diesem erneuerten Denkansatz besteht darin, dass wir in eine Übergangszeit eingetreten sind und in einer Übergangsgesellschaft leben, in der das Neue, d.h. eine andersartige gesellschaftliche Praxisformierung, bereits implizit, noch halb verdeckt, aber in andrängenden Elementen bereits existiert. Es geht nicht, wie Paul richtig anmerkt, um eine „Phantasie des Übermorgen“, eben auch nicht um reine Phantasien im Heute: Wenn nicht in der bestehenden Gesellschaft diese Elemente bereits existierten, wären alle Überwindungs- und Sprengversuche eine Donquichoterie, ein Kampf gegen Windmühlenflügel, meint Marx. Und da hat er recht.

    Die zweite Kernfrage und Erkenntnis wäre demnach, ob und wie im Bestehenden eine andere, zivilisatorisch höher stehende Wirtschaftsweise und Gesellschaftlichkeit real angelegt ist. Jetzt ist ja die „Alternativlosigkeit“ zum Unwort des Jahres erklärt worden, sehr schön. Aber der Beweis des Gegenteils steht im Großen und Ganzen noch aus! Die Theorie der Sozialwirtschaft, verstanden als Systemalternative zur Kapitalwirtschaft, ist ein Versuch in dieser Richtung. Dazu nächstens mehr …

    Horst

    Comment: Horst Müller – 18. Januar 2011 @ 20:47

  12. Ich habe mir die Kommentare durchgelesen, eine Menge Stoff, muss ich schon sagen, und stelle fest, das Thorsten sehr schnell konkret wird und Horst zu lange auf der grundsätzlichen Ebene bleibt. Der Eine spricht über eine noch unvorbereitete Praxis und der andere über eine Denkströmung. Könnt ihr beiden das mal zusammenbekommen? urb versucht zu vermitteln, aber bislang nicht sehr erfolgreich.

    Und noch eine Frage: Wenn man utopisch denkt, ist es dann ok, wenn man sein Gegenüber mit der Realität widerlegen will?

    Comment: Gloria – 19. Januar 2011 @ 14:32

  13. Hi Gloria

    Zu Deiner Frage. Es kommt auf das Ziel der Utopie an. Wenn die Utopie ein Gedankenexperiment ist, das dazu erschaffen wurde um bestimmte Dinge zu verdeutlichen, ist eine Konfrontation mit der Realität nicht unbedingt angemessen. Das gilt z.B. für die meisten literarischen Utopien zumindest teilweise.

    Wenn es sich aber um einen konkreten Gesellschaftsentwurf mit dem Ziel der Umsetzung ist, ist eine Konfrontation unbedingt angezeigt. Ich persönlich glaube, dass sich viele Elemente von Utopien nicht vorhersagen lassen. Daher ist die Aussagekraft solcher Konfrontationen begrenzt. Dennoch sind sie sinnvoll, ja notwendig. Denn uns bleibt letztendlich kaum etwas als Analogien aus unserer Erfahrung zu bilden und im Kontext des utopischen Entwurf zu testen. Die Alternative – reine logische Extrapolationen – haben meiner Ansicht nach eine noch begrenztere Tragfähigkeit und Reichweite. Das liegt vor allem daran, dass menschliches Verhalten entgegen der Annahmen vieler klassischer Philosophen und Ökonomen nicht sonderlich rational ist.

    Comment: Thorsten Roggendorf – 19. Januar 2011 @ 21:21

  14. ist schon jemanden aufgefallen:
    das einzigartige an dem von Thorsten erfundenen Extreme Governing ist , daß praktisch jede Gesellschaftsform möglich ist wenn sie genügend Anhänger findet.
    Deswegen kann man die Aussagen von Thorsten und Horst nicht vergleichen.
    Thorstens Extreme Governing bietet den Kontext in dem Horst versuchen kann seine Vorstellungen zu verwirklichen.

    Comment: die_bibi – 20. Januar 2011 @ 12:51

  15. @die_bibi: Danke für den Hinweis. Ich habe das Konzept des Extreme Governing so verstanden, dass sich beliebige Gruppen zusammenschließen können und eine „Regierung“ bilden. Sie können sich also jede Verfassung geben, die sie haben möchten. Das erkenne ich ohne Wenn und Aber als einen interessanten Ansatz an, der die „soziale Phantasie“ beflügelt und angesichts der Parteiendemokartie Hoffnung fassen lässt.

