Hyperbaustelle

Dezember-Bilanz?

Im Dezember dämmerte die Hyperbaustelle etwas vor sich hin, obwohl es an Ideen nicht mangelte. Aber mit Gelassenheit erwartet man den Morgen, wie die Generation StefanSusanne bewiesen hat. Tagebucheinträge aus dem 22. Jahrhundert spielten mit möglichen Entwicklungen des Netzes. Dass man die Wege in die Zukunft nicht kennen, sondern finden muss, ist eine »kluge« Variante der konkreten Utopie.

Zukunft ist Dämmerung nach vorn (Ernst Bloch); Foto: urb

Morgenröte über der Baustelle – der Ausblick auf 2010? Mit gemischten Gefühlen und den besten Wünschen für alle Leser machen wir uns auf einiges gefasst. Die Zukunft liegt, mit dem Philosophen und Anwalt der konkreten Utopie Ernst Bloch zu sprechen, in einer »Dämmerung nach vorn«. Das Bessere ist zu ahnen, aber »noch nicht« bekannt. Auf es aus zu sein, ist allerdings eine Grundfunktion unseres Denkens und darüber hinaus ein Prinzip der Materie, die selbst noch unvollendet ist und viele Organisationsmöglichkeiten in sich trägt. Der Dezember auf der Hyperbaustelle war also eher erkenntniskritisch ausgerichtet.

Es lässt sich im »Denken nach vorn« nicht berechnen, was es uns kosten wird, Altes und Abgewirtschaftes überwinden zu wollen. Offene Kategorien kann man nicht bilanzieren, weswegen ihnen in einer kleinkrämerischen Welt auch nicht das nötige Vertrauen entgegengebracht wird. Andererseits: Haben Bilanzen noch einen Rest Glaubwürdigkeit behalten? Spätestens mit der Finanzkrise wurde deutlich, was sie für fadenscheinige Instrumente sind. Sie bieten keinen Ansatzpunkt für Entwicklung, ganz im Gegenteil, sie blockieren jeden Schritt in eine menschliche Richtung.

Utopie auf der Hyperbaustelle

Die Dezemberbilanz fällt rein quantitativ etwas dürftig aus, was aber natürlich nichts über die Qualität der einzelnen Beiträge aussagt. In welcher Dimension wir uns bewegen, wenn wir an einer Fortentwicklung interessiert sind, macht der Post Auswege finden (mit Alexander Kluge) deutlich: Eine unabsichtliche, kreative Form der Intelligenz ist dazu nötig. Sie sollte sich weder von Profitstreben noch Panik treiben lassen. Dass übertriebene Konkurrenz und Ungleichheit eine Gesellschaft krank machen und dass man seiner eigenen Zukunft zunächst mit Gelassenheit entgegentreten sollte, kann man von der auf Happy-end programmierten Generation StefanSusanne lernen.

Statistik ist im Normalfall ein unbrauchbares Instrument, neue Entwicklungen zu erfassen. Die Hochrechnung des Gegebenen zementiert eher alte Muster. Das kleine Statistik-Weihnachtsgedicht ist der Versuch, statistische Aussagen offener zu präsentieren. Ausgerechnet ein Blockbuster in Potenz inszeniert das grenzüberschreitende Moment des Avatars als Rettung!  Daraus kann man folgern, dass im Grunde ein breites Einverständnis mit Naturerhaltung, Synkretismus und Nachhaltigkeit vorherrscht. Dass Militär und Wirtschaftskonzerne längst die Buhmänner sind, nur leider trotzdem noch die Vorgaben machen.

Die beiden Tagebucheinträge aus der Zukunft, 2109 – Barbarische Notschalter und 2109 – Alles frei Haus, widmen sich unter anderem der Rolle eines Kommunikationsnetzes von morgen und werfen einen kritischen Blick in die Vergangenheit, die unsere nächste Zukunft werden könnte. Es versteht sich im Jahre 2110 von selbst, dass das Netz eine freie Ressource ist, wo niemand ausgeschlossen und Austausch keine Frage von Nutzungsrechten ist, weil der Lebensunterhalt anderweitig gesichert wurde und keine direkte Konkurrenz besteht. Nur so wird Bildung zu einem globalen und individuellen Phänomen gleichermaßen.

Die vorherigen Monate im Überblick:

Utopie im Netz

Ein Online-Magazin möchte ich als mein persönliches Fundstück hervorheben, das 2009 mit dem Grimme-Award in der Kategorie Redaktion & Autorschaft ausgezeichnet wurde: »Carta«. Interessante Autoren legen den Schwerpunkt auf den Medienumbruch durch das Web sowie auf medienpublizistische, -politische und -ökonomische Themen. Zum Jahreswechsel liefert die satirische Prognose »Der kleine Nostradamus für Blogger« einen originellen Überblick über die Bloggerszene.

Zitate

  • Verstehen kann man das Leben nur rückwärts, leben aber muss man es vorwärts. (Kierkegaard)
  • Und jedes Kunstwerk, jede zentrale Philosophie hatte und hat ein utopisches Fenster, worin eine Landschaft liegt, die sich erst bildet. (Ernst Bloch)
Dieser Beitrag wurde am Sonntag, 03. Januar 2010 um 13:12 Uhr von urb veröffentlicht und wurde unter der Kategorie Über das Blog abgelegt. Du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS-Feed verfolgen. Du hast die Möglichkeit einen Kommentar zu hinterlassen, oder einen Trackback von deinem Weblog zu senden.

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