Hyperbaustelle

2111 – Energiebanken

Donnerstag, 31. März 2011 von nov

nov, 31. März 2111

Meine Energiebank steht in einem gesicherten Kellerraum und hat ein gutes Füllvolumen. Ich bin immer sparsam gewesen und gewinne durch regelmäßige Einspeisungen immer weiter dazu. So habe ich durch meinen neu entwickelten Sozio-Umspann-Relais ein schönes Kontingent als Prämie dazugeladen bekommen. Den Rest besorgen meine Ultra-Solarzellen rund ums Haus. Unglaublich wie die Energiespeicherbanken die Welt verändert haben. Früher kackten die Akkus dauernd ab, erzählte mir mein Vaterholo. Aber diese neuen Speicher halten über Generationen. Nach dem Tod eines Menschen werden sie aber wieder ins zentrale Spannwerk zurückgeschaltet. Bei der Geburt erhält jeder seine Energiebank, die ihm sein Leben lang den Weg frei macht. Da heißt es wirtschaften und überlegen, wie man sie gefüllt behält – ein dauernder Kreativitätsanreiz. Es soll im zentralen Spannwerk noch Energiefelder geben, die durch Kohlekraftwerke eingespeist wurden. Aber Strom hat heutzutage keine Farbe mehr.

To be continued …

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Lebensinhalt Auto

Mittwoch, 30. März 2011 von urb

Eine Werbung vom Münchner Merkur höre ich fast jeden Morgen im Radio. Sie behandelt die wirklich wichtigen Stationen im Leben eines Bundesbürgers: der erste Kuss, das erste Auto, das zweite Auto, das dritte Auto, nach weiterer Werbung das vierte und fünfte … Ich kann diese bescheuerten „Marketingfahrlässigkeiten“ einfach nicht mehr hören!

Das Auto sollte als Statussymbol längst ausgedient haben - die IAA beweist alljährlich das Gegenteil.

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2111 – Müllgebirge

Montag, 31. Januar 2011 von nov

nov, 31. Januar 2111

Eine fantastische Aussicht von dieser Bergkette, hinunter auf die Anlagen im Tal, wohlgemerkt keine Siedlungen. Wer würde schon gerne unterhalb eines Müllgebirges wohnen. Dem Berg, auf dem ich stehe, merkt man das aber nicht an. Da haben die Landschaftsdesigner ganze Arbeit geleistet. So weit das Auge reicht, erstreckt sich das prächtigste Erholungsgebiet. Gut, die Warnungen sind nicht zu überlesen: Kein Wasser trinken, und nichts essen, was an den Bäumen wächst. Aber diese Vorsicht ist uns eingepflanzt: Denn das Spektrum an Farben, Formen und Größen der Früchte ist unübersichtlich geworden.

Die Erdgeschichte hat einige Gebirge aufgefaltet, weiter südlich die Aufsehen erregenden Alpen, die durch Errosion allerdings weitgehend verödet sind. Der Mensch hat in den vergangenen 100 Jahren die geologische Arbeit fortgesetzt. Seine pflanzenbedeckten Umweltsünden würden jeden Vergleich mit den alten Falten unserer Erde gewinnen.

To be continued …

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2111 – Energiedusche und Fooddesign

Freitag, 14. Januar 2011 von nov

nov, 14. Januar 2111

Ein Wunschtraum des Menschen ist es, Abfall zu hundert Prozent und am besten unendlich wiederzuverwerten. Oder weniger Energie in etwas zu stecken, als man dann anschließend wieder herausholen kann. Etwas, das anfällt oder abfällt, unter die Energiedusche zu stecken und nutzbar zu machen oder zumindest den Anschein von Nutzen zu erwecken. Scheinbar auch ein Grundgedanke des Fooddesigns: Da liegen Furnierabfälle herum, und ein paar Aromastoffe sind zu sonst nichts zu gebrauchen. Also machen wir doch einfach ein Früchtejoghurt draus. Fette sind sich chemisch so ähnlich, egal, ob sie natürlich vorhanden oder technisch hergestellt sind. Da sythetisieren wir doch einfach Futtermittel oder legen Oliven aus gepressten Sägespänen ein. Was haben wir gewonnen, wenn wir toten Gegenständen das Design des Neugewachsenen verpassen? Kann Hunger so gestillt werden? Ich ziehe es vor, Tabletten zu essen und mir schöngestylte Äpfel und Flugmangos aus Plastik in die Schale zu legen. Mir Kochshows dazu anzusehen und mich am Anblick echter Lebensmittel zu erfreuen.

To be continued …

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2110 – Elektro-Urnen

Samstag, 04. Dezember 2010 von nov

nov, 4. Dezember 2110

Hatte heute eine längere Unterredung mit meinem Vater. Als seine Visionen von der Zukunft immer düsterer wurden, musste ich ihn leider abschalten. Seine Holografie sackte wieder in die Festplatte zurück, auf die seine Gedächtnisinhalte nach seinem Tod heruntergeladen wurden. Eine KI-Technologie, die sich schon Marvin Minsky im 20. Jahrhundert vorgestellt hatte.

Mein Minskymat beinhaltet meine Eltern und Großeltern, mit denen ich mich unterhalten kann, wann immer ich möchte. Und ich stelle fest, dass sie auch auf der Festplatte einer Entwicklung unterliegen. Die Hologramme, die sie aussenden, verändern sich. Nicht dass sie älter würden. Mein Vater legt immer mehr Wert auf dunkle Augenhöhlen und ausgemergelte Züge. Während meine Großmutter von Session zu Session jugendlicher wird. Die Gespräche mit ihr sind geradezu paradiesisch. Sie ist davon überzeugt, dass ein goldenes Zeitalter angebrochen ist, seit die Welt die Atomkraft endgültig verabschiedet hatte.

