Jana Kroll: Zur WM will jeder Fußballfelder retten, oder? Ansonsten dienen die Fußballfelder wohl eher dem Spiel der 22 Millionäre. Bei Ecosia veranschaulichen sie die Summe Geld, die für den Schutz des Regenwaldes im brasilianischen Juruena-Nationalpark zusammengekommen ist.
Genau genommen verdient Ecosia nur mit Klicks auf die Sponsorenlinks Geld. Wir sagen aber mit Absicht, dass jeder Klick hilft. Das hat zwei Gründe: Zum einen verschrecken unechte Klicks auf Anzeigen die Werbekunden, wozu Ecosia natürlich nicht verleiten möchte. Zum zweiten ist uns jeder Nutzer wichtig, egal wie oft er Anzeigen klickt. Auch wenn man nie Anzeigen klickt, trägt man indirekt zum Schutz der Regenwälder bei. Es geht vielmehr um strategischen Konsum, darum, Ecosia statt eine andere Suchmaschine zu unterstützen.
Mein Bruder, Christian Kroll, ist der Gründer von Ecosia. Er hat neben seinem Studium diverse Internetprojekte aufgebaut und gemerkt, wie viel Geld mit Suchmaschinen umgesetzt wird. Nach Abschluss seines BWL-Studiums brauchte er Abstand, hatte Lust auf neue Menschen, fremde Kulturen und andere Gedanken. Dafür ging er ein Jahr auf Weltreise. Dabei besuchte er auch den Regenwald im Norden Argentiniens und beschäftigte sich danach viel mit der Bedeutung der tropischen Wälder. Nach kurzer Zeit war ihm klar, dass er einen Beitrag zum Schutz der Regenwälder leisten will.
Christian hat während seiner Weltreise einige Zeit in Nepal verbracht und dort soziale Projekte aufgespürt, die er mit seiner ersten Suchmaschine „Xabbel“ finanzierte. Xabbel gibt es nicht mehr, aber ein Schulgeld- und ein medizinisches Projekt finanziert er seither privat.
Forestle war sein erster Versuch eine grüne Suchmaschine aufzubauen. Allerdings war Forestle durch die Verträge mit Yahoo zu sehr auf Europa beschränkt.
Ich habe meinen Bruder von Beginn an unterstützt, das ist jetzt fast drei Jahre her. Seine Begeisterung hat sich sofort auf mich übertragen. Ich hatte große Lust, mich für eine gute Sache zu engagieren – bis vor einem halben Jahr war das ehrenamtlich.
Internet und Suchmaschine sind aus unserem alltäglichen Leben nicht mehr wegzudenken. Man muss also sehen, wie man deren negativen Umwelteffekt umgeht. Wichtig ist, dass hier nicht Schluss ist. Es braucht die Weiterentwicklung effizienter Technologien, genauso, wie die Auseinandersetzung mit den eigenen Klimasünden.
Ecosia ist mehr als reine Kompensation des CO2-Ausstoßes, denn der nachhaltige Schutz der Regenwälder ist eine der größten und wichtigsten Herausforderungen unserer Zeit, um das Klima zu schützen.
Wir denken, dass ungefähr ein Prozent der Internetnutzer dazu bereit ist, über Ecosia oder ähnliche Projekte zu suchen und dabei auf einen Teil der Features von Google, etc. zu verzichten. Manchen Usern ist das, was Google macht, auch zu viel. Ecosia möchte hier die Balance finden. Vielleicht muss dabei auf das eine oder andere Tool verzichtet werden, zu Gunsten von Ökologie und Datenschutz. Trotzdem hat Google Ecosia schon registriert – das wissen wir.
Google hat kürzlich angefragt, ob wir kooperieren möchten. Wir haben das Spiel mitgespielt. Später hat Google sich an seine eigenen Kriterien für Partnerschaften erinnert, die sagen, dass die Werbeeinnahmen nicht gemeinnützig verwendet werden dürfen.
Denkt man nur an den Regenwald, müssten wir es eigentlich tun, denn leider kommen viele Menschen von Google nicht los. Allerdings sind Googles Datenschutzbestimmungen für Ecosia nicht tragbar.
Erst einmal 20 Prozent. Die brauchen wir momentan auch, um Ecosia zu verwalten und weiterzuentwickeln. Ecosia ernährt bislang 1,5 Mitarbeiter plus zirka zehn Freelancer, die zum Teil nur einige Stunden im Monat für das Projekt aufbringen. Es gibt eine Menge Ideen, an deren Umsetzung wir arbeiten – die Version Ecosia 2.0 wird viele neue Features haben. Sollten wir in Zukunft weniger als 20 Prozent für die Verwaltung und Weiterentwicklung brauchen, wird die Spendenquote angehoben.