    Ich sehe folgende Probleme: Die erste Gruppe unter einer „extremen Regierung“ wäre eine Enklave und hätte vermutlich dieselben Probleme die Tauschringe oder ähnliche Vereinigungen, die sich gerne aus der Geldwirtschaft ausklinken wollten, auch hatten. Sie wurden von außen her erdrückt und nach und nach wieder zur Integration gezwungen. Das zweite Problem könnte die Konsensfindung innerhalb einer Gruppe sein. Geringste Differenzen könnten dazu führen, dass sich Gruppen wieder auflösen und neu formieren. Ob eine hieraus resultierende hohe Dynamik praktikabel ist, wage ich zu bezweifeln. Zum Dritten kommt es sicher darauf an, wie die Gruppen dann interagieren würden: Wenn sie in Konkurrenz zueinander treten, eventuell um Ressourcen kämpfen müssten, könnte das Ganze in einer Art Clan-Krieg enden.

    Natürlich kann man Horsts und Thorstens Systeme nicht vergleichen, aber trotzdem gebe ich Gloria Recht, man sollte versuchen, sie zusammenzubekommen. In diesem Sinne müsste eine theoretische Grundkonfiguration dafür sorgen, dass das Zusammenspiel der verschiedenen „Regierungen“ funktioniert, dass alle eine gemeinsame Verfassung haben und sozialwirtschaftlich organisiert sind. Welches Konzept hierbei welchem vorausgehen könnte, wage ich nicht zu beurteilen. Ich befürchte aber, dass beide Ansätze auf gewaltige Widerstände treffen dürften. Dass sie erst im Rahmen des Gegebenen durchgesetzt werden und den Marsch durch die Institutionen antreten müssen, um dann vielleicht bis zur Unkenntlichkeit entstellt werden könnten – schönen Gruß an die Grünen. Entschuldigt den ganz und gar unutopischen Gedankengang!

    Comment: urb – 20. Januar 2011 @ 13:29

  16. Hi Urb

    Extreme Governing besteht aus zwei Teilen. Der erste ist das Nebeneinander unterschiedlicher Regierungsformen. Das zweite ist eine alternative Organisationsform einer vernetzten Gesellschaft. Diese Organisationsform könnte eine von mehreren parallelen Regierungsformen sein. Der Begriff Clan ist in Extreme Governing Teil des zweiten Konzepts. Bei Dir scheint er Teil der ersten zu sein. Macht aber nichts, Deine Argumente sind deshalb nicht weniger zutreffend.

    Extreme Governing als eine mögliche alternative Organisationsform einer vernetzten Gesellschaft klammert geldpolitische Gesichtspunkte völlig aus. Das ist kein Zufall, denn wie Du richtig erkannt hast, ist Geldpolitik in unserer Welt immer sehr angreifbar. Langfristig wird man auch das angehen müssen, aber das ist vorerst reine Utopie 🙂
    Außerhalb der Geldpolitik gibt es sehr wohl zahlreiche Beispiele von alternativen Organisationen, die sich lange gehalten haben und dies Teils noch heute tun: Raiffeisen, Co-Op, zahlreiche Wohngenossenschaften, von Elterninitiativen betriebene Kindergärten usw.

    Was macht Politik denn schon? Kranken- und Sozial- und Renten-Versicherungen – ich sehe überhaupt keinen Grund, wieso sich das nicht alternativ organisieren ließe, vielleicht auch modular. D.h. es gibt nicht einen Staat sondern ich stelle mir meinen „Staat“ aus unterschiedlichen Komponenten zusammen. Das Strafgesetz ist trivial, das ist eh global weitgehend einheitlich. Da lässt sich leicht eine gemeinsame Basis schaffen. Wenn die Amis dann gerne weiter die Hälfte ihrer Jugendlichen im Knast aufziehen möchten, müssen sie die entsprechenden Kreise das für ihre Leute halt aufs Basis-Strafrecht drauf packen. Bürgerliches Recht lässt sich auch noch teilweise vereinheitlichen. Beim Rest muss man schauen was geht.

    Die Bibi hat Recht: Man kann Sozialwirtschaft mit dem ersten Teil von Extreme Governing zusammen bringen. Mit dem zweiten ist das nicht möglich, denn der ist absolut marktwirtschaftlich geprägt. Und bezüglich eines Ansinnens, dass irgendwer irgendwem vorschreibt, was das beste für alle ist, bin ich persönlichen zu keinen Kompromissen bereit. Unsere sogenannten Volksvertreter sind nicht weniger mit Blut beschmiert als alle anderen, die die Menschen zwingen wollten, nach einer bestimmten Fasson zu leben. Und wenn ihr die Menschen zu Sozialwirtschaft oder was auch immer zwingen wollt, werdet Ihr auch nicht besser sein.

