»Malia kam rein und sagte: ‚Daddy, du hast den Nobelpreis gewonnen, und Bo hat Geburtstag.‘ Und dann fügte Sascha hinzu: ‚Und wir haben ein Drei-Tage-Wochenende vor uns.« Nein – Lassie wartet hier nicht schwanzwedelnd unter dem Tisch, Bo heißt der Hund der Familie Obama, und Barack bestätigt so seinen Friedenspreis. Die US-Amerikaner haben uns Tiere als die Gefährten des Retters in der Not in die Gehirnwindungen gebrannt – und das Schema funktioniert immer noch. Dabei vergisst man gerne, dass Obama für seinen Friedensnobelpreis absolut nichts getan hat. Er war gerade mal zwei Wochen im Amt, als die Nominierungsliste für den Friedensnobelpreis am 1. Februar geschlossen wurde.
Die Wortneubildung »Obamania« ist gerechtfertigt: Eine Manie greift um sich, die nicht einmal mehr an der Wirklichkeit schrammt. Die weltweite Hysterie, die der Amtseinführung des ersten afroamerikanischen US-Präsidenten Barack Obama folgte, ist rational nicht mehr nachvollziehbar. Obama wird dabei sehr viel aufgebürdet, er soll die faktisch vorhersehbare und vorhandene globale Depression beseitigen, wie Flipper einen Thunfischbrocken verputzt. Aber allein durch politische Personen wird man in einer tiefen strukturellen Verwerfung nichts ausrichten. Politromantik ist hier völlig fehl am Platz, was Robert Kurz aus der Gruppe Exit so auf den Punkt bringt:
»Obama hat den Job eines globalen Feuerwehrhauptmanns übernommen, der die Brände gar nicht so schnell zählen kann, wie sie entstehen, während gleichzeitig das Löschwasser versiegt. Glaube und Liebe, Wille und Hoffnung sind schöne Dinge, wenn sie eine „Bedingung der Möglichkeit“ vorfinden. Das finanzkapitalistische Weltsystem bietet dafür keine Grundlage. Die globale Begeisterung der „Obamania“ droht in eine große Enttäuschung umzukippen. Dafür ist aber nicht eine Persönlichkeit verantwortlich zu machen, deren Charisma auf falschen Voraussetzungen beruht. Die Krise des Weltsystems ist keine soap opera, deren happy end medial inszeniert werden könnte. Wie die USA die letzte Weltmacht des Kapitals sind, so ist vielleicht Obama der letzte politische Messias. Die Menschheit müsste neu lernen, was in einer anderen historischen Konstellation die „Internationale“ propagiert hatte: ‚Es rettet uns kein höheres Wesen, kein Kaiser und Tribun; uns aus dem Elend zu erlösen, das müssen wir schon selber tun‘.« (Robert Kurz)
Keine Miesmacherei auf der Hyperbaustelle – ich habe mich, wie die meisten Menschen weltweit, gefreut, dass der amerikanische Rassismus kein Mittel gefunden hat, das höchste Amt jenseits des Atlantiks einem Schwarzen zu verwehren. Was längst eine Selbstverständlichkeit sein sollte, erweckt vielleicht tatsächlich den Glauben an uns selbst. Den könnte Obama den Menschen einfach zurückgeben, das wäre dann die größte Wunderheilung seit Lazarus.
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Hi urb, dass das bestehende Weltwirtschaftsystem unaufhaltsam dem Niedergang entgegengeht, wissen wir schon, und dass die Machtverhältnisse in der Welt sich verändern, spüren wir auch, das betrifft besonders die schwindende Vormachtstellung der USA. Ich würde mir wünschen, dass der „Yes we can“ Obamas es tatsächlich schafft, ein generelles Umdenken einzuleiten und dass es ihm gelingt, ein neues Verständnis für die Wirtschaft zu entwickeln. Aber zuerst muss er mit der Beseitigung der vielfachen Missstände wohl gleich vor seiner Türe anfangen.
Bis dahin, da bin ich deiner Meinung, bleibt jedem von uns der Glaube an uns selbst und die Aktivierung der eigenen Ressourcen sowie die Aufgabe, vor dem eigenen Hof zu kehren, als die Chance, positiv an der Neugestaltung mitzuwirken. LG nina
Comment: Nina – 15. Januar 2010 @ 20:08
[…] verspielen will. Er friert gerade alle Gelder ein, die nicht Sicherheit und Verteidigung betreffen. Volker Pispers und Robert Kurz finden da deutliche […]
Pingback: Hyperbaustelle » So viel Anfang im Januar | Utopie-Blog – 02. Februar 2010 @ 01:19