Hyperbaustelle

2109 – Barbarische Notschalter

Samstag, 12. Dezember 2009 von nov

nov, 12. Dez. 2109

Barbarische Urzeiten, als die meisten kritischen Stimmen aus dem Internet per Notschalter verbannt wurden. Angeblich wegen Urheberrechtsverletzungen. Dazu brauchte es nicht mal ein Gerichtsurteil. Barbarisch auch das natürliche Erscheinungsbild in dieser Zeit, als in den Breiten, in denen ich residiere, vor allem noch Fichtenwälder wuchsen. Saurer Regen und Klimawandel haben sie ausgeschaltet. Es gibt nur noch einige Exemplare in unseren Botanik-Museen. Bin heute im Schutzanzug durch den Brechnusswald spaziert. Gewächse, denen wir sehr viel verdanken. Sie gedeihen in der weltweiten Steppe und ihre Frucht liefert hochwertigen Treibstoff. Ihre Blätter halten die starke Strahlung ab. Im populären Liedgut ist der Brechnusswald ein Ort der Begegung zwischen Liebenden. Die Jugendlichen gestalten ihre Mutproben mit den Nüssen, deren Verzehr heftige Übelkeit bewirkt und in hohen Dosen tödlich wirken kann. Aber wir, besser gesagt unsere Botanik-Robots, pflegen diese Wälder wie Heiligtümer, weil wir wissen, was von ihnen abhängt.

To be continued …

Alle Tagebucheinträge von nov aus dem 22. Jahrhundert

Avatar – Rettung nimmt Gestalt an

Mittwoch, 09. Dezember 2009 von urb

In der Dezember-Ausgabe der epd-Film nimmt Gamesforscher Michael Liebe den neuen Film von James Cameron zum Anlass, die Rolle des Avatars zu überdenken. In Camerons 500 Millionen Dollar schweren 3D-Kracher wird der Avatar aus der virtuellen Umgebung in die reale Welt des Planeten Pandora verschickt – eine wirklich innovative Mutation des hinduistischen Gottes.

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2109 – Alles frei Haus

Sonntag, 06. Dezember 2009 von nov

nov, 6. Dez. 2109

Aber wozu überhaupt nach draußen? Seit die Menschen weniger vor die Tür gehen, sind kaum mehr Gewaltverbrechen zu verzeichnen. Es gibt alles frei Haus. Nahrungsmittellieferungen per Rohrpost, Kommunikation über das Netz, Reparaturen per Ferndienst. Die meisten Geräte warten sich selbst, da sollte man sich auch nicht einmischen. Was wir anfordern, bekommen wir, aber wer will sich schon die Bude vollmüllen. Geld wurde vor zwanzig Jahren abgeschafft. Wenn ich mich an die Geschichten meines Vaters erinnere … So um 2020 war das damals so genannte Internet eine Konsum-Ruine geworden, weil man für Inhalte bezahlen musste. Absichtliche Desinformation, unfassbar aus heutiger Sicht! Wie hieß die damalige Medienmafia doch wieder? Irgendwas mit hüpfen oder springen. Oder Berlusconti? Die hatten die ganze Welt im Griff, sagte mein Vater, und wuschen die Gehirne global mit Werbung für Dinge, die niemand brauchte. Das Einzige, was der Normalmensch da beisteuern durfte, war Anworten auf bescheuerte Quizfragen zu geben.

To be continued …

Alle Tagebucheinträge von nov aus dem 22. Jahrhundert

Der kritische November

Sonntag, 29. November 2009 von urb

Der November stand eher im Zeichen der Kritik, in der sich Utopie quasi ex negativo zeigt. Das Positive daran? Dass es diese Formen der Kritik – wie die Raul Zeliks – überhaupt gibt, ob sie nun artistisch oder faktengestählt ausfallen. Und wenn Kritik auch in Handlungen mündet, wie derzeit bei den Bildungsstreiks an unseren Hochschulen, gibt das genügend Anlass zur Hoffnung.

Utopie ist notwendig, weil einer Milliarde Menschen selbst Nahrung und Trinkwasser fehlen.

Utopie ist notwendig, weil einer Milliarde Menschen selbst Nahrung und Trinkwasser fehlen.

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2109 – Draußen die Roboter

Dienstag, 24. November 2009 von nov

nov, 24. Nov. 2109

Wenn ich aus dem Fenster schaue, beruhigt mich die Sicherheit, mit der die Bauarbeiter ihre elektronischen Geräte beherrschen. Aber Akteur und Gerät sind aus einem „Holz“: Wenn einer plötzlich vom Boden abhebt und sich kreiselnd senkrecht nach oben schraubt, fällt erst auf, dass sich da draußen fast ausschließlich Roboter tummeln. Mich verblüfft immer wieder, dass man sie nicht mehr von Menschen unterscheiden kann.

Sie sind unempfindlich gegen die Strahlung und verrichten alle Arbeiten, die uns zu anstrengend oder stupide sind. Die größte Drecksarbeit machen allerdings die „Cypols“, unsere Politroboter. Sie sind unbestechlich und nicht zu kränken durch öffentliche gegenseitige Schmähungen. So eine Art platonisches Philosophengeschlecht, die technische Lösung der Polis-Utopie: Aus Blech müssen sie eben sein, um endlich nicht mehr voreingenommen und auf den eigenen Vorteil bedacht zu handeln.

To be continued …

Alle Tagebucheinträge von nov aus dem 22. Jahrhundert

Voting: Wer ist der Captain deines Raumschiffs?

