Hyperbaustelle

Bedingungsloses Grundeinkommen

„Wir täuschen uns, wenn wir meinen, ‚die Leute‘ arbeiten nur, wenn man sie dazu zwingt“, sagte der einstige Thüringer Ministerpräsident Dieter Althaus. Susanne Wiest ist sich sicher, dass ein bedingungsloses Grundeinkommen gesellschaftlich nötige Tätigkeiten finanziell absichern, vor Lohndumping bewahren und darüber hinaus enorme kreative Potenziale freisetzen würde.


Hyperbaustelle: Frau Wiest, worauf reagieren Sie mit Ihrer Forderung nach einem bedingungslosen Grundeinkommen? Was ist dabei Ihr persönlicher Antrieb?

Susanne Wiest: Ich stelle mir die Frage, wie möchte ich leben? In einem Geist des Miteinanders oder des Gegeneinanders? Gefällt mir mein beziehungsweise unser Gemeinwesen? Das Grundeinkommen ist ein Impuls, der diese Frage nach dem Zusammenleben bewegt und berührt. Dieser Kulturimpuls geht, wie ich finde, weit über das bloße Thema Finanzen und Geld hinaus. Er ist gleichzeitig sehr konkret und auch freilassend weit. Auch fühle ich mich mitverantwortlich für den Zustand unsers Gemeinwesens. Auf einem Acker wächst auch nichts, wenn ich lediglich kritisiere und rede. Unser demokratischer Acker bedarf ebenfalls der Pflege, der Hinwendung und der Tat.

Erwerbsarbeit und homo oeconomicus geraten in die Krise? Was stellen Sie sich unter Arbeit vor?

Der homo oeconomicus existiert doch gar nicht wirklich. Das ist in meinen Augen ein reines Gedankenkonstrukt. Unter Arbeit brauche ich mir nichts vorzustellen. Ich kann ja erleben, was für mich persönlich Arbeit ist. Arbeit ist Tun. Tun für mich und für Andere, nach innen gerichtet, nach außen gerichtet, sichtbar oder unsichtbar. Wenn im Märchen „Frau Holle“ die Brote im Backofen rufen, „zieh mich raus“, dann kann ich Sie rausziehen oder es nicht tun. Diese Arbeit steht vor mir. Egal wie ich mich entscheide. Holzhacken, kochen, eine Rede halten, diese Fragen hier beantworten, Brote rausziehen, Kinder wickeln. Vieles ist gar nicht zu überlegen, das steht vor mir, und ich spüre, ich bin dran, das ist meine Aufgabe, meine Arbeit. Mit Geld hat das erst einmal gar nichts zu tun. Arbeit = Tätigsein.

Wie viele und welche Gestaltungsmöglichkeiten würde man gewinnen, wenn man durch ein Grundeinkommen vom Erwerbs- und Existenzdruck entlastet wäre?

Der Raum wäre wieder offen und ein freier und  selbstbestimmter Enfaltungs- und Gestaltungraum wäre da. Dieser Raum würde aber nicht entstehen, wenn uns jemand das Grundeinkommen schenkt oder verordnet. Dieser Freiraum entsteht, meiner Meinung nach erst, wenn wir ihn gemeinsam erschaffen und bilden. Das ist für mich das Beeindruckende am Kulturimpuls Grundeinkommen: Dieser Raum entsteht permanent beim Tun.

Vertrauen Sie den einzelnen Menschen? Aus welchen Motiven heraus würden sie weiter arbeiten, ggf. sogar mit größerem gesellschaftlichem Nutzen?

Die Frage stellt sich mir so gar nicht. Sie impliziert doch, dass ich ein bisschen Angst habe, dass das, was die anderen tun, mir nicht nützt. Oder dass es mir nützen sollte. Was andere tun wollen, ist absolut die Sache der „Anderen“. Und was ich tue, ist meine Sache, in dem Rahmen, den wir gemeinschaftlich unserem Zusammenleben gegeben haben. Das sehe ich als ein Spannungsfeld zwischen den Polen Autonomie und Loyalität. Welche Regeln wir für unser Zusammenleben festlegen wollen, ist ein demokratischer Prozess. Auch heute basiert unser Zusammenleben auf dem Vertrauen, dass sich viele an die gemeinsamen Regeln halten. Die Frage nach dem Nutzen kann ich nicht beantworten, da ich uns Menschen nicht unter dem Aspekt der Nützlichkeit sehe. Da wären wir ja sonst wieder beim homo oeconomicus.

Wie kann eine gerechte Gesellschaft finanziert werden? Warum ist für Sie die Konsumsteuer das Mittel der Wahl? Wo sehen Sie Risiken und Hindernisse?

Wir können unsere Gesellschaft finanzieren durch freies Tun sowie brüderliches und schwesterliches Teilen. Für mich erscheint die Konsumsteuer die momentan passende Steuer zu sein. Wenn ich arbeite, tätig bin, tue ich das in der Regel für andere. Die wenigsten von uns sind Selbstversorger. Auf dem Gedanken, wir seien alle Selbstversorger, basiert aber meiner Meinung nach die Besteuerung der Arbeit. Wenn ich Rüben anbaue, die ich dann in meinen Keller bringe, ist es nötig, dass ich auch der Gemeinschaft Rüben abgebe. Der Ärztin, dem Lehrer …

Heute arbeiten wir schon für andere. Es ist also unsinnig, noch zusätzlich eine Gemeinschaftsabgabe, eine Steuer, gerade auf dieses füreinander Tätigsein zu erheben. Das ist doppelt gemoppelt. Wenn ich hingegen der Gemeinschaft ein Gut entnehme, etwas konsumiere, das ja nur auf dem Boden des Gemeinwesens entstehen kann, dann ist das meiner Meinung nach der richtige Zeitpunkt, um der Gemeinschaft den Ermöglichungsanteil zurückzugeben und so sicherzustellen, dass unsere gemeinsame Infrastruktur fortbestehen kann. Was wir gemeinsam finanzieren wollen, ist demokratisch gemeinsam festzulegen. Auch finde ich die Konsumsteuer einfach und transparent: Ich wünsche ein Steuersystem, das ich leicht verstehen kann und in dem wir, so wir das wollen, die Geldströme leicht nachvollziehen können. Rationalisierung ersetzt menschliche Arbeitskraft zunehmend, auch aus diesem Grund ist die Einkommensbesteuerung ein Auslaufmodell. Hindernisse sehe ich nur in der manchmal auftretenden Trägheit, Gewohntes nur ungern zu ändern und es lieber beizubehalten.

Wie könnte sich mit dem Grundeinkommen ein Gleichgewicht in der Gesellschaft einpendeln?

Das Grundeinkommen in ausreichender, existenzsichernder Höhe, deutlich über der Armutsgrenze, erhält jeder. Diese Tatsache an sich finde ich schon gemeinschaftsbildend. Was ich mit meinem Grundeinkommen mache, ist meine Sache. Meine Entscheidung. Ich bin nicht mehr auf Gedeih und Verderb darauf angewiesen, jede kümmerliche Arbeit anzunehmen, um meine Existenz zu sichern. Ich kann, mit unserem Grundeinkommen im Rücken, entspannt „Nein“ sagen zu unattraktiven Arbeitsangeboten. Lohnsklaverei wäre womöglich überwunden. Das wäre ein enormer Schritt in Richtung Gleichgewicht. Heutige Befürworter des bedingungslosen Grundeinkommens sind im Übrigen Menschen mit ganz unterschiedlichen Einkommen.

