Hyperbaustelle

Zelebrales Theater

Dienstag, 20. Dezember 2011 von urb

Der Philosoph Thomas Metzinger legte 2009 ein interessantes Buch zur Neurophilosophie vor. Die menschliche Existenz erscheint darin als Ego-Tunnel, im Wesentlichen als eine Bühne, auf der das Gehirn Regie führt. Irgendwie spukt hier Schopenhauer in der Theatermaschinerie – einige Punkte, die mir trotz aller Überzeugungskraft des Buches nicht einleuchten wollen.

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2110 – Elektro-Urnen

Samstag, 04. Dezember 2010 von nov

nov, 4. Dezember 2110

Hatte heute eine längere Unterredung mit meinem Vater. Als seine Visionen von der Zukunft immer düsterer wurden, musste ich ihn leider abschalten. Seine Holografie sackte wieder in die Festplatte zurück, auf die seine Gedächtnisinhalte nach seinem Tod heruntergeladen wurden. Eine KI-Technologie, die sich schon Marvin Minsky im 20. Jahrhundert vorgestellt hatte.

Mein Minskymat beinhaltet meine Eltern und Großeltern, mit denen ich mich unterhalten kann, wann immer ich möchte. Und ich stelle fest, dass sie auch auf der Festplatte einer Entwicklung unterliegen. Die Hologramme, die sie aussenden, verändern sich. Nicht dass sie älter würden. Mein Vater legt immer mehr Wert auf dunkle Augenhöhlen und ausgemergelte Züge. Während meine Großmutter von Session zu Session jugendlicher wird. Die Gespräche mit ihr sind geradezu paradiesisch. Sie ist davon überzeugt, dass ein goldenes Zeitalter angebrochen ist, seit die Welt die Atomkraft endgültig verabschiedet hatte.

To be continued …

Alle Tagebucheinträge von nov aus dem 22. Jahrhundert

Nachhaltiger Juli

Montag, 02. August 2010 von urb

»Baut kleine geile Firmen auf« – oder um die Aufforderung Funny van Dannens zu präzisieren: den Großen Konkurrenz mit Businessmodellen machen, die Verantwortung für natürliche Ressourcen und sozialen Zusammenhalt tragen und nicht ausschließlich monetäre Ziele verfolgen. Wie das mit Regenwäldern,  Suchmaschinen und Arbeitsplätzen zusammenhängt, war vergangenes Monat Thema auf der Hyperbaustelle.

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Hirne im Dreivierteltakt

Donnerstag, 29. Juli 2010 von urb

Walzerharmonie wäre zu viel gesagt, aber Filmen zuschauen und Gespräche führen taktet und bringt in Gleichklang. Die Neurowissenschaftler von der Princeton Universität erbrachten einen neuen Beleg für die Empathie- und Antizipationsfähigkeit des Menschen. Und dafür, dass Rezipieren und miteinander reden vorausschauende Angelegenheiten sind.

Inter-subject correlation analysis (ISC)

Uri Hasson ist u.a. ein Vertreter der Neurocinematics, der Neurowissenschaft des Films. Die "inter-subject correlation analysis" (ISC) zeigt die Hirnaktivitäten während des Betrachtens eines Films, die Muster der Probanden gleichen sich bei jedem Film.

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Erneut im Mai

Montag, 31. Mai 2010 von urb

Im Mittelpunkt des Baustellenmais stand neben der Landtagswahl in NRW das Buch des Visionärs Jeremy Rifkin über die Möglichkeit einer empathischen Zivilisation, dessen Lektüre ich wärmstens empfehle. Warum Netzkultur zerstreuend, inzestuös und utopisch zugleich ist, hat mich auch im vergangenen Fliedermonat beschäftigt, ebenso die Poesie der Statistik und die moralische Anstalt des Kabaretts, diesmal am Beispiel Hagen Rethers. Nov fürchtete die entfesselten Riesen der nicht regenerativen Energiegewinnung und die postchristliche Exkommunikation.

Flieder

Foto: Nina

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2110 – Viren, Wörter und Gefühle

Samstag, 20. Februar 2010 von nov

nov, 20. Feb. 2110

Seit Bio- und Digitalneuronen direkt ineinander übergehen, sind Computerviren auch auf den menschlichen Organismus übertragbar. Im vergangenen Jahr habe ich mir eine Paraglosstrojaner eingefangen, der meine Lexik umstrukturierte. Ich verwendete nur noch Wörter mit weniger als fünf Buchstaben richtig. Bei allen anderen kam es zu peinlichen Verschiebungen: Bei jeder Begrüßung verabschiedete ich mich, Respektspersonen begegnete ich mit Schimpfwörtern und für meine eigene Person hatte ich ständig andere Namen: Gefräßiger Plapperkäfer von Traal, Babelfisch, Eccentrica Gallumbits, Oberbrülloffizier oder Ähnliches …

Nach einer Formatierung meines Sprachzentrums war dann alles wieder in Ordnung – aber was sage ich, seitdem habe ich das Gefühl, ich sehe mir beim Denken zu. Das Vokubular, das ich zu meiner täglichen Arbeit brauche, flutscht nur so. Aber waren da früher nicht noch Worte, die mir innerlich näher standen …

To be continued …

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Geräuscharme Hirne

Dienstag, 26. Januar 2010 von urb

Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Aber was ist das, ein Wille?  Neurophilosophie-Prof Metzinger weiß nicht, wie viel dieser wiegt und welche Farbe er hat. Und von Freiheit ganz zu schweigen. Denn diese ist ein Geräusch ohne Bedeutung, eine Halluzination unserer fremdbestimmten grauen Masse. Aber was ist das Fremde, das uns bestimmt? Der Wissenschaftler mit seiner Elektrode in unserem Sprachzentrum?

Bildgebende Verfahren entdecken die defekte Großhirnrinde.

Bildgebende Verfahren entdecken die defekte Großhirnrinde.

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2110 – Geschichtsdroge

Freitag, 08. Januar 2010 von nov

nov, 8. Jan. 2110

Mein Gedächtnis ist gut, ich habe einen wirklich leistungsstarken Chip in meinen Bioport eingeschoben. Meine persönlichen Erinnerungen organisiere ich auf meinem Holoschirm. Dazu habe ich den Wissensschwerpunkt Geschichte geladen. Das bringt mich zu diesen wunderbaren Visionen und Reflexionen über vergangene Zeiten, die ich definitiv nicht selbst erlebt habe.

Mir geistern nicht nur Daten durch den Kopf: Französische Revolution 1789, Wiener Konferenz 1815, sondern auch ganze Videos, beispielsweise über den Fall der Berliner Mauer, das Verhängen des Kriegsrechts in Europa angesichts des internationalen Terrorismus‘, das Versinken der Niederlande in der Nordsee oder die ersten Menschen auf dem Mars; der erste Fuß war im Übrigen der einer Frau. Das ist fast zu viel für einen einzigen Menschen: Diese Wissensflut berauscht, mehr als früher natürlich angebaute Drogen, deren Wirkung ich auch nur über die unmittelbare Wissensvermittlung kenne.

To be continued …

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Hirn denkt sich selbst

Montag, 05. Oktober 2009 von urb

Die Bedeutung der Neurowissenschaften steigt, das Hirn versucht, in sich selbst zu blicken. Dabei lernen hoffentlich auch die Naturwissenschaften das „Ich-Sagen“.

Mechanischer Kopf von Raoul Hausmann, 1919, Foto: urb

Mechanischer Kopf von Raoul Hausmann, 1919, Foto: urb

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