Sonntag, 22. November 2009 von urb

O Captain, mein Captain! Wem sollten wir uns anvertrauen, wird die Erde gesprengt und wir bewegen uns per Raumschiff in die Tiefen des Alls, unterwegs zu neuen Welten? Kommt nur Jean-Luc Picard in Frage? Macht mit bei dieser kleinen Umfrage.

Falls keine Frau oder kein Mann eures Vertrauens an Bord ist, gebt unter „Other“ euren Vorschlag ein. Klickt auf „View Results, um euch die Ergebnisse anzusehen. Ich werde versuchen, eure Vorschläge zu integrieren und gebe zwischendurch die Ergebnisse in den monatlichen Reviews bekannt.

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2109 – Allianz mit der Natur

Freitag, 20. November 2009 von nov

nov, 20. Nov. 2109

Bei aller Zielgerichtetheit unserer Reformen, die Treibhausgase haben wir lange nicht in den Griff bekommen. Das Wachsen des Ozonlochs wurde erst vor kurzem von unseren Wettermachern gestoppt, und jetzt bedeutet auch nur kurze Zeit ohne Schutzanzug draußen sein, Hautkrebs und Schlimmeres. Am Anfang des 21. Jahrhunderts konnte man nach den Goddard-Berechnungen davon ausgehen, dass mit einem FCKW-Verbot die Ozonschicht gerettet werden könne. Im Jahr 2065 hatte sich die DNA-schädigende UV-Strahlung trotzdem um 850 Prozent gegenüber 1974 verstärkt.

Eine Natur, die sich einfach nicht dominieren ließ, wie ein Wildpferd ausschlug, Tsunamis, Wüsten und Mutantenwellen über uns ausbreitete, hat die Menschheit zusammengeschweißt. Gerettet hat uns aber erst ein komplettes Umdenken: Die Natur ist kein Feind, den man niederwerfen könnte. Sie ist Allianzpartner und fähig zum Dialog. Sie ist träumender Geist.

To be continued …

Alle Tagebucheinträge von nov aus dem 22. Jahrhundert

Freie Bildung statt Bildungsmüll

Donnerstag, 19. November 2009 von urb

Herzlichen Glückwunsch! Wie es unsere Bildungsinstitutionen nur wieder geschafft haben, den jungen Leuten das Gefühl zu geben, dass sie statt gefördert verwertet, verwurschtet und entsorgt werden. Zuerst um Studierende werben und sie dann wie lästigen Müll zwischen überfüllten Hörsälen und schlecht konzipierten Bachelor-Terror herumliegen lassen! Gut, dass die Studis sich das nicht gefallen lassen. Schon weht eine leise Brise Solidarität durchs Land.

Bildungsmüll

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2109 – Hygiene als Vorbotin der Gerechtigkeit

Mittwoch, 18. November 2009 von nov

nov, 18. Nov. 2109

Schaue gerade aus dem Fenster, das schon zirka 20 Jahre nicht mehr von Hand gesäubert wurde. Naja, wenigstens unsere Nanotechnologen haben ganze Arbeit geleistet, das muss ihnen der Neid lassen: Der Lotusblatteffekt des Fensterglases wurde optimiert, lebenslange Sauberkeit garantiert. Außerdem genügt es, dem Fenster das Wort „dunkel“ zuzurufen, schon wird es undurchsichtig.

Keine schlechte Technik, auch wenn sich das Nanokunstwerk manchmal in meine abgründigen Unterhaltungen einmischt. So bekomme ich wenigstens nicht alles draußen mit. Denn leider sind wir mit einigem von dem, was wir uns vorgenommen haben, noch immer nicht ins Reine gekommen. Aber Fensterputzen haben wir schon mal aus der Welt geschafft, iss doch was, oder? Hygiene als Vorbotin der Gerechtigkeit.

To be continued …
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Georg Schramm zur Massenverblödung

Montag, 16. November 2009 von urb

Georg Schramm zieht über unsere »kulturelle Vielfalt« her: dünn hungern mit Heidi Klum und Dreck fressen bei Dirk Bach. Aber natürlich passiert die Massenverblödung nicht ohne Absicht. Fehlleistungen von Politikern und Medienverantwortlichen sind immer nützlich für irgendwelche Gruppen. Wir gehören nur einfach keiner an.

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Utopie ist realistisch

Sonntag, 15. November 2009 von urb

Raul Zelik, Autor des Gesprächsbuchs »Die Vermessung der Utopie. Über Mythen des Kapitalismus und die kommende Gesellschaft«, spricht auf der Hyperbaustelle über die Notwendigkeit von Utopie, die sich als Kritik an den existierenden Verhältnissen entwickelt. Dabei handelt es sich um einen ergebnisoffenen Prozess, der für die Menschen da ist und von ihnen gestaltet werden muss – nicht umgekehrt.

Raul Zelik

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Twitter nimmt Anteil

Mittwoch, 11. November 2009 von urb

Auf zwei unterschiedliche Formen der Anteilnahme durfte ich bei Twitter in der Nacht des 10. November stoßen. Die überwältigende Tweetflut zu Robert Enkes Selbstmord und die Phising-Aktion »videoz . twitter . dfhjkdh«. Die Frage erübrigt sich, welche der  beiden Kommunikationsauswüchse ich mit von der Erde retten würde.

Ein Leben lang zu zweit? Das kann es nicht sein, liebe Phisher!

Ein Leben lang zu zweit? Das kann es nicht sein, liebe Phisher!

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