Wie war es vor dem Petitionsausschuss des Deutschen Bundestags? Hatten Sie den Eindruck, dass Ihr Anliegen Adressaten gefunden hat?

Ja, das Thema ist dort angekommen und auf Interesse gestoßen. Vielleicht möchten Sie sich selber ein Bild machen:
http://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2010/31904334_kw45_pa_petitionen/
http://www.info3.de/c5/index.php?cID=411

Und wie geht es jetzt weiter? Stichwort Enquete-Kommission. Wie beurteilen Sie die Chancen?

Wie es weitergeht, weiß ich nicht. Ich mache mir keinen Plan, sondern vertraue auf die weitere Entwicklungskraft des Themas. Sobald ich mich aufgerufen fühle, etwas konkret zu tun, tue ich das gerne. Ich möchte aber nicht in Aktionismus verfallen. Gut Ding will Weile haben. Ich finde es jedoch wichtig, viele Menschen über das Thema zu informieren, da noch nicht jeder davon gehört hat.

Eine Arbeitsgruppe oder Enquete-Kommission zum Thema bedingungsloses Grundeinkommen würde ich begrüßen. Wäre das aber eine der üblichen Experten- oder Lobbyistentreffen fände ich es nicht so interessant, da wichtige Entscheidungen ein breites bürgerliches Fundament brauchen. Wir Bürger sollten das Thema in unserer Hand behalten.

Wer könnten die politischen Partner werden?

Unsere Parteiendemokratie empfinde ich als überholt. Ich erlebe Bürgerdemokratie als stimmig. Offene sach- und lösungsorientierte Zusammenarbeit. Bürgerinitiative und Bürgerentscheid sind demokratische Werkzeuge, an deren Entwicklung ich interessiert bin und nach Möglichkeit mitwirken möchte.

Wie wichtig ist für Sie der Dialog mit Gleichgesinnten und Unterzeichnern? Welche Rolle spielte dabei das Internet und Ihr Blog?

Das Internet ist unser neues Demokratiemedium. Der Austausch mit anderen Menschen, die freie Zusammenarbeit, das Voneinanderwissen ist die Grundlage meiner Arbeit. Mein Blog ist für mich auch so etwas wie ein roter Faden, den ich immer weiter abrolle. Er hilft mir am Thema und im Dialog zu bleiben.

Darf ich Sie nach ihrer ganz persönlichen Utopie bzw. nach Ihrer Meinung über utopisches Denken fragen?

Ich sehe einen alten und ewigen Strom von Ideen und Impulsen. Liebe deinen Nächsten wie dich selbst. Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit … Viele Gedanken und Taten, die aus einem Geist des Miteinanders und der Liebe geboren sind, haben unsere Welt gestaltet und wärmer gemacht. Ich bin sehr dankbar, dass viele dieser Gedanken Wirklichkeit geworden sind. Ohne Sklaverei zu leben, war auch mal eine Idee , ein Gedanke.

Ich weiß nicht, ob ich utopisch denke oder eine Utopie habe. Dieses Wort würde ich persönlich nicht wählen. Es macht mir aber keine Schwierigkeiten, sondern Freude, für etwas zu arbeiten, das es bislang nur als Idee, Impuls oder Gedanke gibt und dessen Verwirklichung und Realisierung mir wirklich sinnvoll erscheint.

Lest auch:

Grundeinkommen im Bundestag – der Blog von Susanne Wiest

Susanne Wiest bei “Maischberger

Petitionsseite im Archiv des Deutschen Bundeszags (samt Video)

Petitionsformular zum Ausdrucken

Studie der Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung mbH

Archiv mit Materialien zum bedingungslosen Grundeinkommen (BGE)

Solidarisches Bürgergeld

Netzwerk Grundeinkommen

Dieser Beitrag wurde am Donnerstag, 10. Februar 2011 um 00:10 Uhr von urb veröffentlicht und wurde unter der Kategorie Gespräch abgelegt. Du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS-Feed verfolgen. Du hast die Möglichkeit einen Kommentar zu hinterlassen, oder einen Trackback von deinem Weblog zu senden.

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28 Comments »

  1. Finde ich gut, das Ganze mal von dieser doch sehr persönlichen Seite zu beleuchten. Schön, dass Frau Wiest darauf hinweist, dass das Grundeinkommen keine ökonomische Strategie, sondern ein Kulturimpuls ist, dem eine Einsicht zugrundeliegt, wie man wohl besser zusammenleben könnte. Das ist für mich der entscheidende Punkt, der auch aus den vorausgegangen Beiträgen und Diskussionen abzuleiten ist: Ökonomie ist mit ethischen Grundsätzen und verantwortungsbewussten Handeln verbunden und regelt zu einem Gutteil unsere gemeinsame Praxis. Das hat man in Zeiten des Turbokapitalismus anscheinend vollkommen vergessen.
    Gruß Paul

    Comment: paul – 11. Februar 2011 @ 09:27

  2. Im Unterschied zur Praxisphilosophie wird die Praxisperspektive hier wirklich gelebt. Susanne Wiest handelt: Viel Glück dabei!

    Comment: Gloria – 11. Februar 2011 @ 10:04

  3. Bei einer Konsumsteuer sind die im Nachteil, die wenig verdienen. Die Argumentation von Susanne Wiest ist ok, aber parallel zu einer Konsumsteuer wäre eine gerechtere Verteilung nötig.

    Comment: vip – 11. Februar 2011 @ 10:23

  4. Hallo liebe/r vip,

    das BGE gibt doch einem jeden die Möglichkeit zu konsumieren, sofern er dies möchte . . .
    Wo liegt hier bitte ein Nachteil?

    Liebe Grüße ;oD

    Comment: humussapiens – 12. Februar 2011 @ 00:16

  5. Konsumbesteuerung mit ein BGE steht zum heutigen System wie das heliozentrische zum geozentrischen Weltbild. Das geozentrische Weltbild war von der Antike bis in die Renaissance verbreitet und wurde im 17. Jahrhundert vom heliozentrischen Weltbild abgelöst. Die ersten die erkannten das die Erde sich um die Sonne dreht, Giordano Bruno, Galileo Galilei, wurden verbrannt beziehungsweise zum Widerrufen ihrer Thesen gezwungen.
    Das BGE spiegelt bei einer reinen Konsumbesteuerung das wieder, was beim heutigen System der Arbeitsbesteuerung mit dem Steuerfreibetrag versucht wird.
    Wer viel konsumiert, viel Produkte und Leistungen dieser Gesellschaft für sich entnimmt also ein luxuriöses Leben führt weil er die Mittel dazu hat, der zahlt dementsprechend auch mehr Steuern.
    Konsumbesteuerung mit ein BGE ist gerecht. Es ist in meinen Augen das effektivste Instrument zur Einlösung des Brüderlichkeits-Versprechens der französischen Revolution.

