Hyperbaustelle

2111 – Plattenwechsel

Freitag, 30. Dezember 2011 von nov

nov, 30. Dezember 2111

Was wird aus meinen Daten, wenn ich einmal nicht mehr bin? Eine Frage, die sich mir am Ende jedes Jahres stellt. Wie oft haben meine digitalen Habseligkeiten schon die Festplatten und Wolken gewechselt, und immer noch stehen sie mir zur Verfügung. Natürlich nur insofern ich mich an etwas mehr oder weniger Bestimmtes erinnern kann, und mir ein Suchwort einfällt, es zu bergen.

Was haben die virtuellen Selbsterweiterungen aus mir gemacht? Einen Such- und Sicherungsimpuls? Einen Kontrollwunsch, der sich mittels elektronischer Prothesen durch sein digitales Reich bewegt?

Werde ich in diesen Daten weiterleben? Sind sie – ähnlich wie in der Ergebnisliste einer großen Suchmaschine – eine Spiegelung, die es noch gibt, auch wenn das Originaldokument bereits gelöscht wurde? Und was heißt Löschen in einer Zeit, in der aus DNA oder Speicherzelle doch alles wieder restauriert werden kann?

To be continued …

Alle Tagebucheinträge von nov aus dem 22. Jahrhundert

Zelebrales Theater

Dienstag, 20. Dezember 2011 von urb

Der Philosoph Thomas Metzinger legte 2009 ein interessantes Buch zur Neurophilosophie vor. Die menschliche Existenz erscheint darin als Ego-Tunnel, im Wesentlichen als eine Bühne, auf der das Gehirn Regie führt. Irgendwie spukt hier Schopenhauer in der Theatermaschinerie – einige Punkte, die mir trotz aller Überzeugungskraft des Buches nicht einleuchten wollen.

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Brüderle, komm Punkt Punkt Punkt

Dienstag, 22. November 2011 von urb

Die FDP treibt im eigenen blinden Fleck. Frühkindliches scheint immer wieder in ihr hochzukochen. Umso weniger überrascht die Identifikation Brüderles mit Winnetou: Auch Karl Mays Schriften sind Ausgeburten einer verdrängten, scheinbar jugendfreien Sexualphantasie und billig konstruierter Sozialromantik.

Winnetou und Old Shatterhand - das Traumpaar der 60er-Jahre.

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Feierabendparallelwelt Fußball

Donnerstag, 10. November 2011 von urb

Niemand behauptet, dass Fernsehen der Information dient. Aber muss man gleich Feierabend-Parallelwelten aufbauen, die aus der Restwelt herausgestanzt werden? So empörte sich Wolff-Christoph Fuss, Kommentator des Championsleaguespiels Piräus gegen Dortmund, über die sozialen Umstände in Griechenland, die einen vielversprechenden Fußballabend verhagelten.

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2111 – Ausstieg aus der Geldwirtschaft

Mittwoch, 09. November 2011 von nov

nov, 9. November 2111

Alle dachten damals, dass nach Griechenland Spanien und Italien aus der Eurozone ausscheiden würden. Nein, Großbritannien war es, ein vollkommen marodes Staatsgefüge, das trotz aller Ausbeutung nicht mehr aufrecht zu erhalten war. Die Briten versuchten zwar noch lange die Schuld an Frankreich und Deutschland weiterzugeben. Aber sie wurden vom Zusammenbruch der Londoner Börse überrascht. Wie nur konnten sie ein Haushaltsdefizit von über zehn Prozent so lange verbergen? Wie komme ich gerade drauf? Am 11.11. vor 100 Jahren fing nicht nur der Karneval an, sondern auch der Ausstieg aus der Geldwirtschaft, der dem deutschen Beschluss zum Ausstieg aus der Atomwirtschaft auf den Fuß folgte, aber sich wie dieser noch 50 Jahre hinzog und so manchen Billionen-Schein als Ofenanzünder wirksam werden ließ. Und die Ersparnisse und Lebensversicherungen der Leute? Irgendwo irrlichtern sie in den internationalen Glasfaser-Backbones hin und her, Schätze, die wohl nie mehr zu heben oder so unberechenbar wie ein neuer deus absconditus sind.

To be continued …

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Wie viel Meinung kann ich mir leisten?

Samstag, 05. November 2011 von urb

Das ist keine politische Frage. Keine psychologische. Sondern eine Kapazitätsfrage. Über Dinge nachzudenken, kann sehr anstrengend sein, wenn man aus verschiedenen Gründen täglich gefordert ist. Durch Arbeiten. Verwalten. Erziehen. Betreuen. Bewegen. Erholen. Kommunizieren. Konsumieren. Wo bleibt dabei das Bloggen?

