Keine Alternativen zu haben oder zu sehen, ist eine Bankrotterklärung. Etwas, das in einer Demokratie eigentlich gar nicht vorkommen kann, sondern von den Wortgewaltigen verordnet wird. Keine noch so gut überlegte Entscheidnung sollte in einem demokratischen Umfeld als „alternativlos“ dargestellt werden, das ist ungeschickt oder borniert. Es zeugt von Durchsetzungswillen, nicht aber von Umsicht, Problemdurchdringung und Stil.
Nicht nur dass dem Wort „alternativlos“ etwas Totalitäres, Autoritäres und Antidialogisches anhaftet, es bildet die Spitze eines Eisberg vollkommen unkreativer und ideenloser Politik, die auf an sie herangetragene Zwänge reagiert, ohne sich an Lösungen heranzuwagen. Es handelt sich dabei um einen ganz besonders schlimmen Fall von Kompetenzanmaßung und um den Tod aller Utopie.
Und gleich wird der Spieß umgedreht: Utopie wird von Machtpolitikern als in Stein gehauener totalitärer Reißbrettstaat beschworen, um Debatten und Systemfragen ein für allemal aus der Welt zu schaffen. Aber utopisches Denken ist ein Vorschlagswesen zur Optimierung von Gesellschaften und menschlichem Zusammenleben, etwas das in Übergangszeiten nach Alternativen fahndet und sie auf ihre Zukunftstauglichkeit abklopft. Ein Denken, das manchmal auch zu viel wagt und angreifbar wird, von jenen, die sich auf die Realität berufen, aber meist nicht offenbaren, warum. Dann fällt es, das Unwort, notorisch und ideenlos wie immer.
« 2111 – Gesundschrumpfen – Das Gespenst des Kapitals »
Ja, so könnte man das Verhältnis zwischen Utopie und Autorität ganz gut beschreiben. Immer schön von sich selber ablenken, indem man die Möglichkeit eines totalitären Systems heraufbeschwört, die natürlich besteht. Aber was dann unter den Tisch fällt: Es könnte sich auch ganz viel zum Positiven entwickeln, wenn man Alternativen überhaupt in Erwägung gezogen hätte.
Comment: paul – 25. Januar 2011 @ 14:54