Die IT-Branche hat leider nicht kapiert, dass sie uns dienen soll, und nicht wir ihnen. Wenn Pigor Rache für die gebrochenen Versprechen von IT fordert, spricht er vielen aus dem Herzen, und das mit einem Sprachwitz und einer schauspielerischen Glanzleistung, die Mut geben im Kampf gegen die Maschinen und den Jugendgerätewahn. Suchen wir den Button doch einfach nicht mehr.
Marc-Uwe Kling hat recht – noch denken die meisten, sie könnten durch Trittbrettfahren und Anpassung persönlichen Erfolg sichern. Dass wir mit unseren Denk- und Wirtschaftsweisen an natürliche Schranken stoßen, ist anscheinend den wenigstens bewusst. Opportunismus sollte mittlerweile zu den Todsünden gerechnet werden.
Es ist eine besondere Form von Hygiene, sich von Hagen Rether den Kopf waschen zu lassen. Was die machen, alles rauskriegen und was er sich aufregt, das erfährt man von ihm einen ganzen langen Abend gut getaktet, vertont und im wahrsten Sinne des Wortes reinigend.
Deppendorf ist out, es lebe Hassknecht! Das ZDF lernt gerade – scheinbar von moderneren Medien -, was es heißt, Meinung zu bilden. Die Heute-Show hat einen Kommentator, den nur noch das Unterbrechungsbild bremst, wenn er den Protagonisten der Tagespolitik die Leviten liest. Unbekanntes Terrain für den Bundesdeutschen, der sich an das Blatt vor dem Mund gewöhnt hat.
Scheiden tut weh – statt des Winters hätte die Hyperbaustelle in der verückten Jahreszeit gerne die FDP samt ihres Steuersünderklientels hinausgekehrt. Die karnevalesken Einlassungen sollten dabei keineswegs systemstabilisiernd wirken, sondern als durchaus gesellschaftsverändernd verstanden werden. So sorgte der Maskenbruch des Kabarettisten Christian Springer alias Fonsi erst am Aschermittwoch für Furore. Das hatte utopischen Drive: »Ich habe keine Lust mehr, Herr Westerwelle, über Sie Späße zu machen …«
Das Beste am Karneval: Aschermittwoch und Maskenbruch: Christian Springer am Aschermittwoch der Kabarettisten 2010.
Fonsi unterbricht Rede und Rolle beim Aschermittwoch der Kabarettisten, wirft seinen Hut und seine Jacke hin und spricht als Christian Springer zu Guido Westerwelle, der ihm allen Spaß am Derblecken von anderen Politikern genommen hat. Dank Lorenzo gibt es das Video jetzt auf Youtube und hier eingebunden:
Sorry, aber ich kannte sie noch nicht, die Rob Vegas-Show, und ich kann ihrem zuckersüßen Zynismus nicht widerstehen. Der aus Oerlinghausen bei Bielefeld stammende Robert Michel hat sich bei Twitter ein halbes Jahr lang erfolgreich als Harald Schmidt ausgegeben und nahm bei Maybrit Illner Angela Merkel ein Steuerversprechen ab. Und jetzt das:
Obama wird’s schon richten, denn wenn ein Schwarzer in den USA Präsident werden kann, geht alles. Volker Pispers durchleutet die Rolle des neuen Messias, der, ernsthaft betrachtet, eher als Unglücksfall zu sehen ist – als das freundliche Gesicht der Katastrophe, das es trotz aller Sympathie nur erschwert, die wirklichen Abgründe wahrzunehmen.
Georg Schramm zieht über unsere »kulturelle Vielfalt« her: dünn hungern mit Heidi Klum und Dreck fressen bei Dirk Bach. Aber natürlich passiert die Massenverblödung nicht ohne Absicht. Fehlleistungen von Politikern und Medienverantwortlichen sind immer nützlich für irgendwelche Gruppen. Wir gehören nur einfach keiner an.
»Ich bin immer auf dem Teppich geblieben. Doch mein Teppich, der kann fliegen.« Keiner könnte es besser formulieren als Rainald Grebe: das überraschende Verhältnis von Realitätsbewusstsein und abgespacten Einfällen. Er zeigt, was es heißt, ein Liebeslied zu sein, das der ganzen Welt gefällt und als Pürree zur Welt kam. Massenkompatible Kassengestelle auf fliegendem Teppich haben wir einfach viel zu wenig.