Sophie Schäfer schwebt durch Höllenberg; Aufstand der Jungen, ZDF
nov, 5. Januar 2111Was wird die Zukunft bringen? Eine Frage, die der Jahreswechsel seit Jahrtausenden in uns auslöst. Wenn die Computer Zahlen umstellen und die Nacht am tiefsten ist, brennen wir ein Neuronen-Feuerwerk in unseren Köpfen ab. Eigenartig, weil doch die Zukunft das ganze Jahr über auf dem Spiel steht. Früher nannte man den letzten Tag des Jahres Silvester und praktizierte die seltsamsten Bräuche: Blei gießen, Briefkästen mit Böllern sprengen, Linsensuppe essen, sich auf die Rücken schlagen oder rote Unterwäsche tragen. Aber dieses historische Fundstück legt Zeugnis über den bei weitem seltsamsten Brauch ab: »Es entschwindet das alte Jahr. / Die Kinder und der Karpfen sind gar. / Es wird gespeist.// Und wenn die Kannibalen dann satt sind,/ Besoffen und überfressen, ganz matt sind,/ Dann denken sie der geschlachteten Kleinen/ Mit Wehmut und fangen dann an zu weinen.« Tja, Menschenfresser waren eben auch nur Menschen. |
To be continued …
nov, 2. September 2110Manche Menschen leben immer noch in der Annahme, wir befänden uns bereits jenseits des Endes der Geschichte, eine alte US-amerikanische Zwangsvorstellung. Geschichte ist aber kein Organismus, der unabhängig vom Menschen wächst und neben ihm einfach sterben kann. Wir haben gerade erst gelernt, dass wir Geschichte gestalten können, und schon wollen wir sie wieder verabschieden. Als ob wir Angst davor hätten, einen Plan zu haben … Warum haben wir unserer Epoche keinen Namen mehr gegeben? Oder so viele, dass die Benennung keinen Sinn mehr ergab? Post… Post… Post… Post… Angekommen in einem Nirvana, das scheinbar eine Zeit ohne uns selbst imaginiert. Die Welt, wie sie wäre, wenn es keinen Menschen mehr gäbe, aber ein Subjekt, das diese menschenleere Welt beobachten kann. Die eigene Beerdigung, der man selbst beiwohnt. Die Apokalypse, die man im Restaurant am Ende des Universums genießt – ein spätbürgerlicher Selbstüberschreitungsversuch. |
To be continued …
Flexible, kleine und überall instrumentalisierbare Männchen - was will uns dieses Spielzeug wohl sagen?
En haut, de gauche à droite: Jacques Lacan, Cecile Eluard, Pierre Reverdy, Louise Leiris, Pablo Picasso, Fanie de Campan, Valentine Hugo, Simone de Beauvoir, Brassaï. En bas: Jean-Paul Sartre, Albert Camus, Michel Leiris, Jean Abier; Foto: Brassaï
Paul hat das Geheimnis gelüftet: Lest den Kommentar Nr. 2.
nov, 8. Jan. 2110Mein Gedächtnis ist gut, ich habe einen wirklich leistungsstarken Chip in meinen Bioport eingeschoben. Meine persönlichen Erinnerungen organisiere ich auf meinem Holoschirm. Dazu habe ich den Wissensschwerpunkt Geschichte geladen. Das bringt mich zu diesen wunderbaren Visionen und Reflexionen über vergangene Zeiten, die ich definitiv nicht selbst erlebt habe. Mir geistern nicht nur Daten durch den Kopf: Französische Revolution 1789, Wiener Konferenz 1815, sondern auch ganze Videos, beispielsweise über den Fall der Berliner Mauer, das Verhängen des Kriegsrechts in Europa angesichts des internationalen Terrorismus‘, das Versinken der Niederlande in der Nordsee oder die ersten Menschen auf dem Mars; der erste Fuß war im Übrigen der einer Frau. Das ist fast zu viel für einen einzigen Menschen: Diese Wissensflut berauscht, mehr als früher natürlich angebaute Drogen, deren Wirkung ich auch nur über die unmittelbare Wissensvermittlung kenne. |
To be continued …
Der Engel der Geschichte muß so aussehen. Er hat das Antlitz der Vergangenheit zugewendet. Wo eine Kette von Begebenheiten vor uns erscheint, da sieht er eine einzige Katastrophe, die unablässig Trümmer auf Trümmer häuft und sie ihm vor die Füße schleudert. (Walter Benjamin; Bild: Klee, Angelus Novus)
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