    Comment: ernolf – 12. Februar 2011 @ 18:20

  6. Ihr habt natürlich vollkommen Recht, fair finde ich eine Konsumsteuer schon, nur dann nicht, wenn der Konsum im allgemeinen so teuer werden sollte, dass sich nur noch wenige überhaupt etwas leisten können. Das fängt dann bei Nahrungsmitteln an. Wenn die Gesellschaft so gerecht sein sollte, dass das Grundeinkommen tatsächlich existenzsichernd ist – im Unterschied zu Hartz IV – will ich gar nichts gesagt haben. Nur glaube ich, dass sich unter der momentanen Wertlogik dieses Gleichgewicht nicht einstellt. Hier müsste möglicherweise erst ein Transfer geschafft werden, von der Kapitalwirtschaft hin zur Sozialwirtschaft, wenn ich das mit den Worten eines Vorredners hier auf der Hyperbaustelle ausdrücken darf, der sich vielleicht ja auch noch zu Wort meldet: http://www.hyperbaustelle.de/u-blog/2011/01/09/utopistik-der-okonomie-teil-2/ In diesem Zusammenhang war auch von einer Kapitaltransfersteuer die Rede.

    Comment: vip – 12. Februar 2011 @ 20:55

  7. Ein bisschen erinnert mich der Einwand von vip auch an die Diskussion rund um die Utopistik der Ökonomie. Natürlich muss irgendwann einmal damit angefangen werden, etwas einzuführen, das mehr Gerechtigkeit verspricht. Wird aber, bevor man es ausprobiert hat, schon gesagt, das hat keinen Sinn, weil es in einer ungerechten Gesellschaft nicht gedeihen kann, wird sich nie etwas ändern. Ich verweise auf den Satz von Susanne Wiest oben: „. Lohnsklaverei wäre womöglich überwunden. Das wäre ein enormer Schritt in Richtung Gleichgewicht. „

    Comment: urb – 12. Februar 2011 @ 21:13

  8. Hi Urb

    Da Du mich explizit nach meiner Meinung gefragt hast … wär ja auch langweilig, wenn hier alle einer Meinung wären 🙂

    Zunächst vorweg: Im Kontext unserer heutigen Gesellschaft wäre ich vermutlich dafür. Eine Finanzierung über Umsatzsteuer müsste vermutlich genauer untersucht werden. Das könnte die Sparquote erhöhen was möglicher Weise wieder andere Nachteile mit sich brächte, aber das betrachte ich eher als eine Detailfrage.

    Dennoch halte ich das BGE für den Versuch an den Symptomen herum zu pfuschen anstatt die eigentlichen Probleme an zu gehen. Ich habe mich hier schon an anderer Stelle dahin gehend geäußert, dass ich das Problem hier in der Verteilung der Arbeit und im sozialen Zusammenhalt sehe.

    Althaus Eröffnungszitat stellt zwar richtig fest, dass Geld nicht der wichtigste Grund ist zu arbeiten. Doch gerade dieses Zitat wird dann im Rest des Artikels ignoriert und es wird nur von Geld geredet. Die meisten Menschen wollen durchaus ein anerkannter Teil der Gesellschaft sein. Dazu gehört leider Geld. Doch viel wichtiger ist Arbeit. Und eine bessere Verteilung der Arbeit würde das BGE weitgehend überflüssig machen, also beide Probleme lösen.

    Es gibt viele Faktoren, die den sozialen Zusammenhalt unserer Gesellschaft zerstören. Die scheinbare Fürsorglichkeit unseres Staates halte ich für einen dieser Gründe. Ich würde mir ein System wünschen, das den sozialen Zusammenhalt in den Vordergrund stellt. Wenn es sich dann als nötig erweist, könnte ein sozialer Ausgleich auf höherer Ebene erfolgen.

    Ein weiteres Problem ist, dass das BGE die Abhängigkeit der Bürger vom Staat weiter erhöht. Ich bin der Meinung, dass unser politisches System massive inhärente Probleme hat. Es ist labil, gesteuert durch willkürliche Partikular-Interessen und angreifbar durch (z.B. wirtschaftliche) Machtkonzentrationen vielerlei Art. Durch Einführung des BGE die Macht in diesem bedenklichen System weiter zu konzentrieren halte ich für gefährlich.

    Gruß
    Thorsten

    Comment: Thorsten Roggendorf – 13. Februar 2011 @ 00:12

  9. Vielen Dank für eine wichtige und anregende Diskussion.
    Ich stimme zu: Arbeit KÖNNTE ein Mittel, ja die Bedingung und Erfüllung von sozialer Anerkennung und Selbstfindung sowie -verwirklichung sein. ABER: im Kapitalismus ist Arbeit nicht primär als ein Mittel dazu organisiert, ebenso wie sie auch nicht mit dem Ziel möglichst breiter Bedürfnisbefriedigung organisiert ist. Auf der einen Seite wird für den Lohn gearbeitet (zwangsweise – und ein BGE würde diesen Zwang nur mildern, nicht grundsätzlich abschaffen), auf der anderen für den Gewinn (im Grunde ebenso zwangsweise der Logik des Marktes folgend). Und es sind diese beiden Bedingungen, die sowohl die Art und Beschaffenheit von Arbeit prägen wie auch die der dabei produzierten Waren (die – wie gesagt – nach dem Prinzip der Gewinnmaximierung nicht dem der Bedürfnisbefriedigung konzipiert sind).
    Ein BGE könnte hier vielleicht ein begrüßenswerter Schritt in Richtung Umdenken sein, eine Lösung jedoch nicht.
    Die Verbindung mit einer „Konsumsteuer“ leuchtet mir wenig ein, denn wie schon von vip erwähnt, ist diese gerade kein Instrument hin zu größerer Gleichheit, indem sie alle gleich trifft, trifft sie die mit wenigeren Mitteln entsprechend stärker – außer sie leisten Konsumverzicht — dann aber bräuchten sie auch kein Grundeinkommen, das über die Existenzsicherung hinausgeht, sondern können gleich weiter so leben wie jetzt von Hartz IV: mit zwangsweisem Konsumverzicht…

    Comment: Kathrin – 13. Februar 2011 @ 15:14

  10. Gerade habe ich bei Anne Will gesehen, wie schnell der Beitrag zum BGE von Augstein in der Diskussion übergangen wurde. Die momentane Politik, auch die der SPD, und das BGE passen nicht zusammen, und es gliche einer kopernikanischen Wende, sollte die Parteien für eine Einführung des BGE sorgen, damit dürfte Ernolf vollkommen Recht haben.