    Gruß
    Thorsten

    Comment: Thorsten Roggendorf – 20. Januar 2011 @ 22:36

  17. Hi Urb

    Eins habe ich vergessen: Ich rede nicht von einem Marsch durch die Institutionen. Wenn 10% entschlossen sind, ihren alternativen Organisationsformen zum Durchbruch zu verhelfen, ist jedes demokratische Land, das sich dagegen wehren will, am Ende. Wenn sich in Deutschland 8 Millionen Menschen selbst anzeigen ist die Justiz nicht mehr Handlungsfähig. Wenn sie streiken gibt es keine Wirtschaft mehr. Wenn sie demonstrieren gibt es keinen Verkehr mehr. Um Menschen aber Entschlossenheit zu geben muss man ihnen erst etwas geben, wozu sie entschlossen sein können, eine Alternative. Am bestem jedem die Alternative, die ihm persönlich am meisten liegt, dann klappts auch mit der Entschlossenheit.

    Gruß
    Thorsten

    Comment: Thorsten Roggendorf – 20. Januar 2011 @ 22:46

  18. Ich glaube, von Zwang kann hier keineswegs die Rede sein, Thorsten: Es geht darum, eine dem Menschen angemessene Wirtschaftsweise zu finden, um ihn von den Gesetzen der virtuellen Geldströme zu emanzipieren, die uns fernsteuern, ohne dass wir eine Möglichkeit des Eingreifens hätten. Wenn du eine Qualität des Marktes in deinem Kozept ansprichst, die dem Menschen seine Würde erhält, die Würde der Selbstbestimmung und der Wahl zwischen verschiedenen Möglichkeiten, dann sind wir d’accord. Ich hoffe, du siehst aber auch die Risiken und Gefahren einer rein marktwirtschaftlichen Ausrichtung. Sozialwirtschaft ist jedenfalls als Gegengewicht gegen eine Unterjochung durch die Kapitalwirtschaft verstanden, nicht als neues Unterdrückungsinstrument, das schließt einen Markt mit der o.g. Qualität keineswegs aus.

    Comment: urb – 21. Januar 2011 @ 13:09

  19. Hi Thorsten, ich frage mich, ob es sowas wie ein reines Gedankenexperiment gibt, und ob man es dann Utopie nennen sollte. So tief ist dieser Begriff wahrscheinlich inzwischen schon gesunken. Auch du machst ein Gedankenexperiment, bei dem gar nicht vorherzusehen ist, wie es sich in der Umsetzung verändern würde.

    Meine Frage war anders gemeint. Zwei Utopisten unterhalten sich, dem einen gefällt nicht, was der andere über einen zuküftigen Staat sagt. Als macht er das runter: „Schau dir doch mal die Realität an! Das ist doch völlig unmöglich, was du da denkst! Dazu müsstest du die Menschen zwingen!“ Umgekehrt läuft es dann vielleicht genauso ab. Die herrschende Realität, die doch eigentlich überwunden werden soll, wird zum Killerargument gegen den anderen. Ist das utopistisch?

    Comment: Gloria – 21. Januar 2011 @ 13:23

  20. @Zwang: Mir fallen nur drei Möglichkeiten ein:
    1. Alle wollen genau das selbe.
    2. Es gibt Alternativen.
    3. Die, die nicht das selbe wollen, sind gezwungen, sich zu fügen.

    Mit drittens hat es nach Urbs Aussage nichts zu tun, zweitens findet er nicht gut. Ist es tatsächlich erstens, oder habe ich etwas übersehen?

    Sozialwirtschaft ist für mich immer noch ein leerer Platzhalter. Trotz intensiver Suche in Horst Müllers labyrinthischen Sätzen habe ich nichts gefunden, was mir das Konzept verdeutlichen würde. Und ohne Euch zu nahe treten zu wollen: Utopie darf schon noch etwas mehr sein, als eine Steuererhöhung.

