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Brüderle, komm Punkt Punkt Punkt

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Die FDP treibt im eigenen blinden Fleck. Frühkindliches scheint immer wieder in ihr hochzukochen. Umso weniger überrascht die Identifikation Brüderles mit Winnetou: Auch Karl Mays Schriften sind Ausgeburten einer verdrängten, scheinbar jugendfreien Sexualphantasie und billig konstruierter Sozialromantik.

Winnetou und Old Shatterhand - das Traumpaar der 60er-Jahre.

Die FDP wird die Geister ihrer Vergangenheit wohl nicht mehr los: Ihre frühe Kindheit war durch Parteipropaganda-Filme in Schwarz-Weiß mit Fanfaren-Umzügen der Viking-Jugend geprägt. Nach Fallschirmspringer-Exzessen und Guidomobilfahrten liegt mittlerweile das Jungmannentum mit seinem Abenteuer Selbsterfahrung  im Trend. Neben diesen infantilen Selbstdarstellungsweisen geht es in der FDP um Macht, die meist im Verborgenen formiert wird. Dafür steht der Schaumburger Kreis, der unter Ausschluss der Öffentlichkeit die Partei steuert und die Fäden in der Hand hält. Auch jene, an denen Brüderle gut abgehangen gereift ist und in alle Ewigkeit für uns konserviert zu sein scheint.

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Brüderles Bekenntnis zu Karl May, den Unterdrückten, Kleinen und brauner Gesichtsfarbe, dargeboten vom DLF

Wie kann man vor diesem Hintergrund nun die Identifikation Brüderles mit Winnetou und den Apachen deuten? Symbolisiert Winnetou den nationalliberalen Urzustand der Partei? Ein brüderschaftliches, weinseliges Zusammensein, das zumindest nach außen hin demonstriert wird, wenn Rösler und seine Banditengruppe vorbeisprengt? Oder ist er – wie in Arno Schmidts „Sitara oder der Weg dorthin“  beschrieben – die Projektionsfläche einer unterdrückten Sexualfantasie und die Trauer um den Abgang eines ganz intimen Freundes? Wer Arno Schmidts Buch kennt, weiß, dass es keinen Zweifel an der Beziehung zwischen Old Shatterhand und Winnetou geben kann, und dass der Henry-Stutzen und die Silberbüchse die bestverstecktesten Phallussymbole der Literaturgeschichte sind.

Demgegenüber wäre es eine Ungeheuerlichkeit, gerade Brüderle als Anwalt der Schwachen und Unterdrückten betrachten zu wollen. Unbestritten ist sein Talent zur Maskerade, kommt er doch stets als jovialer Plauderer daher, der sich sogar bei „Pelzig hält sich“ hält und Sätze im Nasal-Ungefähren jenseits jeder grammatikalischen, semiotischen und semantischen Eindeutigkeit enden lässt, wenn er nicht zuviel sagen will. Aber man kann sich nicht vorstellen, dass sich mehr hinter dieser jovialen Maske verbirgt als der Wille zum Aussitzen. Fazit: Wer Karl May anregend findet, gerät eher in psychoanalytische Fallschlingen und unter Travestieverdacht, als dass politische oder sozialreformerische Ernsthaftigkeit zu befürchten wäre!

Dieser Beitrag wurde am Dienstag, 22. November 2011 um 16:44 Uhr von urb veröffentlicht und wurde unter der Kategorie Literatur / Film, Politik / Gesellschaft abgelegt. Du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS-Feed verfolgen. Du hast die Möglichkeit einen Kommentar zu hinterlassen, oder einen Trackback von deinem Weblog zu senden.

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