    Auf der anderen Seite lässt auch diese Diskussion hier erkennen, dass es mit einem BGE auf lange Sicht nicht getan sein würde. Es wäre ein erster Schritt in Richtung Umdenken, wie Kathrin schreibt, vielleicht auch weil Kräfte frei werden, die an einer Umgestaltung mitwirken könnten. vips Zweifel sind berechtigt: Die Bezieher eines Grundeinkommens, zumal wenn es so schmal ist wie von Augstein angesetzt (800 Euro), würden einfach zum Verzicht verurteilt sein. Natürlich muss man Thorstens Perspektive berücksichtigen, der eine Abhängigkeit vom Staat als eine Bedrohung sieht, denn letztlich ist auch dieser Staat keine wirklich vertrauenswürdige Institution, wenn er nicht von den Interessen der Allgemeinheit, sondern von bestimmten Machtkonzentrationen ferngesteuert wird. Das ist im Übrigen auch der Grund, warum sich Hartz IV-Sätze so schwer erhöhen lassen und das BGE kaum als Diskurs salonfähig werden darf.

    Für mich ist die Frage zudem: Wie würde sich eine Einführung des BGE in der momentan Kapitalwertlogik auswirken. Kathrin hat es ja erwähnt: Prinzipiell wird Gewinnmaximierung betrieben und nicht auf sozialen Ausgleich gesetzt. Würde sich die ausbezahlte Summe nach und nach in ihrem Wert so stark mindern, dass keiner überlebensfähig wäre und dann doch wieder zur Lohnsklaverei gezwungen wäre?

    Ganz nach dem Motto Adornos müsste man dann einsehen: „Es gibt kein richtiges Leben im falschen.“ Obwohl ich der negativen Dialektik hier im utopischen Kontext keinen Raum geben möchte! Mir gefällt die Vorstellung des schwesterlichen und brüderlichen Teilens von Susanne Wiest sehr viel besser. Ein „System, das – mit Thorsten gesprochen – den sozialen Zusammenhalt in den Vordergrund stellt“. Wo sich Arbeit und ihre Verteilung aus einem „Tun für mich und Andere“ definiert.

    Comment: urb – 13. Februar 2011 @ 23:34

  11. @Kathrin: Diesmal muss ich dir leider widersprechen: Beim BGE geht es nicht um soziale Anerkennung und Selbstfindung sowie -verwirklichung, sondern um finanzielle Absicherung gesellschaftlich notweniger Tätigkeiten, die schon lange nicht mehr über die Erwerbsarbeit abgedeckt werden können: Kindererziehung, Pflege von Familienangehörigen und Senioren, soziales und ökologisches Engagement in vielen Bereichen. Du zeichnest hier ein Bild bohemienhafter Dekadenz. Und unterschätzt m.E. die Umverteilungspotenziale des BGE. Gruß Paul

    Comment: paul – 14. Februar 2011 @ 14:40

  12. @paul: Danke für den Kommentar – Vielleicht beruht dein Widerspruch auf einer Unklarheit meiner Aussagen: meine Definition der Arbeit hat sich auf das Interview oben bezogen und die These, wir würden heute schon primär ‚für andere‘ arbeiten.
    Einerseits wollte ich mich dem anschließen, das dies durchaus eine realistische Idee ist – Arbeiten für und mit anderen und damit zugleich für einen selbst – keineswegs Dekadenz, vielmehr ein erstrebenswerten Zustand, der nicht bei den von dir zu Recht angemahnten Grundsicherungen stehen bleibt, eine Utopie des Zusammenlebens, Zusammenarbeitens.
    Andererseits wollte ich aber entgegen der Argumentation im Interview stärker betonen, dass im kapitalistischen Wirtschaften die Lohn-Arbeit weder nach dem Prinzip der Selbstverwirklichung (so preisen es die Berufsberater gerne an) noch nach dem einer breiten Versorgung der Grundbedürfnisse (so preisen es die von der positiven Kraft des Marktes überzeugten gerne an) organisiert ist. Ganz im Sinne von urbs letztem Kommentar: nach der momentanen Logik des Systems wird das BGE sich entweder schwerlich durchsetzen lassen oder es wird es stets in Gefahr sein, sein Umverteilungspotenzial ebenso einzubüßen wie die schon vorhandenen Momente des Sozialstaats. Denn auf dem Zwang, seine Arbeitskraft zu Markte zu tragen, beruht dieses System. Wenn ein BGE durchsetzbar wäre, dann sehe ich das Potential von diesem Grundprinzip abzurücken und tatsächlich eine neue Definition von arbeitsteiliger Gesellschaft zu finden, in der Arbeit nicht mehr primär der Marktlogik folgte, sondern evtl. im Sinne Horst Müllers, wenn ich ihn richtig verstehe, sozusagen sozialen Kriterien, dann eben ohne den – meines Erachtens – fatalen Umweg über die Marktwirtschaft, die eben in vielen Bereichen einem sozialen Wirtschaften, sozialer Gleichheit und sozialem Miteinander entgegensteht.

    Comment: Kathrin – 14. Februar 2011 @ 15:10

  13. Entschuldige, Kathrin, ich kann schon nachvollziehen, um was es dir geht! Vielleicht liegt es am dermaßen abgegriffenen und dekadent besetzten Selbstverwirklichungsbegriff, dass ich etwas überreagiert habe.

    Susanne Wiest hat halt in einem sehr persönlichen Ton auf die „Mitverantwortlichkeit für den Zustand unsers Gemeinwesens“ hingewiesen. Sie spricht dann auch, das gebe ich zu, von einem „freien und selbstbestimmten Enfaltungs- und Gestaltungraum“, der aber nicht der eines Dandys ist, sondern nur entsteht, wenn wir an den Entscheidungsprozessen quasi basisdemokratisch mitwirken.

    Im Prinzip bedeutet das, dass wir selbst entscheiden dürfen und müssen, welche Arbeit sinnvoll und nötig ist und auf kurz oder lang unsere Strategien darauf ausrichten sollten, dass eine solche Arbeit auch die ihr gebührende Anerkennung erfährt, und zwar nicht nur virtuell, sondern durch die entsprechende Entlohnung.

    Und an diesem Punkt stimme ich dir uneingeschränkt zu: Das BGE ändert noch nichts an der Art und Bewertung der Arbeit, mit der über das BGE hinaus Geld verdient werden kann. Die Freiräume, die durch das BGE entstehen, müssten für ein politisches Engagement und neuen sozialen Zusammenhalt genutzt werden, sich aus der gegebenen und durch Gewinnmaximierung erzeugten Entfremdungssituation zu manövrieren.

    Comment: paul – 14. Februar 2011 @ 16:09

  14. das BGE ist doch schon komplett durchgerechnet worden, volkswirtschaftlich kein Problem. Aber @ thorsten, man kann politisch trotzdem etwas dagegen haben, da es innersystemisch bleibt, stimmt. Dennoch: die außersystemische Kreativität, die es freisetzen würde, ist nicht zu verachten…

    Comment: the mule – 18. Februar 2011 @ 01:29

  15. […] Interview mit Susanne Wiest auf der Hyperbaustelle […]

    Pingback: Hyperbaustelle » Nachtrag zum BGE | Utopie-Blog – 18. Februar 2011 @ 12:00

  16. @the mule: So kann man das in aller Kürze zusammenfassen: innersystemisch erzeugte außersystemische Kreativität! Gratuliere!