    @Gloria: Nehmen wir mal an, es gäbe kein reines Gedankenexperiment. Jetzt stellst Du Dir vor, es gäbe Gedankenexperimente. Und schon hast Du ein Gedankenexperiment. Genau genommen hast Du sogar ein Gedankenexperiment in einem Gedankenexperiment. Halten wir einen Moment staunend vor diesem in sich verschlungenen Gedankengedilde inne …

    „Auch du machst ein Gedankenexperiment, bei dem gar nicht vorherzusehen ist, wie es sich in der Umsetzung verändern würde.“ Äh … ja stimmt. Darum schrieb ich ja auch: „Ich persönlich glaube, dass sich viele Elemente von Utopien nicht vorhersagen lassen. […]“ Was war da unklar? Extreme Governing ist natürlich auch so eine unwägbare Utopie. Steht da übrigens auch drin.
    Deine Frage war offenbar nicht als Frage sondern als Aussage gemeint. Sorry, hatte ich falsch verstanden. Lustig, dass meine Antwort auch hervorragend als Erwiderung auf die Aussage taugt, man solle Utopien nicht argumentativ mit der Realität konfrontieren. Ja womit denn sonst? Mit logischen Extrapolationen von was? Oder sollen wir alle Händchen halten und jedes mal ehrfurchtsvoll „Ohh! Jaa!“ rufen, wenn jemand einen Utopischen Vorschlag macht? (Das war jetzt auch eine als Frage getarnte Aussage)

    Gruß
    Thorsten

    Comment: Thorsten Roggendorf – 21. Januar 2011 @ 21:02

  21. @thorsten, gemach, gemach, ich finde, das Thema zu wichtig und dein Konzept zu interessant, dass wir hier eine Tonverschärfung verhindern sollten. Gloria hat ganz recht, ich halte sie deswegen nicht für harmoniesüchtig.

    Warum muss es eine Möglichkeit sein? Ich denke, es ist eine Mischung aus 1., 2. und 3., die ein Zusammenleben in einer Demokratie möglich machen. Ganz grundlegend wollen alle dasselbe und sind auf dieser Grundlage bereit, Kompromisse zu schließen und sich durchaus auch einzuordnen. Das hat nichts mit Zwang zu tun. Entstehen unauflösbare Widersprüche, müssen Alternativen gesucht und diskutiert werden, im Grunde schon vorher, als ständig begleitender Prozess, dies ganz im Sinne der konkreten Utopie, die als, wie ich unter „Alternativlos ist ideenlos“ geschrieben habe, ein Vorschlagswesen zur Optimierung des menschlichen Zusammenlebens verstanden werden könnte.

    Ein ausgearbeitetes Konzept hat Horst Müller hier sicher nicht geliefert, da gebe ich dir recht, und an dieser Stelle muss sicher noch viel getan werden. Dennoch hat er die Richtung klar gemacht, was heutzutage nicht selbstverständlich ist. Und er hat die Zwänge und Problemfelder verdeutlicht, die zu durchschreiten sind.

    Comment: urb – 22. Januar 2011 @ 18:38

  22. Hallo urb
    Bei Extreme Governing werden Machtkonzentrationen durch das System verhindert.
    Extreme Governing basiert auf sozialer Verantwortung.
    Vielleicht zur Verdeutlichung:
    http://schrotie.de/index.php/2010/11/ki-is-who-wi/
    KiIsWhoWi ist eine Synery aus Xin und Karma. -> Extreme Governing

    „Das zweite Problem könnte die Konsensfindung innerhalb einer Gruppe sein. Geringste Differenzen könnten dazu führen, dass sich Gruppen wieder auflösen und neu formieren. Ob eine hieraus resultierende hohe Dynamik praktikabel ist, wage ich zu bezweifeln.“

    Wenn ich überlege mit welchen Unzulänglichkeiten der Gesellschaft ich mich heutzutage ungefragt abfinden muss, glaube ich sollte es möglich sein das Gesellschaften auch bei Differenzen funktionieren.

    „Zum Dritten kommt es sicher darauf an, wie die Gruppen dann interagieren würden: Wenn sie in Konkurrenz zueinander treten, eventuell um Ressourcen kämpfen müssten, könnte das Ganze in einer Art Clan-Krieg enden.“

    Ich stelle mir Gesellschaftsübergreifende Klan Mitgliedschaften vor und glaube in diesem Kontext ist das Instrument KiIsWhoWi ziemlich wichtig.

    Wie das mit den Ressourcen werden könnte, kann ich mir auch nicht so richtig vorstellen.
    Ich hoffe auf einen Wertewandel.