Marodes Telefon in Griechenland

Steht der Kanal? Moderne Kommunikationsmittel haben ihre Tücken. Foto: urb

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2111 – Heilplasma

Sonntag, 29. Mai 2011 von nov

nov, 29. Mai 2111

Gerade bin ich aus der Plasmadusche gestiegen. Mich plagten Infektionen der Atemwege und eine Verletzung, die ich mir bei einer Reparatur der Kloake zugezogen hatte. Ein Aufenthalt im vierten Aggregatzustand der Materie ist heilsam. In diesem können wir Zusammensetzung und Reaktionsweise der Teilchen besser organisieren als in Luft oder Wasser. Die Elektronen und Radikale sorgen für eine nachhaltige Abtötung schädlicher Bakterien und Viren, mit Duftmolekülen geben wir uns einen guten Geruch, und manche behaupten, die Haut würde unter der Plasmadusche mehr Widerstandfähigkeit gegen die Sonnenstrahlen gewinnen. Im Plasmazustand gibt es nichts, wie es ansonsten unter Bedingungen unseres Planeten vorkommt. Die Zusammensetzung der Teilchen ist virtuell. Ihre Wirkung auf den menschlichen Körper ist zu messen, also nicht nur im Sinne positiver Gedanken zu verstehen. Aber fast möchte man sagen, im Plasma findet der Mensch einen ihm angemessenen Regenerationsraum, eine zweite Natur, die ihn vollkommen angenommen hat.

To be continued …

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Über den Winter gekommen?

Dienstag, 05. April 2011 von urb

Wie sind Sie über den Winter gekommen? Wo doch Naturereignisse wie Guttenberge und Westerwellen auf der Strecke geblieben sind! Auf der Hyperbaustelle konnte man merken, dass viele Leute statt im Winterschlaf zu erstarren mit Leidenschaft über alternative Gesellschaftsentwürfe nachdenken. Meinen Dank nochmals an Susanne Wiest, Horst Müller, Ernolf, Thorsten, Bibi, Kathrin, Abu Selma, Paul, vip, the Mule, Gloria, Constanze Kurz, die Blogosphäre, die KTG beerdigt hat, und allen Wählern, die die FDP nicht gewählt haben.

Kartoffelsalat - Bakteriennährboden und Sinnbild für die FDP

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2111 – Energiebanken

Donnerstag, 31. März 2011 von nov

nov, 31. März 2111

Meine Energiebank steht in einem gesicherten Kellerraum und hat ein gutes Füllvolumen. Ich bin immer sparsam gewesen und gewinne durch regelmäßige Einspeisungen immer weiter dazu. So habe ich durch meinen neu entwickelten Sozio-Umspann-Relais ein schönes Kontingent als Prämie dazugeladen bekommen. Den Rest besorgen meine Ultra-Solarzellen rund ums Haus. Unglaublich wie die Energiespeicherbanken die Welt verändert haben. Früher kackten die Akkus dauernd ab, erzählte mir mein Vaterholo. Aber diese neuen Speicher halten über Generationen. Nach dem Tod eines Menschen werden sie aber wieder ins zentrale Spannwerk zurückgeschaltet. Bei der Geburt erhält jeder seine Energiebank, die ihm sein Leben lang den Weg frei macht. Da heißt es wirtschaften und überlegen, wie man sie gefüllt behält – ein dauernder Kreativitätsanreiz. Es soll im zentralen Spannwerk noch Energiefelder geben, die durch Kohlekraftwerke eingespeist wurden. Aber Strom hat heutzutage keine Farbe mehr.

To be continued …

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Lebensinhalt Auto

Mittwoch, 30. März 2011 von urb

Eine Werbung vom Münchner Merkur höre ich fast jeden Morgen im Radio. Sie behandelt die wirklich wichtigen Stationen im Leben eines Bundesbürgers: der erste Kuss, das erste Auto, das zweite Auto, das dritte Auto, nach weiterer Werbung das vierte und fünfte … Ich kann diese bescheuerten „Marketingfahrlässigkeiten“ einfach nicht mehr hören!

Das Auto sollte als Statussymbol längst ausgedient haben - die IAA beweist alljährlich das Gegenteil.

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Die Frith-Experimente

Dienstag, 22. März 2011 von urb

Fred Friths Gitarrenbehandlung ist gewöhnungsbedürftig – aber was erkennen wir schon noch in unseren Hörgewohnheiten? Die Grenzen der Musik erweitern, Klänge suchen und Instrumente ausloten, das ist das Ziel des britischen Ausnahmemusikers zwischen Artrock und humorvollen Klangcollagen, Avantgarde-Folk und Jazz-Improvisation.

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Stümper mit Charisma

Freitag, 25. Februar 2011 von urb

Was ist dran an KT Guttenberg, dass ihn die »Bild« zu ihrem Hauptpotentaten macht? Richtig! Wie das Massenmedium kommt er beim Volke an, und das praktisch bar jeder Inhalte und Fachkompetenz. Längst vom hohen Moralross abgestiegen, frage ich mich: Wie will jemand, der beim Informationsmanagement einer Doktorarbeit versagt, ein Ministerium leiten?

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