Hyperbaustelle

Lebensinhalt Auto

Eine Werbung vom Münchner Merkur höre ich fast jeden Morgen im Radio. Sie behandelt die wirklich wichtigen Stationen im Leben eines Bundesbürgers: der erste Kuss, das erste Auto, das zweite Auto, das dritte Auto, nach weiterer Werbung das vierte und fünfte … Ich kann diese bescheuerten „Marketingfahrlässigkeiten“ einfach nicht mehr hören!

Das Auto sollte als Statussymbol längst ausgedient haben - die IAA beweist alljährlich das Gegenteil.

Ohne Auto hätten wir also nichts im Leben, woran wir uns festhalten könnten. Man kann es als Pointe abtun, aber da liegt viel Wahrheit drin. Ganze Bevölkerungsschichten sind auf diese Weise an ihr Auto geknüpft: Das Ereignis und der Penisersatz überdecken die Leere unserer Existenz und andere Unzulänglichkeiten.

Oder ein zweiter Clip des Münchner Merkurs über das für die jeweilige Lebenssituation passende Auto. Mit 50 dann endlich das Cabrio, wenn man es sich unter Hartz IV dann in dieser kritischen Bevölkerungsgruppe überhaupt noch leisten kann. Aber es gibt eigentlich nur noch eine einzige Lebenssituation, für die ein Auto taugen muss: uns bis zum Anschlag flexibilisierte Menschen möglichst billig und umweltverträglich dahin fahren, wohin uns die öffentliche Infrastruktur nicht bringen will. Und das setzt einen geringen bis gar keinen Benzinverbrauch sowie geringe bis gar keine Emissionen voraus.

Wenn Werbung und Medien weiter auf diese Weise Bedürfnisse wecken und Bewusstsein bilden, werden wir wohl nie eine verantwortungsvolle Haltung gegenüber Energiemissbrauch und ökologischen Voraussetzungen entwickeln. Stattdessen werden wir weiter falschen und törichten Statussymbolen hinterher hecheln und unser Leben an ihnen ausrichten.

Und die Autoindustrie bietet wie eh und je die falschen Produkte an und handelt mit dem Verkauf ihrer Ladenhüter verantwortungslos und gewinnlerisch. Warum eigentlich? Es könnte aber doch auch anders gehen: 2110 – Ewig so weiterfahren. Bringt eure utopischen Lösungen doch endlich zu einem erschwinglichen Preis in Serie.

Dieser Beitrag wurde am Mittwoch, 30. März 2011 um 10:06 Uhr von urb veröffentlicht und wurde unter der Kategorie Erlebnis, Politik / Gesellschaft abgelegt. Du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS-Feed verfolgen. Du hast die Möglichkeit einen Kommentar zu hinterlassen, oder einen Trackback von deinem Weblog zu senden.

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2 Comments »

  1. […] wie zum Beispiel den verantwortungsbewussten Umgang mit Mobilität, Daten und politischen Entscheidungsprozessen […]

    Pingback: Hyperbaustelle » Über den Winter gekommen? | Utopie-Blog – 05. April 2011 @ 11:14

  2. Leider so wahr! – Und die Standard-Autos werden immer größer – oder täusche ich mich? Riesen-Mini und Co…

    Comment: Kathrin – 17. Juni 2011 @ 01:54

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