Die beliebtesten und angesagtesten Beiträge auf Google+, Minimum 200-mal geplusst, sind erstaunlicherweise Naturfotografien. Und das jeden Tag. Wie kommt dieses Phänomen zustande? Warum bewerten die User ausgerechnet in digitalen und technikaffinen Medien die entspannende und künstlerische Naturfotografie so hoch? Ein letztes Zucken der Naturverbundenheit? Ein kontemplativer Ausgleich inmitten aller Beschleunigung? Oder gibt es das Erhabene nicht nur in der Natur, sondern auch im Internet?
Nationalpark Unteres Odertal, Foto von Dirk Nowak, Quelle Google+
Eine kleine Verbeugung vor Mario Sixtus, nachdem ich mir sein übermorgen.tv endlich genauer angeschaut habe. Die Perspektive auf das Netz, die Sixtus in die Zukunft hochrechnet und satirisch überhöht, lässt Gefahren und Hoffnungen gegenwärtiger Trends erkennen. Nicht selten werden neue, aus ihnen resultierende Krankheiten beschrieben. Was beispielsweise, wenn man nur noch in Livestreams anderer existiert? Wenn uns künftig Robot-Content überschwemmt? Oder wenn man für Anonymität im Netz bezahlen muss?
Constanze Kurz, die Sprecherin des Chaos Computer Club, lebt die Hackerethik: private Daten schützen, öffentliche zugänglich machen, Teilen von Technikwissen und Informationen, darauf wird es in Zukunft ankommen. Nicht nur weil sie zu viel Star Trek gesehen hat.
Für Webpioniere war der Hypertext eine Utopie der subjektiven Verknüpfungen. Weil alles mit allem verbunden werden kann. Weil die Herkunft des einzelnen Textelements (der Autor) in großen Netzcollagen ins Schweben gerät. Ist dieses Attest in einem auf Vermarktung abzielenden Umfeld eigentlich gerechtfertigt? Bedenkzeit auf der Hyperbaustelle.
Der Lyrikdienst von Martin Auer liefert mit jedem Reload der Seite einen neuen Haiku per Zufallsgenerator. Ein schöner Kontrast: Mitten im globalen Hypertext wählt Auer diese vollkommen in sich ruhende Form.
Hier ein Fundstückchen, da eins – im Netz sind fleißige Sammler unterwegs. Ihre elektronischen Briefmarkenalben sind hübsch anzuschauen, durchaus geistreich und mit seltenen Stücken veredelt. Aber allzu oft täuscht das bunte Spektrum kosmetisch über die Tatsache hinweg, dass es an Aussagen mangelt und das Netz sich an zahlreichen Stellen einfach reproduziert. So kann man unter der Make-up-Schicht der Aktualität alles oder nichts in der Netzkultur finden – oft auch leider letzteres.
Frank Westphal, der Macher des News-Aggregators Rivva, möchte den anschwellenden Informationsfluss im Web durch eine Frank-Schirrmacher-Maschine bändigen, die umso besser wird, je länger man sie benutzt.
Deppendorf ist out, es lebe Hassknecht! Das ZDF lernt gerade – scheinbar von moderneren Medien -, was es heißt, Meinung zu bilden. Die Heute-Show hat einen Kommentator, den nur noch das Unterbrechungsbild bremst, wenn er den Protagonisten der Tagespolitik die Leviten liest. Unbekanntes Terrain für den Bundesdeutschen, der sich an das Blatt vor dem Mund gewöhnt hat.
Sorry, aber ich kannte sie noch nicht, die Rob Vegas-Show, und ich kann ihrem zuckersüßen Zynismus nicht widerstehen. Der aus Oerlinghausen bei Bielefeld stammende Robert Michel hat sich bei Twitter ein halbes Jahr lang erfolgreich als Harald Schmidt ausgegeben und nahm bei Maybrit Illner Angela Merkel ein Steuerversprechen ab. Und jetzt das:
Am 8. Februar 1996 veröffentlichte John Perry Barlow die »Unabhängigkeitserklärung des Cyberspace«. Er wandte sich vor allem an die amerikanische Regierung und kritisierte den „Telecommunication Act“, da dieser die Freiheit des Cyberspace bedrohe. Die Hyperbaustelle möchte an diesen Jahrestag in einem Auszug erinnern.
Ein geistiges Netz: Bei Wikiopole wird die Blogosphäre und ihre Vernetzung visualisiert - die deutsche in dieser Grafik. Die Farben stehen für inhaltliche Kategorien von Kultur (orange) über Politik (weiß) bis kreativ (pink). Quelle: http://labs.wikio.net/wikiopole/de/
Wer kennt es nicht: Man arrangiert sich mit einer Situation, unter der man eigentlich leidet, und vernachlässigt es, Auswege zu suchen. Irgendwann holt einen das Ganze ein und wird zur echten Katastrophe. Die Dialektik von Ausweg und Ausbruch wurde in einem Gespräch zwischen »Freitag«-Redakteuren und Alexander Kluge untersucht. Kluge, die Verkörperung des deutschen kritischen Films und der Qualitätsgarant im deutschen Privatfernsehen, spricht sich für das in unserem Erbe enthaltene Klügere aus, für die Zukunft, die wir als Potenzial in uns tragen.
Der Engel der Geschichte muß so aussehen. Er hat das Antlitz der Vergangenheit zugewendet. Wo eine Kette von Begebenheiten vor uns erscheint, da sieht er eine einzige Katastrophe, die unablässig Trümmer auf Trümmer häuft und sie ihm vor die Füße schleudert. (Walter Benjamin; Bild: Klee, Angelus Novus)
Auf zwei unterschiedliche Formen der Anteilnahme durfte ich bei Twitter in der Nacht des 10. November stoßen. Die überwältigende Tweetflut zu Robert Enkes Selbstmord und die Phising-Aktion »videoz . twitter . dfhjkdh«. Die Frage erübrigt sich, welche der beiden Kommunikationsauswüchse ich mit von der Erde retten würde.
Ein Leben lang zu zweit? Das kann es nicht sein, liebe Phisher!
Die Blogosphäre ist ein kollektives, synthetisches Bewusstsein, wie ein Freund so schön sagte. Eine Praxis, die nicht von einem Standpunkt aus entworfen wurde, sondern sich vielstimmig fortschreibt. Das erinnert an romantische Universalpoesie und ist damit per se utopisch.
Der digitale Romantiker inmitten von Datenbergen und -nebeln - aber auch mit Übersicht und Durchblick!
Mitteilungsbedürfnis und Fähigkeiten von Web 2.0-Aktiven werden intensiver kommerziell genutzt, als mancher vielleicht vermutet. Der Chemnitzer Soziologe Christian Papsdorf hat über dieses Crowdsourcing genannte Phänomen ein Buch geschrieben und erklärt, »wie Surfen zu Arbeit wird«. Enthaltsamkeit scheint hier die utopische Spur zu sein, der die User in Zukunft folgen sollten.