Hyperbaustelle

2112 – Hand in Hand Kopf und Hand

nov, 8. Februar 2112

Wir sind alle Politiker, Bauern, Elektroniker, Handwerker und Künstler in Personalunion. Jeder Mensch lebt alle diese Bestandteile, nicht als Monade, sondern im sozialen Netzwerk. Das ist vielleicht die kulturelle Leistung seit dem Wiederaufbau. Die mystische vom alten Marx aufgestellte Formel, dass aus der Trennung von Hand- und Kopfarbeit nur falsches Bewusstsein entstehen könne, ist damit aufgehoben.

Niemand muss unentwegt kreativ sein, nichts als Hausarbeit verrichten, permanent Leute überzeugen und gewinnen oder Pflanzen züchten und ernten. Nein, wir existieren in einem ausgewogenen Gleichgewicht zwischen allen diesen Tätigkeiten. Wir denken auf der Basis unserer körperlichen Gegegebenheiten. Jeder Gedanke und jedes Gesetz atmet die Erfahrung täglicher Arbeit. Und die von uns gemalten Bilder geben uns die Kontur, die wir zum Überleben brauchen. Aber auch heute gibt es Sklaven: Maschinen, die wir aus Humanitätsgründen nicht mit Empfindungen ausgestattet haben.

To be continued …

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Dieser Beitrag wurde am Mittwoch, 08. Februar 2012 um 04:16 Uhr von nov veröffentlicht und wurde unter der Kategorie Tagebuch 2115 abgelegt. Du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS-Feed verfolgen. Du hast die Möglichkeit einen Kommentar zu hinterlassen, oder einen Trackback von deinem Weblog zu senden.

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8 Comments »

  1. Hey, das hat starke Parallelen zu meinen Vorstellungen von Extreme Governing. Jeder erfüllt mindestens seinen Staatsdienst und geht einem persönlichen Erwerb nach, und viele (mehr als heute) sind persönlich kreativ weil es keine Unterhaltungs- und Kreativ-Industrie mehr gibt.

    Comment: Schrotie – 08. Februar 2012 @ 09:14

  2. Auch ich lerne hie und da dazu, Schrotie.

    Die Balance zwischen „Staatsdienst“, „Privatwirtschaft“ und „Selbstverwirklichung“ ist sicher ein wichtiger Punkt. Leider ist das Gemeinwesen das Problem schlechthin. Und auch die anderen Begriffe in Anführungszeichen kommen im Grunde wie Allegorien für Problemsümpfe daher.

    Im Übrigen gilt heute schon: Die Kreativität der sogenannten Kreativen ist überschätzt. Die der Leute, die versuchen, ihr Leben zu gestalten, ohne andere zu manipulieren oder zu beherrschen, bzw. ihr Handeln danach auszurichten, was en vogue ist oder Geld bringt, ist unterschätzt.

    Comment: nov – 09. Februar 2012 @ 15:26

  3. Ein paar Anmerkungen incl. Anführungszeichen.
    Wer arbeitet schon „mit Hand und ohne Kopf“ in unserer arbeitsteiligen („Wir zimmern mit Hand und Verstand“ – jahrelanger, sinniger Wahlspruch des Arbeitgeberverbands Holzbau) Welt ?
    Allein sind wohl R. Steiners anthroposophische Lehren (Trend: biologisch-dynamische, handwerklich anmutende „haptische Produktions-Teilhabe“ im Gegensatz zu größeren, medial aufbereiteten (Müller-Brot….) Lebensmittelindustrie-Skandalen) im 20.Jhd allgemein akzeptierter (en vogue), als die Utopisten der marx´schen (Entfremdungs-) Ausführungen, die wohl ein generelles Weltmarktproblem haben.
    Allein an der Vernetzung der Menschen kann es jedoch wohl auch nicht liegen, dass uns die Sklavenmaschinen die Arbeit abnehmen und uns zu kreativen Naturkunstliebhabern werden lassen; uns haben zwar Leibniz und seine Monaden (prästabilierte Harmonie/ warum ist etwas und nicht nichts?) mit der „Rechenmaschine“( und der Differential- und Integralrechnung) ein wenig auf die Sprünge geholfen, doch fehlen weithin Rahmenbedingungen, die das Gleichgewicht der gerechten Verteilung einstellen helfen. Der bewusst handelnde, mündige Bauer steht hier wohl doch konträr dem Politiker/“Bürger“ („in seinen Weltmarktzwängen“) gegenüber; die natürlich, biologische Ordnung (Darwins fittest) in Selbstorganisation wird hierbei normativ durch Menschen (Bürger) gesteuert.
    Da bietet sich für viele „Agierende“ der Weg des Dao an („das ewig Nicht-Tun und doch bleibt nichts ungetan“/“je mehr Gesetze und Vorschriften, desto mehr Verbrecher gibt es auch“).
    Vielleicht hilft auch ein wenig Entschleunigung – zurück zur alten 78/min – Platte(http://www.hyperbaustelle.de/u-blog/2011/12/30/2111-%E2%80%93-plattenwechsel/)(Zugfahren statt Auto mit Locomotive Breath im Chattanooga Choo Choo (Chattanooga%20Choo%20Choo))
    Adios amigos,
    I robot