Die Verabschiedung von ausschließlich monetären Werten hin zu sozialen und ökologischen. Außerdem reale Preise für Energie, Dienstleistungen und Personal. Erfreulicherweise gibt es immer mehr Unternehmen die das kapieren. In diesem Sinne versteht sich Ecosia als Social Business, das heißt, der Gewinn bleibt im Unternehmen und geht entweder in den Regenwaldschutz oder in die Weiterentwicklung von Ecosia.
Bei Swisscanto geht es um Rendite. Bei Ecosia kann man höchstens von einer Sauerstoffrendite sprechen.
Wir haben das Thema im Blick. Derzeit haben wir leider kaum Möglichkeiten, da was zu ändern. Wir schätzen den Anteil unserer Serverleistung pro Suchanfrage auf 25 Prozent. Das heißt: Pro Suche wird bei Ecosia ein Viertel weniger grauer Strom verbraucht als bei herkömmlichen Suchdiensten – immerhin.
Nicht dass ich wüsste … Yahoo wird hier wohl kaum eine Vorreiterrolle übernehmen.
Ecosia regt die User an, sich mit ökologischen und nachhaltigen Themen auseinanderzusetzen. Zurzeit gibt es eine Nachricht zum StromCheck der Kampagne „Klima-sucht-Schutz“. Dieser soll animieren, über den eigenen Energieverbrauch nachzudenken und auch etwas zu ändern. Und Ecosia konfrontiert die User mit gesellschaftspolitischen Themen, zum Beispiel durch einen Hinweis auf den Kinostart des Filmes Energy Autonomy – DIE 4. REVOLUTION.
Ich denke, unsere westliche Gesellschaft sollte sich neu strukturieren, um ihre Menschen nicht völlig krank zu machen. Hierbei spielt für mich der Begriff FREIHEIT eine zentrale Rolle, und auch die Macht der Verbraucher.
Ecosia ist ein Beispiel für eine neue Struktur. Unsere User möchten nicht die Macht und Datengier großer Konzerne befriedigen. Und die Euros stecken wir doch lieber in den Regenwaldschutz und den Erhalt unseres Planeten.
Lest auch:
http://ecosia.org/
http://de.wikipedia.org/wiki/Ecosia
http://www.wwf.de/interaktiv/mach-mit/ecosia-suchmaschine-rettet-regenwald/
http://www.focus.de/digital/internet/ecosia-suchmaschine-will-regenwald-retten_aid_460358.html
http://www.energieblog24.de/ecosia/
http://www.3sat.de/page/?source=/nano/umwelt/142836/index.html
http://www.taz.de/1/berlin/tazplan-programm/artikel/?ressort=wu&dig=2010%2F02%2F08%2Fa0085&cHash=683f312228
http://zeitblick.wordpress.com/2009/12/12/ecosia-org-rettung-oder-schwindel/
« Juni-Passion – 2110 – Sport ist wunderbar ungerecht »
132.703.792 m² Regenwald sollen laut ECOSIA nun also schon gerettet sein!
Komisch, dass Brasilien insgesamt auf eine Größe von gerade mal 8.514.215 km² kommt. Damit wäre jetzt ja zumindest der Regenwald in Brasilien mindestens um das Hundertfache gerettet worden. Diese Zahlen verwundern mich nur etwas, wobei ich die Idee anfänglich auch toll fand. Auf den Seiten des WWF entdeckt man auch kein Projekt, welches auf nachhaltige Projekte im Amazonasgebiet hinweisen …
Etwas ratlose Grüße! Francis
Comment: Francis – 26. Juli 2010 @ 00:00
Mich würde interessieren, wie es um die Weiterentwicklung effizienter Technologien steht. Weiß hier jemand Bescheid, wie der Stand der Forschung bei der Servertechnik ist?
Comment: paul – 28. Juli 2010 @ 09:58
[…] schützt der WWF, unter anderem mit Hilfe der Suchmaschine Ecosia, ein Waldstück im brasilianischen Juruena-Nationalpark, und es gibt dergleichen löbliche […]
Pingback: Hyperbaustelle » Harapan – Hoffen auf Indonesisch | Utopie-Blog – 28. Juli 2010 @ 16:04
[…] als ernst gemeinter Begriff in die Businessmodelle eingeschrieben sein? Ein Gespräch mit Jana Kroll von Ecosia drehte sich um diese Frage. Die Suchmaschine Ecosia spricht Nutzer gezielt über die Mithilfe bei […]
Pingback: Hyperbaustelle » Nachhaltiger Juli | Utopie-Blog – 03. August 2010 @ 23:29
Hallo Francis,
132.000.000 Quadratmeter sind nur 130 Quadratkilometer 😉
Comment: Jana Kroll – 05. August 2010 @ 13:03
@Francis: Der World Wide Fund For Nature (WWF) weist in seiner Rubrik auf Ecosia hin: http://www.wwf.de/interaktiv/, Deeplink: http://www.wwf.de/interaktiv/mach-mit/ecosia-suchmaschine-rettet-regenwald/
Comment: urb – 05. August 2010 @ 13:11