To be continued …

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Nachhaltiger Juli

Montag, 02. August 2010 von urb

»Baut kleine geile Firmen auf« – oder um die Aufforderung Funny van Dannens zu präzisieren: den Großen Konkurrenz mit Businessmodellen machen, die Verantwortung für natürliche Ressourcen und sozialen Zusammenhalt tragen und nicht ausschließlich monetäre Ziele verfolgen. Wie das mit Regenwäldern,  Suchmaschinen und Arbeitsplätzen zusammenhängt, war vergangenes Monat Thema auf der Hyperbaustelle.

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Harapan – Hoffen auf Indonesisch

Mittwoch, 28. Juli 2010 von urb

Hoffnung ist das zentrale Wort im Sprachschatz utopischer Denkungsarten – um so schöner klingt es auf Indonesisch, seit es ein Stück Regenwald in Sumatra bezeichnet, das von einer großen Koalition aus internationalen Verbänden geschützt wird. Sie traten 2007 auf den Plan, um die Hoffnung konkret werden zu lassen.

Batin Sembilan

Die Kinder der Batin Sembilan; Foto: Birdlife

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Ecosia – eine nachhaltige Geschäftsidee

Mittwoch, 07. Juli 2010 von urb

Nachhaltigkeit ist schon längst zum Marketingargument geworden. Die Suchmaschine Ecosia spricht Nutzer gezielt über die Mithilfe bei der Rettung des Regenwalds an. Jana Kroll ist für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig und äußert sich auf der Hyperbaustelle zu persönlichen Motiven, Zielen und Utopien im Zusammenhang mit nachhaltigen Geschäftsideen.

Jana Kroll von Ecosia

Jana Kroll von Ecosia; Foto: Privat

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2110 – Wasserwährung

Mittwoch, 02. Juni 2010 von nov

nov, 2. Juni 2110

Nach dem Zusammenbruch der Geldwirtschaft hat sich eine elementare Währung herausgebildet: der Wasserverbrauch. Wir messen alle Dinge in Litern Wasser, die zu ihrer Herstellung benötigt werden.

1 Orange: 50 Liter
1 Tasse Kaffee: 140 Liter
1 Kilogramm Reis: 3.000 Liter
1 Kilogramm Käse: 5.000 Liter
1 Mikrochip: 32 Liter
1 Paar Schuhe: 8.000 Liter
1 bedienbarer Computer: 20.000 Liter
1 Selbstbeweger: 400.000 Liter

Mit jemandem sein Wasser zu teilen, ist das größte Gastgeschenk, ganz wie es die Fremen aus der alten Schwarte »Wüstenplanet Dune« hielten. Dass ein fantastisch anmutendes Buch so viel Wirklichkeit enthalten könnte, überrascht mich immer wieder, wenn Gloria und ich feierlich unsere Lippen mit nicht aufbereitetem, tiefem und deshalb nicht erneuerbarem Grundwasser benetzen.

To be continued …

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Erneut im Mai

Montag, 31. Mai 2010 von urb

Im Mittelpunkt des Baustellenmais stand neben der Landtagswahl in NRW das Buch des Visionärs Jeremy Rifkin über die Möglichkeit einer empathischen Zivilisation, dessen Lektüre ich wärmstens empfehle. Warum Netzkultur zerstreuend, inzestuös und utopisch zugleich ist, hat mich auch im vergangenen Fliedermonat beschäftigt, ebenso die Poesie der Statistik und die moralische Anstalt des Kabaretts, diesmal am Beispiel Hagen Rethers. Nov fürchtete die entfesselten Riesen der nicht regenerativen Energiegewinnung und die postchristliche Exkommunikation.

Flieder

Foto: Nina

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Die empathische Zivilisation

Sonntag, 23. Mai 2010 von urb

Ein Denker, der Regierungen und Konzerne berät und trotzdem subversiv und kreativ weiterdenkt? Auf Jeremy Rifkin trifft das zu. Der amerikanische Soziologe, Ökonom und Gründer der Foundation on Economic Trends hat die Lizenz zum Abwatschen und fordert nun ein völlig neues und empathisches Denken, um unseren Planeten vor dem Untergang zu retten. Ein Buchtipp für Utopisten.

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2110 – Entfesselte Riesen

Freitag, 07. Mai 2010 von nov

nov, 7. Mai 2110

Seit einer Stunde fahre ich durch eine höchst eintönige Landschaft: Wie eine Plantage Schultafeln reichen die Solaranlagen bis an den Horizont. Wir haben unsere Lektion gelernt: Energiequellen sind umso effektiver, je umweltschonender und risikoloser Energie gewonnen werden kann. Denn häufig genügte ein einziger Unfall, in einem Kernkraftwerk oder auf einer Bohrinsel, um die Menschheit für ihre Dreistigkeit Generationen lang bezahlen zu lassen. Unterirdisch liegen Unmengen atomarer Abfälle verborgen, deren Halbwertszeit die Menschheit wahrscheinlich um ein Vielfaches überdauern wird.

Das ist wie die Geschichte des Zauberlehrlings, der seinem Besen besser nichts befohlen hätte. Es sind nicht immer nur die neuen Haushaltsgeräte, die besonders gut kehren. Auf manchen uralten, Sonne, Wind und Wasser, kann man fliegen, und das ist kein Hexenwerk. Über mir schwingt der riesige Rotor eines Windkraftwerks. Keiner kämpft mehr gegen diesen Riesen. Don Quichote reitet längst auf unserer Seite.

To be continued …

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