    Comment: karpathos – 10. Februar 2012 @ 20:16

  4. Hin und Her, Karpathos, geht das Gedankengewoge zwischen Realität und Utopie, im Folgenden kurz nachgezeichnet: Es scheint ja ein Marxscher Auftrag gewesen zu sein, nicht von dem auszugehen, was die Menschen sagen und denken, wenn man das Wesen von Wirtschaft und Gesellschaft erkennen will, sondern von dem, was die Menschen tun (These von Fritz Reheis aus voherigem Post). Also sind intellektuelle Betrachtungen ohne jede Bedeutung, wenn sie nicht Resultat gesellschaftlichen Handelns oder auf dieses bezogen sind. Wenn man natürlich davon ausgeht, dass jede Handlung nur noch mehr Unglück in die Welt bringt, muss man sich buddhistisch in Resignation ergeben. Natürlich könnte man sich mit dieser Haltung auch der Unterlassung schuldig machen. Hektische Betriebssamkeit ist mit Sicherheit fehl am Platz, aber Entschleunigung sollte Raum für Einsichten und richtige Entscheidungen bringen und keine Weltflucht darstellen.

    Comment: urb – 13. Februar 2012 @ 14:51

  5. Da legen wir den Buddhismus/Daoismus unterschiedlich aus. Nicht-Tun meint nicht Nichts-Tun, sondern Eingreifen, wenn der „rechte Weg“ bedroht scheint; dies ist „natürlich“ eine „sehr anthropozentrische“ Maxime, falls Natur und Mensch gleichgesetzt sind.
    Die Unterlassung sehe ich ebenfalls als ahndenswertes Delikt.

    Comment: karpathos – 14. Februar 2012 @ 08:38

  6. Da sind wir dann durchaus einer Meinung. Ziehe ich nach jedem Tag Bilanz, welche Dinge ich besser hätte tun und welche besser hätte lassen sollen, um aus meiner Sicht positive Dinge zu bewirken, sind die zu unterlassenden bei weitem in der Mehrzahl: nicht mitmachen bei üblen und doch üblichen Gesellschaftsspielen, nicht offensiv gegen jemanden vorgehen, keine unfair gehandelten Produkte konsumieren …

    Comment: urb – 16. Februar 2012 @ 00:30

  7. Ja, ja mit der „du sollst nicht…“- Maxime hatte so manch utopischer Materialist seine berauschenden (vmtl. Opiate) Probleme; aber wie uns schon die Bool´sche Logik zeigt sind negative Ausschlüsse, wenn sie denn nicht allumfassend sind, durchaus „wegweisend“ (positiv formulieren wirkt so belehrend und unprovokativ).

    Comment: karpathos – 16. Februar 2012 @ 07:56

  8. @Schrotie: Es würde mich mal interessieren, was hier mit „Staatsdienst“ gemeint ist? Momentan wird in den meisten Modellen die Erwerbsarbeit ja der Community Work gegenüber gestellt, die eigentlich ja auf privatem Engagement beruht.

    Jedenfalls bin ich der Meinung, dass die Arbeitsteilung nicht so weit getrieben werden solte, dass sie verstümmelnd wirkt. Witzig finde ich in diesem Zuammenhang den Einfall von Mario Sixtus (habe mir das letzte übermorgen.tv-Filmchen angeschaut, in dem nach dem digitalen Supergau Entwicklungshelfer aus Afrika eingeflogen werden müssen, damit sie der Bevölkerung der ehemaligen Industriegesellschaften Dinge wie das Bauen einer Wasserpumpe beibringt. Die haben ihr Wissen mit dem Nichtzugreifenkönnen auf Festplatten nämlich verloren.

    Comment: paul – 16. Februar 2012 @ 13:41

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