    Comment: urb – 18. Februar 2011 @ 16:42

  17. @ urb @ thorsten: das ist vermutlich auch der Grund, warum die innersystemischen VerwalterInnen etwas dagegen haben.

    Comment: the mule – 18. Februar 2011 @ 20:35

  18. Darüber besteht also Einigkeit: Zu viele Interessengruppen und die innersystemischen VerwalterInnen (the mule) haben etwas gegen das BGE, weil es das bestehende kapitalwirtschaftliche System zu sehr in Frage stellen würde und soziale Potenzen entfalten kann, die politisch gar nicht gewünscht sind. Ernolf geht so weit, die Gegenwehr des Systems mit der Inquisition zu Zeiten Giordano Brunos zu vergleichen. Die Grundeinkommenskonzepte, die vorgelegt wurden (siehe ein Beispiel unter http://www.hyperbaustelle.de/u-blog/2011/02/18/nachtrag-zum-bge/) laufen Gefahr, wie es Kathrin formulierte, ihr Umverteilungspotenzial unter den aktuellen Voraussetzungen einzubüßen.

    Was aber geändert werden müsste, dass Strukturen wie das BGE wirklich dauerhaft greifen, darüber scheiden sich die Geister: Kathrin sieht die Marktwirtschaft als Problem; Thorsten macht eher die scheinbare Fürsorglichkeit des Staates verantwortlich und erkennt, dass die bessere Verteilung der Arbeit ein BGE weitgehend überflüssig machen würde.

    Auf Thorstens Einwand hin bleibt für mich eine Frage im Raum: Stellt das BGE möglicherweise sogar ein Risiko dar, weil es durch die Abhängigkeit der Bürger vom Staat noch mehr Macht bei diesem konzentrieren würde? Und was müsste sich mit diesem Staat ändern, dass man dies getrost in Kauf nehmen könnte? Wie seht ihr das?

    Comment: urb – 21. Februar 2011 @ 09:41

  19. Hallo allerseits

    Ich glaube nicht, dass konzentrierte Macht beherrschbar ist. Die Gründerväter aller großen Demokratien haben alles damals erdenkliche getan um die Machtpositionen gegen asoziale Interessen zu schützen. Meiner Ansicht nach ist dieses Projekt heute auf eine in historischem Maßstab erschütternde Art gescheitert. Ich glaube auch nicht, dass sich das Problem durch mehr Transparenz und Bürgerbeteiligung grundsätzlich lösen ließe. Natürlich ließe mittelfristig vieles verbessern. Aber langfristig bleiben Machtkonzentrationen angreifbar und ich glaube das Problem ist prinzipiell nicht lösbar.

    Ich glaube aber auch, dass wir Machtkonzentration brauchen. Basis-Demokratie funktioniert nur in relativ kleinen Organisationen und selbst da ist sie extrem mühsam. An anarchische Systeme einschließlich Marxismus glaube ich auch nicht. Eine Gesellschaft wird auf absehbare Zeit sehr komplex sein. Die Vorstellung, dass ein so komplexes System von allein stabil und vorteilhaft sein sollte, scheint mir abwegig. Ich glaube man wird dieses System auf absehbare Zeit regeln müssen.

    Die Lösung, die mir zu diesem Problem eingefallen ist, besteht darin, das Ziel, die Machtkonzentration, beweglich zu machen. Wenn bestimmte Personen oder Organisationen dauerhaft Macht haben, sind sie angreifbar für Partikular-Interessen. Wenn die Machtkonzentration aber unvorhersehbar springt – und wenn nötig erst nach ihrer Wirkung bekannt wird – ist sie nicht mehr angreifbar. Das ist ein zentrales Konzept von Extreme Governing. Gleichzeitig lässt sich durch entsprechende Mechanismen eine bessere Qualifikation und sozialere Motivation der jeweiligen Entscheider erreichen, aber das führt jetzt zu weit.

    Zusammenfassend bedeutet das im Zusammenhang dieses Threads: Wir brauchen Entscheidungsstrukturen, die nicht so leicht durch Partikularinteressen angreifbar sind wie unsere heutigen.

    Ein anderer Punkt brennt mir auf den Nägeln. Ich habe mir das bisher verkniffen, weil ich mit meinen Standpunkten hier ohnehin wie ein Krawallmacher wirke. Hinter dem BGE steht natürlich auch der Ruf nach Umverteilung. Mittlerweile wurde das in diesem Thread (durch Kathrin) auch artikuliert. Umverteilung ist aber ausgesprochen kontraproduktiv. Umverteilung ist genau der Grund aus dem ich das BGE für eine Krücke halte (eine Krücke, die wir leider dringend brauchen). Umverteilung heißt, ich verteile erst mal falsch und dann verteile ich das nochmal ein bisschen anders. Das ist eine sichere Methode, sowohl die Quelle (die „Geber“) als auch das Ziel (die „Empfänger“) gegen das System auf zu bringen. Statt erst falsch zu verteilen, sollte man gleich richtig verteilen. Ein Vorschlag dazu findet sich oben. Aber es kommt mir nicht auf meinen tollen Vorschlag an. Wenn jemand eine gute Idee hat, wie man gleich richtig verteilt, her damit. Das BGE ist keine solche gute Idee, denn sie basiert darauf, dass irgendwem erst mal etwas durch Steuern weg genommen wird und jemand anders das dann als Almosen gegeben wird. Das finden i.d.R. beide nicht so toll.

    Comment: Thorsten Roggendorf – 21. Februar 2011 @ 23:09

  20. @Thorsten: Du bist definitiv kein Krawallmacher, ich habe selten jemand konstruktiver über Utopie verhandeln sehen. Und auch in punkto Umverteilung bin ich im Prinzip einer Meinung mit dir. Das Wort weist auf eine bereits falsch gelaufene Verteilung hin, die man korrigieren will bzw. muss. Es ist vollkommen richtig, dass im Idealfall die Verteilung und Bewertung der Arbeit (des Tuns für sich und andere) von vornherein anders laufen müsste. Und genau hier muss man den Ansatzpunkt langfristig suchen. Dazu gehört es, dass sich kein Partikularinteresse soweit in den Vordergrund spielt, dass es ein Ranking der wichtigsten Tätigkeiten aufstellen kann, wie es gemeinhin passiert.

    Siehe zum Beispiel das hochgeschätzte Berater- und Managerunwesen, eine Diskursform, die abgehoben, uninformiert, oft betriebswirtschaftlich borniert über den Dingen schwebt und nicht in der Lage ist, die Intelligenz aus der Praxis, die sie berät, anzuzapfen – eine Form der Machtausübung und Selbstüberbewertung, weiter nichts.