    Comment: die_bibi – 22. Januar 2011 @ 19:45

  23. Hi Bibi, ich hoffe wie du auf einen Wertewandel, der vielleicht in den Köpfen vieler Menschen auf der ganzen Welt auch stattfindet und von bestimmten Gruppen auch praktisch vollzogen wird – z.B. von den Utopisten, die ihn mit strategischem Konsum herbeiführen wollen. Und ich denke auch, dass sich jeder dabei ein Stück selbst überwinden muss, damit soziale Verantwortung gelebt werden kann.

    Meinen Kritikpunkt könnte man mit Woody Allen formulieren: „Ich glaube fest an eine höhere Ordnung im Universum, auch wenn sich keiner dran hält!“ Extreme Governing mag Machtkonzentrationen verhindern, wenn es als System weltweit installiert wäre. Außerhalb des Systems sind aber vermutlich erst einmal eine Menge Leute, die sich nicht daran halten und nicht daran interessiert sind soziale Verantwortung zu leben. Für die Marktwirtschaft persönliche Bereicherung und Machtausübung bedeutet. Wie mit dieser Situation umgehen?

    Comment: urb – 22. Januar 2011 @ 21:30

  24. Entschuldige mal, Thorsten, aber ich finde, du führst dich hier auf wie der große Guru und verträgst anscheinend keine Rückfrage, ohne gleich bissig zu werden. Gegen dein Gedankenexperiment ist nichts zu sagen, gegen die Art, wie du hier alles andere niedermachst, dagegen schon. Das macht nicht viel Hoffnung auf einen Wertewandel, den sich bibi und urb und jeder halbwegs normale Mensch wünschen. Sorry, aber das musste mal gesagt werden.

    Horst, ich kann durchaus nachvollziehen, dass man die Probleme nicht auf eine einfache Formel bringen kann, allerdings würde ich mir wünschen, dass du manche Punkte etwas konkreter ansprechen könntest. Du bleibst, genau genommen, auch bei der Kritik stehen.

    Comment: Gloria – 22. Januar 2011 @ 21:53

  25. Hi Urb

    „es ist eine Mischung aus 1., 2. und 3., die ein Zusammenleben in einer Demokratie möglich machen. Ganz grundlegend wollen alle dasselbe und sind auf dieser Grundlage bereit, Kompromisse zu schließen und sich durchaus auch einzuordnen. Das hat nichts mit Zwang zu tun.“ Ich bin anderer Ansicht. Ich glaube die Situation von z.B. Fixern, oder die von Anwohnern des Wendlandes ist Symptom der Krankheit der Demokratie. Ich halte Demokratie für verbesserungsfähig, denn sie ist die Diktatur der Mehrheit und hat sehr, sehr viel mit Zwang zu tun.

    Zum Kampf um Ressourcen: Ein Kampf um Ressourcen wäre meiner Meinung nicht unbedingt eine Verschlechterung. Heute gibt es nur einen Raub von Ressourcen, dem alle 5 Sekunden ein Kind zum Opfer fällt. Wenn sich da Widerstand formieren würde, bravo! Aber Du hast natürlich Recht, das ist ein Problem, über das ich viel zu wenig nachgedacht habe.

    „Für die Marktwirtschaft persönliche Bereicherung und Machtausübung bedeutet. Wie mit dieser Situation umgehen?“ Wenn es tatsächlich zu erreichen wäre, dass alternative Systeme etabliert werden, wäre das Problem gelöst. Denn die Menschen, an denen sich die persönlichen Bereicherer bereichern und die über die Macht ausgeübt wird, könnten sich dem entziehen, indem sie das System wechseln.

    Comment: Thorsten Roggendorf – 22. Januar 2011 @ 22:45

  26. Hi Gloria

    Entschuldige bitte meine Antworten auf Deine Postings. Es war sicher nicht mein Ziel, Dich zu verletzen.

    Sorry
    Thorsten

    Comment: Thorsten Roggendorf – 22. Januar 2011 @ 23:07

  27. Ich bin vollkommen deiner Meinung, Thorsten, auch ich denke an eine alternative Form der Demokratie, in der das Zusammenspiel zwischen 1./2./3. optimal gelöst wäre. Hierfür gibt es sicher viele Anregungen aus dem ExtremeGoverning.