    Comment: urb – 22. Februar 2011 @ 09:59

  21. Machtkonzentration:
    Was ist Macht?
    Problematisch ist doch nicht die Macht und deren eventuelle ‚Konzentration‘, solange sie von und für die Bürger wahrgenommen wird, sondern alleine das Machtgefälle innerhalb einer Gesellschaft schafft Probleme, wenn dies Wenige in die Lage versetzt, bereits bestehende ‚Gerechtigkeit‘ (oder annähernde Gerechtigkeit) im Interesse eigener Klientel zu mindern. Beispiel: Schrittweiser Abbau einer Umlage-finanzierten Rente mit ‚Animationsbeweise‘, die dem Bürger suggerieren sollen, dass er mehr davon habe, wenn er das Geld (von eben dieser Klientel verwaltet) für sich arbeiten lässt. Mal abgesehen davon, dass Geld gar nicht ‚arbeitet‘, hat das zur Folge: altes Umlage-finanziertes System kaputt, Geld weg, Alles weg, Klientel reicher, Machtgefälle noch größer.

    Im Ist-Zustand wird suggeriert, dass nur wer einer sog. sozialversicherungspflichtigen Arbeit nachgeht, auch zum System ‚Staat‘ beiträgt. Wer dies nicht tut, bekommt den Stempel des (plakativ ausgedrückt) Schmarotzers aufgedrückt, weil er vordergründig und im Bewusstsein der Menschen keine Beiträge für die Gesellschaft leistet.
    Ein Grund dafür liegt darin, dass der Beitrag der Bürger an ihrem Staat in unserem monetärem System nur in Geld geleistet werden kann. Der Staat kassiert dem Ist-Paradigma folgend diesen Beitrag hauptsächlich in Form von Quellen-Steuern und -Abgaben an der Stelle, wo wir unsere Leistung in die Gesellschaft einbringen; die Lohn- und Einkommenssteuern sowie die Sozialabgaben. Also wer einer abgaben-pflichtig belohnten Arbeit nachgeht und sein Einkommen dadurch erwirtschaftet, fühlt sich diesem Selbstverständnis folgend dann auch als Träger des Systems. Wer kein Einkommen hat, weil seine Leistungen für diese Gesellschaft gar nicht in Geld abgerechnet werden (können), wird gar nicht in der Lage versetzt sein, anteiligen Beitrag für die Gesellschaft in Form von Geld (Steuern, Abgaben) zu leisten, auch wenn er dies ‚wollte‘. Daraus folgt ein gefühltes Machtgefälle im Bewusstsein der Menschen, aber auch offen sichtbar in Form der Gängelung in den Hartz-IV Gesetzen und dadurch dass bei den Verhandlungen über den Hartz-IV Satz kein(e) einzige(r) Betroffene(r) mit am Verhandlungstisch sitzt.

    Fallstudie (echt passiert):
    Als ein LKW-Fahrer vor etwa 10 Jahren seinen Beruf von den einen auf den anderen Tag aufgeben musste, weil die Mutter seiner vier Kinder plötzlich nicht mehr da war, fand er sich plötzlich in der Situation des Bittstellers, obwohl sich die Anforderungen an ihm gezwungenermaßen vervielfältigten. Hätte er nur die Hälfte des Arbeitspensums, das er damals aufbringen musste, hinterm LKW-Steuer geleistet, hätte er aufgrund der gesetzlich geregelten Lenk- und Ruhezeiten sehr hohe Strafen zahlen müssen.
    Anstatt mit dieser Leistung als wertvollen Beitrag für die Gesellschaft Anerkennung zu ernten, musste er die Wohnung wechseln, da seine damalige Wohnung 2 qm zu groß war, bekam er sog. 1-Euro Jobs ‚angeboten‘ (mit drohender Leistungsminderung bei Nichtannahme), obwohl seine Kinder noch im Vorschulalter waren.
    Hartz-IV Familien, erst recht wenn deren Kinder von einem Mann alleine erzogen werden, da kann es nicht mit rechten Dingen zugehen, die werden also von einem argwöhnischen und hier und da stark mit Vorurteilen beladenes Jugendamtsapparat beobachtet, die Nachbarn werden suggestiv vernommen: „die Kinder sind doch bestimmt abends oft alleine?“, die GrundschullehrerInnen tragen bereitwillig Ihre Beobachtungen für die Jugendamtsakten bei und jede verschlissene Hose, jeder kaputte Schuh gibt Minus-Punkte. Und eines Tages kommen zwei der Mädchen nicht mehr von der Schule heim, vom Jugendamt einfach entführt und in einem Heim gesteckt. Ein Albtraum, erst recht für die Kinder. An dem System zerbricht irgendwann dann jeder. Der Vater kämpft seit dem mit Depressionen. Danach wird der Vater zur Kasse gebeten, es wird ein Budget für die entführten Kindern berechnet, mit dem der alleinerziehende Vater mit seinen Kindern alles wundervoll hätte bestreiten können. Die Mädchen sind inzwischen zwar nicht mehr in dem Heim, aber die Wunden nicht zuletzt bei den Kindern, das Vertrauen in dieses System, das so starke Machtgefälle erzeugt, ist sehr stark zerrüttet. Der Vater immer noch depressiv.

    Wo liegt nun das Problem in dieser kleinen Fallstudie?
    Der alleinerziehende Vater ist ab dem Moment, wo er sich nur um die Kinder kümmert, Ihnen nach dem Wegfall der Mutter das Familienzugehörigkeitsvertrauen (wieder) gibt, die Kinder erzieht, Ihnen Werte für das Leben in dieser Gesellschaft, Bescheidenheit, Manieren, Selbstvertrauen, Musikunterricht angedeihen lässt in einem viel höherem Maße für das Fortbestehen dieser Gesellschaft tätig als zuvor, macht dies sogar viel günstiger, als es der Staat machen kann (und machen muss, wenn die Eltern sich abmelden), aber das Paradigma der Quellenbesteuerung, die nicht bei seiner Arbeit angesetzt werden kann, macht uns glauben, dass er nun auf Kosten der Allgemeinheit lebe.

    Setzen wir nun dieses kranke System vom Kopf auf die Füße und hören auf, die Staatseinnahmen und Sozial-Abgaben an der Quelle zu kassieren. Was geschieht jetzt? Die Arbeit wäre dann schon mal um den Faktor Lohn-, Einkommensteuern, Sozialabgaben und Krankenversicherung ‚billiger‘ für die Betroffenen. Die Kirchensteuer, auch eine Quellensteuer, die nicht nur dem ‚Glauben‘ am Ist-System aufrecht erhalten soll, muss genauso gut weg.
    Wenn nun all diese Faktoren wegfallen, dann ist demnach der Arbeitgeber plötzlich in die Lage versetzt, mit viel niedrigeren Personalkosten zu kalkulieren und viel günstiger zu produzieren, was eine enorme Steigerung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit des Landes, das dieses System einführt, zur Folge hätte, da der ausländische Kunde nun nicht mehr die heute in den Preisen eingerechnete Quellensteuern mit bezahlen müsste.

    Wir wollen aber nicht nur einfach alle Steuern abschaffen, denn es gibt sie ja, die unzweifelhaften Gemeinschaftsaufgaben, die finanziert werden müssen. Also muss das, was nicht mehr an der Quelle entnommen wird (Götz Werner: „Knospen-Frevel“), dort entnommen werden, wo jeder einzelne dieser Gesellschaft etwas für sich entnimmt. Durch eine Umsatzsteuer, die ja jetzt auf einen durch Wegfall der Quellensteuern wesentlich niedrigeren Preis aufgeschlagen werden muss. Die Umsatzsteuer steigt dadurch auf 100% bis 130%, was enorm hoch aussieht, aber wenn ich erst für 100 € produzieren kann und dann 19% Umsatzsteuer draufhaue, dann zahle ich als Verbraucher am Ende 119 €. Fallen nun aber alle Abgaben und Quellensteuern weg, dann kann der Unternehmer für 59,50 produzieren, darauf 100% Umsatzsteuer, macht für mich als Verbraucher genauso wie vorher 119 €.

    Beim Ist-System hat man erkannt, dass es eine Gerechtigkeit geben muss, damit die finanziell besser gestellten mehr bezahlen als die finanziell schwächeren, und darum setzt man jedes Jahr den Steuerfreibetrag fest. Wenn es nun aber keine Quellensteuern mehr gibt, wird also der bisherige ‚Steuerfreibetrag‘ wirkungslos. Deshalb muss jetzt der Steuerfreibetrag einem jeden Menschen dieser Gesellschaft ausgezahlt werden, und das „Grundeinkommen“ ist geboren.

    Was geschieht jetzt?
    Da jeder Mensch über ein Grundeinkommen verfügt, ist auch jeder Mensch gleichberechtigt bei der Steuerabgabe. Es gibt keine ‚gefühlten‘ Geber und Empfänger von ‚Almosen‘ mehr. Jeder, auch die Kinder werden durch ihren Konsum zu gleichberechtigte Steuerzahler. Die Menschen werden in die Lage versetzt zu noch günstigeren Konditionen ihre Arbeitskraft anzubieten, und das dort, wo sie das wirklich wollen oder es für sinnvoll erachten. Konsumiert wird weiter. Unsere Gesellschaft wird auch weiter in der Lage sein, sich mit Gütern zu versorgen. Es wird weiterhin möglich sein, sehr viel Geld zu verdienen und mit dem Geld sehr viel zu konsumieren, einen luxuriösen Lebensstil zu führen, was dann zur Folge hat, das man auch mehr Steuern zahlt, aber nicht für eine stigmatisierte Gruppe, denn jeder zahlt steuern und jeder kann (und wird) teilhaben an dieser Gesellschaft.

    Comment: ernolf – 23. Februar 2011 @ 00:20

  22. Hallo Ernolf, vielen Dank für den substanzreichen Beitrag, der in allen Einzelheiten sehr gut nachzuvollziehen ist. Die Fallstudie überzeugt, insbesondere die Feststellung, dass der Vater als Erzieher in einem „viel höherem Maße für das Fortbestehen dieser Gesellschaft tätig ist als zuvor“. Das ist das, was sich mit „Bewertung der Arbeit“ häufig in der Diskussion hier niedergeschlagen hat.

    Die Bewertung von Arbeit stimmt nicht, und z.B. Erziehungsarbeit würde durch das Grundeinkommen endlich anerkannt werden. Das ist m.E. nur zum Teil richtig. Denn derjenige, der seine Kinder erzieht, ist demjenigen gegenüber, der voll erwerbstätig sein kann und nur auf seine Karriere fokussiert ist, durch die Konsumsteuer benachteiligt. Schließlich bezieht der eine das Grundeinkommen und hat seine Einkünfte. Der andere bezieht nur das Grundeinkommen, obwohl er, gesellschaftlich gesehen, wertvollere Arbeit leistet. Fazit: Die Bewertung von gesellschaftlich notwendiger Arbeit lässt sich nur zum Teil rechnerisch lösen!

    Das führt mich zu deiner Bemerkung das Machtgefälle betreffend. Wird Macht basisdemokratisch von Bürgern ausgeübt, die bereits das „schwesterliche und brüderliche Teilen“ praktizieren, haben wir mit Machtausübung tatsächlich keine Probleme, da bin ich vollkommen bei dir. Nur konzentriert sich die Macht leider momentan so, dass die Verwalter großes Interesse daran haben, das Gefälle zumindest so zu belassen, wie es momentan besteht, wenn nicht noch stärker in die Schieflage zu bringen. Du sprichst ja auch an, dass das Geld nur für ein bestimmtes Klientel arbeitet, die Kapitalwirtschaft also stark eingeengt oder zurückgefahren werden müsste, um eine Umgebung zu schaffen, die uns erlauben würde, dauerhaft ein System zu errichten, in dem das Grundeinkommen funktioniert. Thorsten sprach darüber hinaus, das permanente Risiko des Missbrauchs an, sobald sich Macht konzentriert. Das bleibt natürlich auch in einem fast perfekten System weiterhin gegeben, weshalb man auch hier gewisse Sicherungsmechanismen und Gewaltenteilung einführen müsste.

    Kannst du meine Argumentation insoweit nachvollziehen?