    Comment: urb – 23. Januar 2011 @ 00:18

  28. […] und gleichermaßen schwer es ist, alternative Wege aufzuzeigen, spiegelt die Diskussion unter Utopistik der Ökonomie (Teil 2) wider. Lest auch: Joseph Vogl Das Gespenst des Kapitals Diaphanes Verlag Kartoniert, 224 Seiten […]

    Pingback: Hyperbaustelle » Das Gespenst des Kapitals | Utopie-Blog – 24. Januar 2011 @ 11:19

  29. Schon ok, Thorsten! Ich möchte nur mal auf einen Punkt hinweisen, der in den Betrachtungen hier vielleicht etwas zu kurz kommt: Solidarität! Ohne sie können sich überhaupt keine Gruppen zusammenfinden, insbesondere keinen Machtkonzentrationen entgegenwirken. Leute müssen ihr gemeinsames Interesse erkennen und gemeinsam eine Position vertreten, bevor sich etwas verändern kann. Bei dir, Horst, wirkt das so, als ergäbe sich sowieso alles von selbst. Bei dir, Thorsten, habe ich das Gefühl, liegt der Schwerpunkt auf Individualismus, also ein bisschen überspitzt: Wenn mir was nicht passt, verlasse ich das System. Könnt ihr meine Einschätzung so nachempfinden?

    Comment: Gloria – 24. Januar 2011 @ 12:03

  30. Hallo Gloria

    Ich kann Deine Einschätzung aufgrund der hier geführten Diskussionen nachempfinden. Doch ich selbst sehe mich anders. Als ich Extreme Governing ursprünglich entworfen habe, war die Möglichkeit der Wahl nur ein kleiner Abschnitt gegen Ende des Textes. Ich finde diese Möglichkeit heute wichtiger, denn ich glaube an die Menschen und ich glaube, dass wir zusammen langfristig das richtige tun werden. Vor allem glaube ich aber an meine Fehlbarkeit. Siehe Voraussage von tatsächlicher Umsetzung von Utopien. Extreme Governing ist in vielen Belangen ziemlich anders als was ich sonst so kenne. Das ist spannend und kenne mindestens einen Menschen, dem es sogar Hoffnung gibt. Aber es ist auch sehr gefährlich. Denn ist absolut unmöglich vorher zu sehen, was davon wie von mir erhofft eintreten könnte. Wenn es so toll ist, wie ich sage, kann es sich in einer freien Wahl durchsetzen. Wenn es aber in den nächsten Stalinismus führt brauchen wir dringen eingebaute Ausgänge.
    Der Kern von Extreme Governing ist nicht die Wahl Deiner Gesellschaft sondern ein recht konkreter Vorschlag wie man es ganz anders machen könnte, ein konkreter Vorschlag, was Du wählen könntest. Und in diesem Vorschlag spielt Solidarität eine Hauptrolle, auch wenn das Wort im Text vielleicht nicht vorkommt. Unsere heutige Gesellschaft belohnt solidarisches Verhalten oft nicht, oft wird es sogar bestraft. Extreme Governing ist darauf angelegt, Solidarität maximal zu fördern. Statt sozialen Status im Wesentlichen am Wohlstand zu messen, werden die ja heute schon existierenden Urteile die wir übereinander fällen sichtbar gemacht. Sozialer Status ergibt sich aus dem, was die anderen über uns denken. Nicht weil wir ein bestimmtes Auto vor der Tür haben, sondern weil wir mit anderen in der uns eigenen Art interagiere. Wir sind Menschen. Wir brauchen Freunde, die uns sagen, was wir gut und was wir schlecht machen. Wir dürfen nicht länger zulassen, das Menschen den höchsten sozialen Status erlangen, die sich am Leid der anderen bereichern. Deren Opfer sollten ein Wörtchen im sozialen Status mit zu reden haben. Gedanken hierzu sind auch hier zusammengefasst:
    http://schrotie.de/index.php/2010/11/ki-is-who-wi/

    Gruß
    Thorsten

    Comment: Thorsten Roggendorf – 24. Januar 2011 @ 23:24

  31. […] Eine interessante Diskussion zum Thema findet ihr unter dem Beitrag Utopistik der Ökonomie (Teil 2). […]

    Pingback: Hyperbaustelle » Voting – Kapitaltransfersteuer? | Utopie-Blog – 29. Januar 2011 @ 16:29

  32. Hallo Leute,

    bevor Ihr zur Frage der vorgeschlagenen Kapitaltransfersteuer – bitte nicht verwechseln mit einer Finanztransaktionssteuer oder Tobin-Steuer – entscheidet, solltet Ihr besser meine letzten Erläuterungen dazu in der Utopistik-Debatte Teil 1 Punkt 14 nachlesen. Ich habe dort versucht, Mißverständnisse auszuräumen und die Angelegenheit ein wenig besser zu erklären!

    Horst Müller

    Comment: Horst Müller – 29. Januar 2011 @ 17:40

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