    Comment: urb – 23. Februar 2011 @ 11:19

  23. @urs:
    Wenn jeder dieser Gesellschaft zugehörige Mensch sein BGE hat und unbürokratisch durch Arbeit hinzu verdienen kann ohne das er das muss, dann werden die Löhne natürlich auch den neuen Gegebenheiten angepasst werden. Diese (und die Arbeitsbedingungen insgesamt) werden ganz neu verhandelt werden da der Grundstock, das Grundeinkommen, bereits über den Konsumsteuern zur Absicherung der Grundbedürfnisse und zur Aufrechterhaltung und Garant der Menschenwürde eines jeden Menschen unabhängig von seinen Begabungen und Neigungen verteilt ist.
    Wenn nun jemand der keine Kinder hat, wie du als Beispiel anführst voll erwerbstätig und nur auf seine Karriere fokussiert ist, dann wird er sein Grundeinkommen haben und zusätzlich den Lohn für seine Arbeit. Laut obiger Absatz entspricht dieser Lohn dann aber nicht mehr dem heutigen. Da jeder sein Grundeinkommen hat, werden viele Menschen bereit und in der Lage sein, die gleiche Arbeit für einen geringeren Lohn zu verrichten. Da regelt natürlich dann auch Angebot und Nachfrage den Wert der Arbeit.
    Beispiel mit griffigen Zahlen:
    Dieser Mensch hätte heute ein Netto-Einkommen von 3.000,- Euro
    Bei ein angenommenes Grundeinkommen von 1500,- Euro wird er nicht mehr 3.000,- Euro für die gleiche Arbeit bekommen da nun viele bereit sind (weil sie dazu in der Lage sind) es günstiger zu machen. Sagen wir mal, der neu verhandelte Wert dieser Arbeit kommt nach Einführung des Grundeinkommens bei 2000,- Euro aus, dann hätte dieser Mann jetzt 3.500,- Euro zum leben.
    Der (allein) erziehende Vater von zwei Kinder hat aber jetzt nicht ein, sondern drei Grundeinkommen, das sind also bei diesen Beispielzahlen 4.500,- Euro die er schon mal als Grundsicherung für seine Familie hat und er kann durch Synergien die es in einer Familie gibt (nicht jedes Kind braucht z.B. eine eigene Wohnung) damit gut, auf jeden Fall besser als im heutigem System zurecht kommen. So gut sogar, das er jemand für die Kinderbetreuung bezahlen könnte (Arbeit ist ja nun billiger) um der gleichen Arbeit nachgehen zu können als der Kinderlose. Danach hätte er für seine Familie 6.500,- Euro zur Verfügung. Also obwohl er die gleiche Arbeit nachgehen würde, hätte er mehr Geld zur Verfügung als der Kinderlose. Vergleiche das mal mit dem IST Zustand.
    Natürlich gibt es Unterschiede bei Kinderlose Paare bei der beide arbeiten und trotzdem zusammen nur eine Wohnung benötigen oder bei Familien bei der nur ein Elternteil da ist im Vergleich zu den Familien bei der beide Eltern da sind. Das Grundeinkommen garantiert ja keine 100%ige Gerechtigkeit aus jedem Blickwinkel denn die gibt es nicht! Jede Ansicht von ‚Gerechtigkeit‘ auf diesem Gebiet ist wieder ein Bisschen anders gelagert.
    Viel wichtiger ist:
    – der Gewinn an Freiheit die eine enorme Beflügelung des kulturellen Lebens nach sich ziehen wird.
    – Gleiches Recht für alle (auch und bedingungslos auf ein Grundeinkommen) denn _das_ ist Gerechtigkeit.
    – Das Grundeinkommen wird von jedem aufgebracht. Wer viel aus dieser Gesellschaft entnimmt, zahlt mehr, wer weniger entnimmt zahlt weniger. Brüderlich verteilt damit keiner außen vor bleibt.
    Da sind sie wieder, die drei Säulen die auch schon Wunsch und Motto der Französischen Revolution waren: liberté, égalité, fraternité – Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit. Die Aufklärer der französischen Revolution (Montesquieu, Voltaire etc..) hatten erkannt, das der Feudalismus genau diese drei Säulen falsch verteilte.
    Kranke, Neofeudale Systeme wie wir sie zu Hauff überall in der Welt umfallen sahen und sehen erkennt man leicht daran, das eines oder mehrere dieser drei Säulen am falschen Platz eingesetzt ist. Die Despoten und Oligarchen sowie Parteidiktaturen die das Recht für sich und ihren Sippen anders deuten als für alle anderen, die über Zensur der Kultur und Gleichschaltung des Denkens und der Erziehung versuchen ihren Untergebenen in Reih und Glied zu kriegen und/oder sich oder einigen wenigen die volle Freiheit bei der Ausbeutung der Grundschätze und Arbeitssklaven ihres Landes lassen.
    Achte immer darauf, wo die Schwerpunkte dieser Säulen angesiedelt sind in einem System:

    Wo steht Freiheit?
    bei Kultur -> gut; bei Wirtschaft -> weniger gut; bei Recht -> sehr schlecht
    Wo steht Gleichheit?
    bei Recht -> gut; bei Wirtschaft -> weniger gut; bei Kultur -> sehr schlecht
    Wo steht Brüderlichkeit?
    bei Wirtschaft -> gut; bei Recht -> schlecht; bei Kultur -> Murks

    Was ich mit diesem ‚Ausflug‘ erklären wollte ist, das es bei weitem nicht alleine um die reine ‚Gerechtigkeit‘ geht. Die Erde ist rund und nicht jeder kann oder muss zur gleichen zeit oder zu gleichen Teilen auf den Malediven in die Sonne liegen und nicht jeder kann oder muss zur gleicher Zeit oder zum gleichen Teil unter Tage schuften… Wir sind alle Unternehmer unserer eigenen Biografie!

    Comment: ernolf – 24. Februar 2011 @ 17:01

  24. @urb: Entschuldigung für den falsch geschriebenen Namen
    An alle: Wer Rechtschreibfehler findet darf sie behalten, Deutsch ist halt nicht meine Muttersprache.

    Comment: ernolf – 24. Februar 2011 @ 18:08

  25. @ernolf: ok, im Falle der Kindserziehung liegt der Fall günstiger als von mir beschrieben, weil ja auch jedes Kind Grundeinkommen erhält. So weit so gut!

    Bei mir bleibt nur ein ungutes Gefühl, wenn du schreibst, Arbeiten können günstiger verrichtet werden. Führt das letztlich nicht in eine Abqualifizierung von Arbeit? Wenn nicht tatsächlich Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit gelten und sich der Erwerbsarbeitsmarkt und die Wertlogiken der Wirtschaft nicht entsprechend mit verändern?

    Comment: urb – 28. Februar 2011 @ 10:13

  26. @urb: ich kann dir jetzt nicht so recht folgen. Wird die Arbeit zur Zeit doch künstlich um bis zu 100 % verteuert. Diese „Bestrafung“ der Erwerbs-Arbeit ist es doch die wir hier gerade anprangern weil dadurch nicht Erwerbs-Arbeit wie z.B. Kindererziehung ungerechter in die Gesellschaft integriert ist. Darum sollen ja die Abgaben an anderer Stelle, nämlich da wo jeder Mensch sein Privatbedarf aus den Wirtschaftskreislauf entnimmt, erhoben werden. Wenn die künstliche Arbeitsverteuerung und die Klassifizierung der Arbeit als ‚Unkosten‘ einerseits und der Zwang zur Arbeit andererseits entfallen, dann – so (nicht nur) meine These – wird menschliche Arbeit für den Arbeitgeber günstiger sein als jetzt obwohl es dem Arbeitnehmer zu gleich u.U. mehr (Geld) einbringen kann. Auf jeden Fall wird menschliche Arbeit preislich wieder besser mit Maschinenarbeit, die ja bekanntlich beim Ist System keine Lohnsteuer abführt, konkurrieren können. Die künstlich erzeugte Schere zwischen nicht bezahlter Arbeiten a la Kindererziehung und Erwerbsarbeit ist nicht mehr so übertrieben groß. Also Arbeit erfährt mit Nichten eine Abqualifizierung, vielmehr bekommt Menschliche Arbeit und deren Arbeitsbedingungen einen höheren Wert weil zugleich der wirtschaftliche Zwang zur Arbeit entfällt und nun in erster Linie die Arbeit selbst sowie die Arbeitsbedingungen und deren Lohn nun dem freien Menschen motivieren sollen dieser Arbeit nach zu gehen. Der Arbeitnehmer hat doch dann eine ganz andere Verhandlungsposition und das ist doch gerade genau das Gegenteil von dem was du befürchtest?

    Comment: ernolf – 28. Februar 2011 @ 14:50

  27. […] große Thema war das Bedingungslose Grundeinkommen (BGE), wie es Susanne Wiest vertritt. Die Diskussion war eine äußerst interessante. Unter allen […]

    Pingback: Hyperbaustelle » Über den Winter gekommen? | Utopie-Blog – 05. April 2011 @ 15:26

  28. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass sich die Mehrheit der Menschen bei einem bedingungslosem Grundeinkommen auf die faule Haut legen. Arbeiten gehört einfach dazu, aber man könnte mit einer größeren Gelassenheit das ganze angehen, weil die Grundversorgung vorhanden wäre.

    Comment: Silvia – 14. Januar 2015 @ 10:43

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